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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0300
Hans Speidel

Fleisch- und Fettwaren noch einige Zeit Mangelware und konnten nur auf Marken bezogen
werden. Vieles andere aber, was bisher nicht oder nur im Tauschweg zu bekommen war, wurde
wieder im Handel angeboten. Geschäfte in der Kreisstadt erhielten schon wenige Tage nach der
Währungsreform Offerten von Bohnenkaffee und Tee, und anderwärts gab es wieder Textilwaren
zu kaufen. Und der Stadtbürgermeister berichtete im Stadtrat, daß sich sogar ein Mann um
den zuvor so wenig begehrten Posten eines Stadtarbeiters beworben habe. Die Arbeit wurde
wieder gebührend bewertet und die Arbeitsfreudigkeit dadurch gehoben.

Diese positive Entwicklung setzte sich im Jahre 1949 weiter fort. Die Zwangswirtschaft
hörte allmählich ganz auf, und Industrie und Handwerk zeigten »von der nachhaltigen Zufuhr
von Rohstoffen gespeist« (so die Presse) eine beachtliche Aktivität. Vielerorts entstanden
Erweiterungsbauten - im Jahre 1950 wurden allein 26 Anträge für Industriebauten und
29 Anträge für gewerbliche Bauten eingereicht -, und in vielen Betrieben wurden die Maschineneinrichtungen
erneuert. Neue Arbeitskräfte wurden eingestellt und sogar Filialen in anderen
Gemeinden errichtet. Eine beachtliche Anzahl neuer Handwerksbetriebe entstand, und neue
Einzelhandelsgeschäfte wurden eröffnet. Überall herrschte rege Betriebsamkeit, und die
Bevölkerung hoffte, daß der wirtschaftliche Aufschwung nicht mehr lange auf sich warten lasse.
So kann man die Jahre 1949 und 1950 mit Recht als die ersten Aufbaujahre für Stadt und Kreis
Hechingen bezeichnen.

Belebung des Wohnungsbaus

Zu einer Belebung der einheimischen Wirtschaft trug vor allem auch der in den Jahren 1950
und 1951 einsetzende Wohnungsbau bei. Neben den größeren Aufträgen der bereits früher
erwähnten Baugenossenschaften für das einheimische Baugewerbe kam auch der private
Wohnungsbau zunächst zwar langsam, dann aber doch recht bald in beachtlichem Umfang in
Gang. Die Baulandpreise waren damals noch erschwinglich - etwa 3-DM bis 6,-DM pro qm
in Hechingen, Stadtrandlage -, und vielen Bauherren stand, besonders auf dem Land, auch ein
eigener Bauplatz zur Verfügung. Die Löhne für die Bauarbeiter waren noch niedrig und die
Baustoffe ließen sich leichter beschaffen. Manchem kam auch das sogenannte »Käferholz«, das
sie in den vom Käfer befallenen Wäldern bei Sigmaringen selbst einschlugen, beim Hausbau sehr
zustatten. Vor allem aber waren die vom Land Württemberg-Hohenzollern zugewiesenen
Fördermittel, die teils als Zuschüsse, teils als zinsgünstige Darlehen gegeben wurden, für die
meisten Bauherrn eine wesentliche Hilfe. Allein in den Jahren 1950 bis 1952 wurden dem Kreis
Hechingen rund zwölf Millionen DM vom Land für den Wohnungsbau zugeteilt. Schon im
Jahre 1950 waren über 700 Wohnungen im Bau, und ein großer Teil von diesen konnte noch vor
Jahresende fertiggestellt werden. Das Handwerk im Kreis konnte die vorliegenden Aufträge
kaum mehr bewältigen. Auswärtige Firmen mußten beigezogen werden, und Arbeitskolonnen
aus Oberschwaben und Bayern wurden eingesetzt. Es entfaltete sich eine Bautätigkeit im Kreis,
wie sie die Bevölkerung noch nie zuvor erlebt hatte, und diese hielt auch in den folgenden Jahren
an.

Förderung der Landwirtschaft

Die günstige Aufwärtsentwicklung anfangs der 50er Jahre zeigte sich auch auf anderen
Gebieten. Die Landwirtschaft, die in jenen Jahren immer noch das Rückgrat eines großen Teils
der Einwohnerschaft des Kreises war, erfuhr durch die Einrichtung einer landwirtschaftlichen
Beratungsstelle für Futteranbau und Viehhaltung eine wesentliche Förderung. Diese in
Hechingen stationierte Einrichtung, deren Tätigkeitsbereich sich auch auf mehrere Nachbarkreise
erstreckte, sollte die Bauern durch fachliche Beratung und praktische Anweisung in
ihrer schwierigen Arbeit wirksam unterstützen. Neben örtlichen Versammlungen wurden
Dorflehrgänge, Melkkurse und Fütterungsversuche unter fachmännischer Leitung durchge-

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