Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0316
Neues Schrifttum

Die lockere Struktur, das ansprechende Bildmaterial, aber auch der erzählerische, schnörkellose Stil
Burkarths machen das Buch, das an ein breiteres Publikum gerichtet ist, zu einer gefälligen Lektüre.
Gleichwohl erfüllt es wissenschaftliche Ansprüche, auch wenn die im Anschluß an den Text gedruckten
Anmerkungen sehr kurz gehalten und auf die allerwichtigsten Belege beschränkt sind. (Nebenbei: Im
Quellen- und Literaturverzeichnis hätten die benutzten Archivalien übersichtlicher und mit präziseren
Signaturen dargeboten werden können; auf die Untergliederung der herangezogenen Literatur wäre
vielleicht besser verzichtet worden.) Burkarth ist mit seiner Geschichte der Herrschaft Gammertingen-
Hettingen ein für ähnliche Werke vorbildlicher Kompromiß zwischen populärer und wissenschaftlicher
Darstellungsart gelungen. Wer in Zukunft etwas über die Herrschaft wissen will, sei es der Fachhistoriker,
sei es der an seiner Heimat Interessierte, wird zum »Burkarth« greifen.

Sigmaringen Robert Kretzschmar

Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851. Die deutsche Frage und die
Ereignisse in Baden im Spiegel der Briefe und Aktenstücke aus dem Nachlaß des preußischen
Diplomaten Karl Friedrich von Savigny. Eingel. und hrsg. von Willy Real. Stuttgart: Kohlhammer 1983.
VIII, 721 S. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
. Reihe A: Quellen, Band 33/34).

Die Dokumentation ist ein Beitrag zur deutschen Frage, wie sie sich in der Zeit von der Ablehnung jener
deutschen Kaiserkrone, die die Paulskirche im Frühjahr 1849 dem König von Preußen angeboten hatte, bis
zur Wiederherstellung des Deutschen Bundes zwei Jahre später entwickelte. Bestimmt waren die beiden
Jahre von den Versuchen Preußens, nun von sich aus und im Verein mit den Fürsten doch noch zu einem um
Preußen geeinten Bundesstaat zu kommen, zugleich von den Widerständen, die namentlich von den
süddeutschen Ländern und dann massiv vom wiedererstarkenden Osterreich ausgingen. Baden spielte bei
diesen Versuchen eine besondere Rolle, konnte doch Preußen mit der Niederschlagung des badischen
Aufstandes einen Stützpunkt im Südwesten gewinnen, von dem aus möglicherweise Druck auf die
Nachbarstaaten auszuüben war. Savigny nun, erst dem mit der Niederschlagung des Aufstandes betrauten
Prinzen Wilhelm als Berater zugeteilt, dann zum Gesandten in Karlsruhe bestellt, zeigte sich in seinen
zahlreichen Berichten und Denkschriften - voran an seinen Dienstherrn, den preußischen Außenminister
von Schleinitz, später von Radowitz - als ein engagierter Vertreter dieser Stützpunktpolitik, so etwa, wenn
er sich betont für eine Verlegung der badischen Truppen nach Preußen einsetzte, zur »Umerziehung«, aber
auch als Begründung für eine länger andauernde Besetzung Badens durch preußische Einheiten. Zugleich
erwies er sich als ein streng konservativer Mann, der nicht zu fassen vermochte, daß in Baden selbst im
erzbischöflichen Konvikt in Freiburg - in Matratzen versteckt - »Schießgewehre und Säbel« gefunden
wurden. Um so größer war dann seine Befriedigung, als er mit der Liquidierung der Revolution zu erkennen
glaubte, wie sich die Kirchen wieder füllten. »Zu einer wahren Genugtuung darf es einem gereichen, daß
diese Wiedergeburt... sich unmittelbar an den Eintritt der preußischen Truppen geknüpft hat.« So galten
ihm denn Preußen - dies ein durchgehender Zug der Dokumentation - und speziell seine Armee als der
»Hort« einer gottgewollten Ordnung. An diese knüpfte er dann ebenso konsequent den »Beruf« Preußens,
die deutsche Einheit unter Rückkehr zur »vollständigen gouvernementalen Regierung«, also wieder unter
streng konservativen Vorzeichen, herbeizuführen. Als Preußen mit seiner Mission scheiterte, wies er diese
Aufgabe endgültig der preußischen Armee zu. Die Zeit werde kommen, »wo Preußen das Schwert der
Gerechtigkeit in Deutschland zu führen habe«. Sein jahrzehntelanger Freund Bismarck sollte dies dann tun,
freilich - und man möchte sagen wohltuenderweise - ohne ideologische Einhüllung der »Machtfrage«.

Wertet man die Dokumentation insgesamt, wird man sagen dürfen, daß die Geschichte der beiden Jahre
nicht neu zu schreiben ist. Wenig findet sich zum Maiaufstand in Baden selber, über Verlauf, Gefechte,
Verluste, Standgerichte, wesentlich mehr über das Flüchtlingsproblem, in das vor allem die Schweiz, »der
Herd der Revolution«, involviert war. Da die Dokumentation neben Schriftstücken aus der Feder Savignys
zahlreiche andere - so aus Berlin, Stuttgart, München, Bern, Paris - enthält, bietet sie aber doch eine
Geschichte der beiden Jahre aus aktuell dokumentarischer Sicht, damit verbunden dann auch manch neuen
Einblick. Die spärlichen, aber ausreichenden Anmerkungen, die Zusammenhänge erläutern, Auskunft über
die vorkommenden Personen geben und zusätzliche Literatur anführen, erleichtern das Verständnis. Was
Savigny selber anbelangt, haben wir einen noch jungen Diplomaten vor uns, der sichtlich bemüht war, sich
zu bewähren, in seiner Fixiertheit auf die »preußisch-badische Allianz« allerdings auch manches übersah,

286


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0316