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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0318
Neues Schrifttum

Rezeption der »Göttingischen Principia«, die katholische Aufklärung, ein weltläufiges Professorentum in
Verbindung mit reformfreudigen Kuratoren, eine weitgehende Toleranz gegenüber Protestanten und Juden
und nicht zuletzt Illuminaten und dann Jakobiner für wesentlich mehr Bewegung sorgten. Trotzdem ist
Wandel zu bescheinigen, daß er unter Auswertung eines vielfältigen Materials eine in ihren Ergebnissen
überzeugende und mit einem kombinierten Sach- und Personenregister gut erschlossene Arbeit vorgelegt
hat. Vor allem aber hat er einen Beitrag zur Geschichte der Universität für eine Zeit geschrieben, die den
Ubergang zu jenem bürgerlich-wissenschaftlichen Zeitalter dastellt, das dann auch der Hohen Schule in
Tübingen einen neuen Aufschwung bringen sollte.

Mainz Hugo Lacher

Manfred Dietenberger: »...die Enkel fechtens besser aus!« Zur Geschichte der Arbeiterbewegung in
Oberschwaben. Freiburg: Dreisam 1984. 158 S.

Manfred Dietenberger hat sich die »verschüttet(e) und völlig unbeachtet(e)«, so der DGB Kreisvorsitzende
des Bodenseekreises Heinz Siefritz im Vorwort (S. 6), Geschichte der Arbeiterbewegung in
Oberschwaben zum Thema gewählt. Seine für die Kolleginnen und Kollegen aus den Gewerkschaften und
Betrieben gedachte Publikation ist einem hohen Anspruch verpflichtet, soll sie doch durch die »___Rückeroberung
unserer eigenen Geschichte eine Quelle zur Bestimmung unserer heutigen Kampfformen ...
erschließen« (S.7). Dietenberger weiß um die Schwierigkeiten, »...das Interesse eines historisch nicht
vorgebildeten Lesers... zu fördern«, doch hofft er, als »... aktiver Gewerkschafter und Schichtarbeiter den
richtigen Instinkt dafür entwickelt (zu) haben... (S. 8). Um Geschichte begreifbar und verständlich zu
machen, will er sich »... hauptsächlich auf Ereignisse unserer Region - also auf das Gebiet Oberschwaben«
(S. 8) konzentrieren.

Diesem Vorsatz wird Dietenberger jedoch kaum gerecht. Während sich die ersten Kapitel der
Herausbildung des Lohnarbeiters, der Industrialisierung in Württemberg, den Arbeiterbildungsvereinen,
den Gewerkschaften und der Entstehung und Entwicklung der sozialdemokratischen Partei widmen, wobei
Regionalgeschichte als linearer Fortsatz nationaler Entwicklungen abgeleitet wird, machen insbesondere
seine Ausführungen über die Massenstreikdebatte, die November-Revolution und die Entwicklung von
1919 bis 1933 deutlich, daß die Geschichte der Arbeiterbewegung in Oberschwaben nicht im Mittelpunkt
seines Erkenntnisinteresses steht. Am Beispiel über die Massenstreikdebatte und den Reformismus
(S. 70-74) wird dies besonders evident. Den auf nationaler Ebene geführten Auseinandersetzungen um das
Verhältnis zwischen Gewerkschaften und SPD werden drei Seiten gewidmet, hingegen nur eine Seite dem
»regionalgeschichtlichen« Aspekt und diese dem ohnehin bekannten Beispiel der ».. .Teilnahme der halben
sozialdemokratischen Landtagsfraktion an einem Kaffeekränzchen mit dem König in Ludwigshafen«

Auch die Kapitel über die November-Revolution und die Entwicklung von 1919 bis 1933 sind für den
erwartungsvollen Leser enttäuschend. Regionalspezifische Entwicklungen mit all ihren Eigenheiten und
Sonderentwicklungen, eben »Geschichte von unten«, werden nur am Rande berührt. Die Darstellung des
für die Arbeiterbewegung so wichtigen Datums der November-Revolution beschränkt sich für Oberschwaben
auf etwas mehr als 70 Zeilen und begnügt sich ansonsten mit der Wiedergabe des »Oberschwäbischen
Anzeigers« vom 12.11.1918 und einer mehrseitigen Wiedergabe aus den von Leo Stern herausgegebenen
Bänden über die »Auswirkungen der Großen Sozialistischen Oktober-Revolution« (S. 75-89). Die
Entwicklung der Arbeiterbewegung in Oberschwaben von 1919 bis 1933 (S. 90-105) stellt sich für
Dietenberger erschöpfend in ganzen drei(!) Zeilen (S.98) dar. Ansonsten werden nur noch mehrere
Photographien, zwei Plakate zum 1. Mai und eine Vereinbarung in der Metallindustrie in Württemberg und
Hohenzollern von 1922 wiedergegeben!

Auch das Kapitel über den Wiederaufbau der Städte und Arbeiterorganisationen (S. 127-135) nach 1945
in Oberschwaben hält dem Anspruch der »...fragliche historische Wertungen...« (S.8) vermeidenden
»Rückeroberung der eigenen Geschichte« nicht stand. Die Reorganisation der Arbeiterbewegung wird von
Dietenberger unter dem Gesichtspunkt vermessen,«... daß eine neue gesellschaftliche Ordnung von Grund
auf erfolgen müßte« (S. 128), wobei ihm zum Beweis regionaler Neuordnungsvorstellungen ausgerechnet
das Ahlener Programm der CDU (S. 128) gilt. Einzig die beiden Kapitel über den Faschismus und den
Widerstand in Oberschwaben (S. 106-126) stellen die regionalgeschichtliche Entwicklung in den Mittelpunkt
, doch hätte man sich hier eine Vertiefung und Intensivierung gewünscht. Wichtige Stationen der
Gewerkschaftsgeschichte in der BRD-Wiederaufrüstung, Mitbestimmung usw. werden von Dietenber-

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