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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0020
Wilfried Pfefferkorn

Treppe auf dem Schutt in die Kernburg hinauf. Die noch erhaltenen Scharten haben an ihrer
Engstelle einen fast quadratischen Querschnitt und vergrößern sich nach außen trichterförmig
zu einem liegenden Rechteck von etwa 25 x 90 Zentimeter Weite. Die inneren Nischen der
Scharten und die sich ergebende Brüstungshöhe von etwa 1,25 Meter lassen vermuten, daß es
keine Geschützstände waren. Bei der Enge des Raumes hätten sich die Kanonen auch
gegenseitig stark behindert. Es muß also an handgeführte leichtere Waffen gedacht werden. Ein
innen umlaufender Geschoßabsatz, der etwa 60 Zentimeter unter dem Eingangspodest vom
Burghof her liegt, läßt vermuten, daß eine Holzbalkendecke ein weiteres Wehrgeschoß trug.

Der Schutthügel vor der bugartigen Ostspitze der Kernburg verbirgt die Reste eines runden
Treppenturmes aus Ziegelmauerwerk. Er wurde bei Erdarbeiten nur knapp angeschnitten,
niemals untersucht und wieder hoch mit Schutt angefüllt13.

An die Südseite angebaut ist der mächtige »Südturm« mit annähernd rechteckigem
Grundriß in den Abmessungen 5,20 Meter breit und 3,80 bis 5,20 Meter tief. Im Erdgeschoß auf
Höhe des unteren Hofes hat der Turm an jeder der drei freien Seiten eine Öffnung, deren
ursprüngliche Form und Größe infolge der ausgebrochenen Leibungen nur bedingt ablesbar
sind. Durch die südliche der Offnungen ist der Raum begehbar. Aus den vorhandenen Resten
kann geschlossen werden, daß dieser Raum von einem Kreuzgewölbe aus Ziegeln überdeckt
war. In der östlichen Ecke liegt knapp an der Felswand eine schmale spitzbogige Pforte, die in
den Schuttkegel am Fuß der Kernburg mündet. Die vollständige Höhe der Öffnung und ihr
eigentlicher Zweck sind unbekannt geblieben, weil der anstehende Schutt innen und außen eine
abschließende Beurteilung nicht gestattet. Der Spitzbogen, der handwerklich nicht sehr
sorgfältig ausgeführt wurde, ist übrigens der einzige sichtbare auf der gesamten Burganlage.
Ansonsten ist der Südturm schachtartig leer und nach oben offen. Auf Höhe des oberen
Burghofes befand sich direkt in der Turmachse ein Ausbruch, der sich durch einen Riegelbalkenkanal
nach Westen hin und durch Reste von Leibungen bzw. durch den Segmentbogensturz
als ehemaliger Eingang deuten ließ. Im Zusammenhang mit dem Südturm müssen die westlich
davon am Felssockel anschließenden Mauerreste gesehen werden. Sie haben sich, wie schon
länger vermutet, als Treppenrampe rekonstruieren lassen H. Diese Rampe ist nicht durchgehend
massiv errichtet, sondern gegen den Hof hin durch zwei bogenüberdeckte Nischen verschiedener
Höhe - der Rampensteigung folgend - aufgelöst. Deutlich ist zu erkennen, daß die Rampe
nicht bis zum Südturm reichte, sondern etwa 4 Meter davor endete, so daß eine Art »Graben«
entstand. Nachdem der Südturm schachtartig leer ist, hat vermutlich eine hölzerne Wipp-
Brücke den Abstand zwischen Rampe und Turm überspannt. Bei einer solchen Brücke kippt
beim Heben des äußeren Grabenteiles das Innenteil in den Turm15. Wer dabei bereits die
Brücke betreten hatte, wurde in den Turm geschleudert. Die Absturzhöhe hätte dabei
mindestens 8 Meter betragen. Derartige Einrichtungen sind unter der Bezeichnung »Wolfsgrube
« auch andernorts bekannt16.

Die Treppe ist durch erhalten gebliebene Kalksteinstufen gut dokumentiert. Der Antritt
liegt quer zur Südfront der Burg im Schutt des unteren Hofes versteckt, aber drei Stufen sind
dort sichtbar17. Danach folgt ein Podest mit Entwässerungsrinne, die erkennen läßt, daß die
Treppe nicht überdacht war. Die Lauflinie der Treppe biegt auf diesem Podest um 90° nach
rechts, so daß die folgende eigentliche Treppe parallel zur Burgaußenmauer verlief. Hier sind 11

13 Der Grund für das Wiederzuschütten liegt in der seinerzeitigen Befürchtung, daß man den technischen
Problemen bei der Sicherung des Ziegelmauerwerkes nicht gewachsen sein würde.

14 Der Grundriß von K. A. Koch, abgebildet beim Aufsatz von Edelmann (wie Anm. 12), enthält bereits
einen Hinweis auf diesen Zugang.

15 Otto Piper: Burgenkunde. München 1912, Nachdruck Frankfurt a. Main 1967. S.314.

16 Villena (wie Anm. 7) S. 80.

17 Die amtliche Grabung beschränkte sich im wesentlichen auf die eigentliche Kernburg, so blieben die
Einzelheiten im Unteren Hof bzw. der Vorburg ungeklärt.

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