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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0070
Andreas Zekorn

ladet diejenigen zur Teilnahme ein, welche nicht abgeneigt, etwas zum allgemeinen Vergnügen
beyzutragensl.

Hier wird schon das wichtigste Motiv zur Vereinsgründung genannt: Geselligkeit. Dieses
Bedürfnis nach Geselligkeit ist in einer kleinen Residenzstadt wie Sigmaringen gut zu
verstehen, in der sich alles in einem »Pflanzenschlaf« befand. Außer einem höfischen Leben,
zu dem auch das Theater82 zu rechnen ist, gab es zu dieser Zeit in Sigmaringen wohl keine
nennenswerten Orte zu geselliger und kultureller Unterhaltung. Gleichzeitig bedeutet die
Gründung der Museumsgesellschaft, wie schon die der Lesegesellschaft, eine allmähliche
Loslösung von der höfischen Kultur83.

Interessant ist die Tatsache, daß die Museumsgesellschaft aus einer Lesegesellschaft
hervorging. Die reine Lesegesellschaft reichte nicht mehr aus, die Wünsche der Mitglieder und
weiterer Personenkreise zu befriedigen. So wurde der »Aufgabenbereich« der Gesellschaft
erweitert. Die Museumsgesellschaft hielt zwar weiterhin Zeitungen und Zeitschriften, neben
diesem Zweck stand aber gleichberechtigt der gesellige Umgang. Dies zeigt sich deutlich in der
Zielsetzung der Gesellschaft: Das Museum ist theils gemeinschaftliche Lesneranstalt, als solche
hält es eine Auswahl von Zeitungen und Zeitschriften, die wo möglich den Wünschen und
Bedürfnissen aller und einzelner Mitglieder entsprechen sollen, theils Vereinigungspunkt für
geselligen Umgang, Kunstgenüsse und andere Vergnügungen; als solcher ist es namentlich für
die Gesellschaft zu Konzerten, Kasinos und Bällen bestimmt^. Dabei wurden in der ersten
Zeit der Museumsgesellschaft die beiden Komponenten Lesegesellschaft und geselliger Verein
noch sehr deutlich unterschieden, wie aus folgender Passage hervorgeht: Es hat sich... eine
Gesellschaft... zum Zwecke der geselligen Unterhaltung und Erholung, verbunden mit einer
Lesegesellschaft gebildet.. .85'. Der allgemeine Entwicklungstrend der frühen Lesegesellschaften
hin zu geselligen Vereinen machte sich auch in Sigmaringen bemerkbar86. Außerdem
dürfte das Beispiel anderer Vereine gewirkt haben; schon der Name »Museum«, der vor allem
bei geselligen Lesegesellschaften im süddeutschen Raum verbreitet war, deutet darauf hin87.
Direktes Vorbild und ausschlaggebend für die Konstituierung der Sigmaringer Gesellschaft

81 Ebd., S.4.

82 Die ersten benannten Theaterstücke wurden 1813 aufgeführt. Die Aufführungen fanden in verschiedenen
Wirtshaussälen statt. Vgl. dazu: Georg Hering, Das Hoftheater einer süddeutschen Kleinresidenz.
Das Sigmaringer Hoftheater in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zulassungsarbeit (mschr.), Weingarten
1968, S. 10 und S.22.

83 Wie lange das kulturelle Leben Sigmaringens noch vom Hofe beeinflußt wurde, zeigt sich gerade am
Beispiel des Hoftheaters. Der Fürst erbaute und unterstützte das Theater. Die vielfältige Art der
Unterstützung illustriert ein zeitgenössischer Bericht plastisch: »Von Seite der Einwohner und der
Nachbarn fand das Theater durch lebhaften Besuch immer Unterstützung... das Fehlende mußte der Hof
ergänzen, was auch in reichlichem Maaße geschah; außer der Benützung des Lokals sammt Einrichtung,
der Heitzung, Beleuchtung, sowie dem unentgeldlichen Mitwirken der fürstlichen Militärmusik... erhielt
die Gesellschaft einen ansehnlichen monatlichen Beitrag aus dem fürstlichen Hofkassenamte.« (»Der
schwäbische Humorist«, 1839, Nr. 14 [wie Anm. 76] S.55.) Auch in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts
bewarben sich Künstler direkt bei Hofe um Aufführungen, die dann oft direkt vor dem Hofe stattfanden
(FAS NVZ 13224, und NVZ 13213).

84 Statuten, Museum, 1825, §1.

85 Mietvertrag mit dem Bärenwirt, 1825, zit. n.: Paeffgen (wie Anm. 17) S.34.

86 Vgl. Prüsener, Lesegesellschaften (wie Anm. 1) Sp. 508: »Oft wandelte sich eine für den bürgerlichen
Emanzipationsprozeß typische Lesegesellschaft gegen Ende des Jahrhunderts zu dieser geselligen Form
um...«.

87 Vgl. hierzu Janson (wie Anm. 10) S. 9 ff. Folgende Vereine mit dem Namen Museum, die vor der
Sigmaringer Gesellschaft gegründet wurden, werden bei Janson genannt: Stuttgart (1807), Karlsruhe
(1808), Nürnberg (1810), Tübingen (1821), Ludwigsburg (1822).

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