Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0095
Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen

Seilschaft als Integrationsfaktor um so wichtiger, als es sich hier um eine geschlossene Gruppe
handelte, die zur etablierten Sigmaringer Oberschicht stieß. Wie schnell die Integration der
Preußen vor sich ging, läßt sich nicht sagen, doch das Mitgliederverzeichnis von 1925 zeigt,
daß sie vollzogen wurde. Die Museumsgesellschaft trug auf diese Weise über die Jahre hinweg
immer wieder zur Verschmelzung der alten Oberschicht mit Neubürgern aus denselben
Kreisen bei.

8.1.6. Zusammenfassung

In der Museumsgesellschaft befand sich ein nach außen abgegrenztes Publikum, das durch
sozialen Rang und Bildung bestimmt war. Diese Auswahlkriterien ließen sich schon in den
Statuten erkennen, und unter den Mitgliedern befanden sich nur wenige Personen, die diesen
Kriterien nicht entsprachen. Die Auswahl der Mitglieder zeigt sich gerade am Beispiel der
Lehrenden, worunter sich nur höheres Lehrpersonal und kein Volksschullehrer befand. Die
Volksschullehrer besaßen wohl keine ausreichende akademische Qualifikation289. So schloß
sich die Gesellschaft gegenüber niederen Schichten ab, während sich innerhalb des Vereins
Gleichgestellte und Gleichberechtigte begegneten. Auf diese Weise konnte sich in der
Museumsgesellschaft ein Bildungs- und Beamtenbürgertum konstituieren.

8.2. Die Mitglieder des Bürgervereins

Dem umfangreichen Material über die Mitglieder der Museumsgesellschaft ist auf Seiten
des Bürgervereins kein Äquivalent entgegenzusetzen. Da nur ein Mitgliederverzeichnis des
Bürgervereins erhalten ist, kann die Mitgliederstruktur des Bürgervereins nur annähernd aus
einzelnen Berufsangaben und in negativer Abgrenzung zu höheren und niederen Bevölkerungsschichten
bestimmt werden.

In einem Zeitungsartikel von 1839 werden die Mitglieder des Bürgervereins als sehr
gemischte Elemente bezeichnet, im Gegensatz zum Museum, das den gebildeteren Theile der
Bewohner umfaßte290. B.Pfaff bezeichnet die Vereinsmitglieder als »Sigmaringer Bürgerschaft
«, die bei der Gründung der Museumsgesellschaft »nur in ganz geringem Maß beteiligt«
war291. Wer waren nun diese »gemischten Elemente« und die »Sigmaringer Bürgerschaft«?
Anhaltspunkte bieten einmal Berufsangaben, die für einzelne Mitglieder gefunden werden
konnten292. Im Zeitraum bis 1849 erscheinen niederere Beamte und Handwerksmeister als
Mitglieder und 1926/28 neben Beamten und Handwerksmeistern noch 2 Kaufleute und ein
Buchhändler. Diese Aufstellung ist natürlich nicht repräsentativ für die gesamte Mitgliedschaft
, doch korrespondiert sie in etwa mit einer mündlichen Auskunft über die Mitglieder des
Bürgervereins in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts293. Als Mitglieder wurden hier Hoflieferanten
, Handwerker und allgemein einheimische Bürger genannt.

1843 besaß der Verein über 100 Mitglieder294 und umfaßte damit weite Bevölkerungskreise
. Vergleicht man eine Aufstellung von Berufen, die 1830 von Sigmaringer Bürgern

289 Natürlich wurden auch Ausnahmen gemacht, so wurde z.B. der fürstliche Hofintendant Robert
Harrer in die Gesellschaft aufgenommen, weil er ein beliebter Unterhalter war, aber nicht das Abitur
besaß. Dieses Beispiel wurde mir durch freundliche Mitteilung von dem ehemaligen Konrektor Herrn
Georg Gauggel bekannt. Dieser bestätigte auch nochmals, daß im Museum streng darauf geachtet wurde,
daß keiner dazu kam, der nicht dazu gehörte.

290 »Der schwäbische Humorist«, 1839, Nr. 14 (wie Anm. 76) S. 55.

291 Pfaff, Die Vereine (wie Anm. 168) S. 133.

292 Vgl. dazu die Übersicht im Anschluß an dieses Kapitel, S. 95 ff.

293 Die freundliche Auskunft wurde mir von einer alten Sigmaringer Bürgerin, Frau Strobel, erteilt.

294 StAS Ho 235, VIII, F. 4., No. 943 (Schreiben vom 21.5.1843). Vgl. auch unten S. 97.

93


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0095