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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0104
Andreas Zekom

Die Verbindung zwischen Vereinsmitgliedschaft und politischer Aktivität kann wohl nicht
in eine einfache Relation gesetzt werden. Vor allem zwei Einschränkungen sind dabei zu
machen. Erstens gab es vermutlich viele Mitglieder, die politisch nicht in Erscheinung traten,
und umgekehrt Personen, die nicht vereinsmäßig organisiert und doch politisch tätig waren.
Zweitens war die Intelligenzschicht schon durch ihre Bildung für eine führende Position in der
Politik prädestiniert. Die Funktion der Museumsgesellschaft und auch des Bürgervereins in
bezug auf die politische Aktivierung ihrer Mitglieder ist auf dem Gebiet der Meinungs- und
Bewußtseinsbildung zu suchen. An dieser Stelle ist besonders auf die Publikationen zur
Vereinsforschung hinzuweisen, in denen immer wieder die bewußtseinsbildende Funktion der
Vereine betont wird. Für die frühen Lesegesellschaften des 18.Jahrhunderts zieht z.B.
O.Dann folgendes Fazit: »Festzuhalten bleibt... eine nicht zu unterschätzende Bewußtseinsbildung
, die sich in Zeiten politischer Spannung schnell in Aktion umsetzen konnte«368.

Dies gilt auch für die Sigmaringer Verhältnisse. Die Grundlagen für eine politische
Aktivität einzelner Vereinsmitglieder wurden in den Vereinen gelegt. Der Verein bot einen
Ort zum Gedankenaustausch, wo die eigene Meinung entwickelt, gefestigt und vertreten
werden konnte. Ebenso bestand die Möglichkeit, persönliche Beziehungen zu Gleichgesinnten
aufzubauen, mit denen später politisch gehandelt wurde. Hier ist besonders an die
Ausschußmitglieder des »Vaterländischen Vereins« zu denken. Zudem waren durch die
Vereinsorganisation demokratische Prozesse und Strukturen kennenzulernen, wie sie in der
realen staatlichen Sphäre nicht verwirklicht waren369. Museumsgesellschaft und Bürgerverein
können so als Versuchsfeld zur Erprobung politischer Fähigkeiten gesehen werden, wozu sich
vor allem in den Ausschüssen Gelegenheit bot. All dies mag mit- und zusammengewirkt
haben bei der Politisierung der Vereinsmitglieder. Museum und Bürgerverein dürften für die
einflußreiche Rolle, die ein Teil ihrer Mitglieder in der Revolution von 1848/49 spielte,
mitbestimmend gewesen sein.

10. DIE PERIODIKA DER MUSEUMSGESELLSCHAFT

In diesem Kapitel sollen einige Jahrgänge der Zeitungs- und Zeitschriftenbestände der
Museumsgesellschaft untersucht werden370. Diese Untersuchung soll dazu beitragen, die
Gesellschaft genauer zu charakterisieren und aus den einzelnen Zeitungsprogrammen Rückschlüsse
auf den Verein, seine Mitglieder und die jeweilige Zeit- und Geisteshaltung zu
gewinnen. Zudem können auch Aufschlüsse über die Haltung der Museumsgesellschaft zur
Literatur und ihre Ansprüche an die Literatur erwartet werden371.

Es wurde versucht, stichwortartig den Inhalt bzw. die politische Richtung der jeweiligen
Zeitung oder Zeitschrift für die betreffenden Jahre anzugeben und, soweit als möglich, den
Leserkreis und die Verbreitung der Zeitung zu ermitteln. Die Zeitungen und Zeitschriften
wurden in Anlehnung an die von Prüsener getroffene Einteilung372 nach ihrem Inhalt
verschiedenen Kategorien zugeordnet.

368 Dann, Einleitung (wie Anm. 2) S. 20. Ebenso betont Nipperdey bei der Untersuchung des Verhältnisses
zwischen Staat und Verein die politisierende Wirkung der Vereine, wo »(die) aufs Theoretische
beschränkte private Diskussion so aufs Politische zurück(schlägt), sie ... über den Prozeß der Bewußtseinsbildung
selbst politisch virulent (wird)« (Nipperdey [wie Anm. 13] S. 195).

369 Vgl. dazu oben, S. 81 ff. (Statuten).

370 Als Quelle dienten die bei Paeffgen (wie Anm. 17) S. 70 ff. abgedruckten Zeitungs- und Zeitschriftenlisten
der Museumsgesellschaft der Jahre 1825, 1860, 1880, 1900 und 1925.

371 Unter diesen Aspekt der Leserhaltung gegenüber der Literatur stellte Prüsener ihre Untersuchung
der Lektürebestände der frühen Lesegesellschaften (Prüsener, Lesegesellschaften [wie Anm. 1]
Sp. 425 ff.). Eine Untersuchung der politischen Tendenzen der Periodika wurde aber hier nicht durchgeführt
.

372 Vgl. dazu: ebd., Sp. 427-435.

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