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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0118
Andreas Zekorn

allen Ebenen und in allen Schichten«444 Bedürfnisse bediente. Neue weitere Publikumskreise,
deren Lebenswelt man zum Gegenstand der Literatur machte, wurden für die Lektüre gewonnen.

Die Schichten, die dieses neue Massenpublikum ausmachten, untersucht Langenbucher
exemplarisch anhand des Gartenlaubenpublikums. Er kommt zu dem Ergebnis, daß der soziale
Standard »der Struktur dieses Publikums eher in der Gesellschaftspyramide von der Mitte nach
oben reichend, als nach unten tendierend zu lokalisieren« sei445. Ohne dieses Ergebnis
verallgemeinern zu wollen, entspricht der Bürgerverein dem doch recht genau, sowohl von der
sozialen Zusammensetzung der Mitglieder als auch von der Art der Lektüre her.

11.5. Vergleich: Museumsgesellschaft und Bürgerverein

Zur weiteren Verdeutlichung des eben Gesagten seien die Unterschiede im Lektüreprogramm
zur Museumsgesellschaft hervorgehoben. Während im Bürgerverein Zeitschriften der Massenpresse
gehalten wurden, die auf breite Publikumsschichten zugeschnitten waren, besaß die
Museumsgesellschaft mehr Periodika, die für ein (akademisch) gebildetes Publikum gedacht
waren. Die Tageszeitungen zur aktuellen politischen Information waren doch anspruchsvoller
als die Familienzeitschriften zur Unterhaltung. Die Unterschiede lassen sich an drei Zeitschriften
mit vergleichbarem Inhalt aufzeigen. Die Museumsgesellschaft hielt 1880 die kulturpolitischgeographische
Zeitschrift »Ausland« und die Unterhaltungszeitschrift »Illustrierte Zeitung«;
beide Blätter sprachen gebildete Bürgerkreise an446. Der Bürgerverein dagegen hatte die
Publikumszeitschrift »Über Land und Meer« abonniert, die auf ihre Weise beide Themenkreise,
die von den Zeitschriften des Museums behandelt wurden, zum Inhalt hatte447. Beide
Gesellschaften besaßen jedoch die »Fliegenden Blätter«, so daß die Grenzen fließend sind.
Die schichtenspezifischen Unterschiede in der Rezeption der Literatur hebt z.B. auch
Langenbucher hervor: »Allein die ästhetischen Niveauunterschiede sind so gravierend, daß
man sinnvollerweise mindestes nach 1848 immer eine Elite- und andererseits eine Massenliteratur
(Massenkultur) unterscheiden sollte«448. Am Beispiel von Museumsgesellschaft und
Bürgerverein treten diese Unterschiede plastisch hervor. Die Museumsgesellschaft zählt eher
zur Elitekultur mit einem gebildeten Publikum und den entsprechenden Periodika, während
die Mitglieder des Bürgervereins mehr zum »Massenpublikum« zu rechnen und die Lektürebestände
für die »Massenkultur« repräsentativ sind.

12. DAS VEREINSLEBEN DER MUSEUMSGESELLSCHAFT

Das innere Leben des Vereins kurz darzustellen, ist Ziel dieses Kapitels, um einen
Eindruck von der Vielfältigkeit der Vereinstätigkeit zu erhalten, von der alltäglichen Benutzung
der Gesellschaftsräume bis hin zu den Höhepunkten des geselligen Lebens449.

Eine zentrale Einrichtung war das Lesezimmer. Es war von 8 Uhr morgens bis 10 Uhr
abends geöffnet450. In ihm befanden sich die Bibliothekseinrichtungen, Schreibmaterialien für

444 Ebd., S. 1862.

445 Ebd., S. 1860.

446 Vgl. oben, S. 106 f.

447 Vgl. oben, S. 111.

448 Langenbucher (wie Anm. 443) S. 1862. Diese Unterscheidung bei Langenbucher ist nicht abqualifizierend
oder wertend zu verstehen, genauso wie die gesamte Differenzierung bei Bürgerverein und
Museumsgesellschaft. Man kann jedoch nicht umhin, Niveauunterschiede festzustellen.

449 Vgl. zu diesem Kapitel auch das im Anhang wiedergegebene Tafelwerk mit den Abbildungen der
Museumsmitglieder von 1845. Diese Bilder vermitteln eine sehr gute Vorstellung von den Aktivitäten der
Mitglieder. Zur Frage nach dem Künstler vgl. dort.

450 Statuten, Museum, 1825, § 13, und Statuten, 1840, § 19.

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