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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0163
Die hohenzollerischen Exklaven im Landkreis Biberach

Bei der Rinderhaltung sah es ähnlich aus. In Billafingen besaßen 17 Rinderhalter 90 Rinder,
worunter nur 39 Milchkühe waren, aber 27 Zugochsen und 24 Stück junges Zugvieh; zur
Nachzucht waren 16 Kälber bestimmt. Die durchschnittliche bäuerliche Rinderherde setzte
sich hier aus 2 Kühen, 2 Ochsen, 1-2Jungrindern und 1 Kalb zusammen. Demgegenüber
fütterte jeder der 104 Langenenslinger Rinderhalter im Mittel nur 2 Milchkühe und 1 weiteres
Zugtier (Ochse oder Kuh) durch den Winter, und nur jeder dritte Rindviehhalter zog ein Kalb
auf (s.Tab.3).

Die Schweinehaltung war in Billafingen und in Langenenslingen bescheiden. In Billafingen
mästeten 17Bauem 29Mastschweine, in Langenenslingen hatten 96Schweinehalter 141 Mastschweine
, zwei Bauern hatten darüberhinaus je 2 Zuchtsauen.

Unbedeutend war in beiden Gemeinden die Schaf- und Ziegenhaltung. Schafe (75) gab es
nur in Langenenslingen (1 Halter), Ziegen 65 Stück bei 34 Haltern (8 Halter mit 14 Ziegen in
Billafingen). An Bienenstöcken wurden 45 in Billafingen (10 Imker) und 62 in Langenenslingen
(9 Imker) gezählt. Hühner führt die Statistik nicht auf.

Angesichts solcher Viehzahlen kommen Zweifel auf, ob die Bauern von ihrem Grünland
allein das Großvieh ernähren konnten. Tatsächlich standen ihnen noch andere Futterquellen
zur Verfügung, so vor allem die umfangreichen Weiderechte auf der Allmende18 und im
Rahmen der Dreifelderwirtschaft auf dem Brachösch, wobei die Gemeinschaft der Viehhalter
auf eine möglichst lange Weidezeit (von März bis November) drängte, sowie - nicht zu
vergessen -, das Hafer-, Gersten- und Roggenstroh, das unter das Heu gemischt wurde. Der
Schweinemast diente zudem noch das »Eckerich« in den Buchen- und Eichenwäldern19.

Allerdings hat hier die Einführung der ganzjährigen Stallhaltung und Stallfütterung (1825
bereits in Burgau eingeführt, in Billafingen und Langenenslingen 1829 noch unbekannt20) zur
Suche nach anderen Futterquellen, z.B. zum Kleeanbau auf dem Brachösch gezwungen, wie ja
überhaupt der Feldfutterbau erst steigende Viehzahlen ermöglicht hat, in unserer Tabelle
erkennbar an den größeren Rinderherden ab 1875.

Die Entwicklung der Viehhaltung im 19. und 20. Jahrhundert markieren die Aufnahme der
Schweinemast und die Ferkelproduktion in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts sowie die
Milcherzeugung21, die auf der Basis eines größeren Milchkuhstapels ebenfalls ab 1875 ein lohnendes
Produktionsziel wird, schließlich in den letzten Jahrzehnten (nach 1965) der Rückgang der
Pferdehaltung. Daneben ist von Bedeutung, daß in der letzten Zeit viele Bauern die Viehhaltung
überhaupt aufgaben und dennoch die Viehbestände auf den Höfen sich ständig vergrößerten, z. T.
sich verdoppelten und verdreifachten. Auch daran werden die von außen einwirkenden Zwänge zur
Betriebsvereinfachung und Spezialisierung sichtbar.

Schließlich sollte ein Kennzeichen der Tierhaltung der letzten einhundert Jahre nicht
übersehen werden, nämlich die Verdrängung alter einheimischer Viehrassen durch neue
leistungsfähigere Zuchttiere, die in die bodenständigen Rassen eingekreuzt wurden, z.B. das
Simmenthaler Vieh in die robuste, kleinwüchsige Albviehrasse oder Zuchteber der englischen
Yorkshire- in die deutsche Landschwein-Rasse22.

18 Die Gemeinden Billafingen und Langenenslingen verfügten auf ihrer Gemarkung über Schafweiden,
die sie nicht mit Vieh gemeindesäßiger Bürger beschlugen, sondern verpachteten; in Billafingen konnten
auf ca. 190 Morgen (1834) maximal 200 Schafe geweidet werden, in Langenenslingen ca. 425 Morgen mit
bis zu 220 Tieren, in beiden Orten war die Weide auf dem Brachfeld in Zeiten der Futterknappheit erlaubt.
Bis 1870 reduzierten die Langenenslinger den Umfang der Weidefläche um gut die Hälfte (auf 172 Morgen
); vgl. Katasterakten in StA Sig., Ho 235 II-K, Nr. 83 u. 134.

19 Vgl. die Renovation des Dorfs Billafingen von 1748 (im StA Sig., Ho 170, Cb. 1, f.24v).

20 Vgl. die Protokolle bei den Schätzungsakten für den Grundsteuerkataster (StA Sig. Ho 235 II-K,
n.83, 93, 134).

21 Stehle, 1884, S. 68 berichtet, daß 1878 die beiden Molkereigenossenschaften in Billafingen und
Langenenslingen 136 500 Liter Milch zu Käse verarbeiteten.

22 Stehle, 1884, S.68f.

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