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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0170
Rainer Loose

gehörten auch die sogenannten Armen- oder Hirtenhäuser der Gemeinden, die in Billafingen
und Langenenslingen auch für andere Zwecke herhalten mußten, u. a. als Gemeindearrest und
als Feuerspritzenremise. Der vielfach synonyme Gebrauch der Bezeichnungen Armen- oder
Hirtenhaus lehrt ferner, daß die dörflichen Gemeinschaften bestrebt waren, den Armen
zugleich eine adäquate Aufgabe zu übertragen, letztlich sich darum bemühten, sie in die
Gemeinschaft zu integrieren. Sichtbar kommt dies darin zum Ausdruck, daß die Hirten- und
Armenhäuser nicht nur randlich, wie in Dürmentingen, errichtet waren, sondern, wie in
Billafingen oder Burgau, mitten im Dorf in der Nähe der Kirche oder des Rathauses standen48.

Obrigkeitlicher Fürsorge zuzuschreiben ist das Bemühen, die Ersparnisse der einkommensschwachen
Bevölkerung mündelsicher anzulegen und Geld gegen billigen Zins auszuleihen
. In Hohenzollern kam es daher vergleichsweise früh zur Gründung einer Spar- und
Leihkasse, die mit einem Grundkapital von lOOOOfl von Fürst Karl 1834 gestiftet wurde. Die
Wirren der Revolutionsjahre 1848/49, in die auch die Sparkasse hineingezogen wird, schwächen
das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Bank und den Sparwillen der Bevölkerung, so
daß die preußische Regierung den eingetretenen Vertrauensverlust durch gezielte Maßnahmen
, wie Zuschüsse zu Sparvereinen, wettzumachen versucht. Dem Aufruf zur Bildung von
Sparvereinen im Februar 1855 folgen auch die Gemeinden Langenenslingen und Billafingen.
Am 4. Dezember 1856 meldet der Bürgermeister Guide dem Oberamt Sigmaringen, daß ein
gemeinsamer Sparverein für Langenenslingen und Billafingen existiere, dem 117 Mitglieder
(darunter 30 aus Billafingen) angehören. Die Guthaben, die der Sparverein bei der hohenzolle-
rischen Spar- und Leihkasse in Sigmaringen hat, belaufen sich am Ende des ersten Jahres auf
400fl 6kr, die zu 3/)% verzinst werden. Ende 1858 hat der Verein schon Guthaben in Höhe
von 1300 fl, die insgesamt 176 Mitgliedern (darunter 35 aus Billafingen) gehören; 1860 sind es
1700 fl. Als 1872 der Sparvereinsrechner eine Erhöhung seines Gehalts fordert, beschließt die
Gemeinde Billafingen, dieses Gesuch abzulehnen und stellt beim Oberamt den Antrag auf
Auflösung des Sparvereins, dem am 6. Februar 1873 stattgegeben wird. Die Kleinsparer
müssen nun ihre Beträge selbst zur Sparkasse nach Sigmaringen bringen481.

Wie es um die Gesundheitsfürsorge bestellt war, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis
. Aus verschiedenen Quellen wissen wir nur, daß es 1830 in Langenenslingen einen
Ortsarzt, in der damaligen Sprache einen Chirurgen gab49. Er erhielt aus der Gemeindekasse
24 fl Besoldung. Seit 1854 praktizierte dann in Langenenslingen ein Oberamtswundarzt, der
eine akademische Ausbildung erfahren hatte. Die königlich preußische Regierung in Sigmaringen
zahlte ihm ein Jahresgehalt von 150 fl. Der Arzt führte auch eine eigene Apotheke50. Auch
hierin erweist sich, daß Langenenslingen für die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften
Versorgungsaufgaben wahrnahm, also in zentralörtlicher Sicht über die anderen Dörfer, was
Gewerbe, Handel und Versorgung betrifft, herausragte.

LITERATURVERZEICHNIS

Bader, Karl Siegfried, Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung. Sigmaringen
21978.

Bader, Karl Siegfried, Eisenwerke zwischen Hochrhein und oberer Donau. In: »Vita pro ferro«.
Festschrift für Robert Durrer, S. 219-234. Schaffhausen 1965.

Bantle, Joh. Nepomuk, Urkundliche Nachrichten über die Kaplanei Langenenslingen von der Zeit ihrer
Stiftung bis zur Renovation im Jahr 1695. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde
in Hohenzollern 2. (1868/69), S. 49-97.

48 Vgl. Katasterakten in StA Sig. Ho 235 I-K, Nr. 83, 93 und 134.
48a Gemeindearchiv Langenenslingen, Akten Nr. 115.

49 Knaupp, 1927/30, S. 88.

50 Kessler, 1893, S.60.

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