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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0198
Stefan Uhl

erschließende steinerne Umfassung eine solche dringend vermuten. Der Zugang zur östlichen
Vorburg führte von Westen her unterhalb des Bergfriedes der Hauptburg durch eine leicht zu
sperrende Felsenge, die vermutlich die Lage eines einstigen Tores markiert.

Im Süden ist der Kernburg zum Schutz ein 28 m langer und gut 18 m breiter Zwinger (7)
vorgelegt, der im Westen und Osten durch den schon genannten Graben bzw. eine steil
eingeschnittene Rinne begrenzt wird. Reste von Kernmauerwerk im westlichen Bereich, die
jedoch eine Bestimmung der Mauerstärke nicht zulassen, deuten auf eine geschlossene
Ummauerung hin.

Wenn wir auch bislang den Vorderlichtenstein nicht mit letzter Sicherheit als Stammburg
der Lichtensteiner betrachten können, so legen doch Keramikfunde eine Entstehung der Burg
in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts nahe24, so daß an eine Gründung in den Jahrzehnten vor
1182 - der ersten überlieferten Nennung eines Herren von Lichtenstein - zu denken ist.

Vom heutigen Baubestand lassen sich jedoch nicht einmal einzelne Teile dieser frühen Zeit
zuordnen, denn die Eckbuckelquader am Bergfried und an der südlichen Abmauerung der
westlichen Ringmauer der kompakten, nach Ausweis fehlender Baufugen in einem Guß
entstandenen Kernanlage weisen nach Ansicht des Verfassers eindeutig in das 13. Jahrhundert
(vgl. unten).

Somit fällt eine Rekonstruktion der Gründungsanlage schwer. Aufgrund der topographischen
Gegebenheiten ist am ehesten an einen auf dem den späteren Bergfried tragenden
Felskopf im Norden der Anlage liegenden, mäßig großen Wohnturm - evtl. in Holz-
Fachwerkbauweise - zu denken, während der tieferliegende, südlich anschließende Bereich
der späteren Kernburg gänzlich von einer die Wirtschaftsbauten umschließenden Vorburg
eingenommen wurde.

Es würde sich dabei um einen gar nicht so seltenen Burgentyp handeln, bei dem einem
erhöht gelegenen Wohnturm eine tieferliegende, relativ großflächigen Vorburg zugeordnet
war. Wir kennen diesen Typ vor allem von diversen Turmburgen des Flachlandes her, doch
auch auf der Schwäbischen Alb lassen sich zahlreiche Beispiele dazu finden, u.a. Isikofen, der
Hohenstein bei Oberstetten oder das Heidenschloß bei Neidingen. Bemerkenswerterweise
fällt die Gründung eines großen Teiles dieser Anlagen nach Ausweis von Keramikfunden in
die Jahrzehnte vor und nach 1100.

Man möchte deshalb die Frage stellen, ob die erste Burg Vorderlichtenstein vielleicht doch
nicht erst mehr oder weniger unmittelbar vor der Erstnennung der Lichtensteiner im Jahre
1182, sondern schon mehrere Jahrzehnte früher, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts,
erbaut worden sein könnte. Doch sprechen wie gesagt die keramischen Oberflächenfunde
dagegen.

Die Datierung der noch vorhandenen Mauerreste stützt sich vor allem auf die Eckbuckelquader
an Bergfried und Ringmauer. Es handelt sich dabei beim Bergfried um eine geschlossene
Reihe von Eckbuckelquadern, deren Randschlagausbildung und Buckelbearbeitung nur
von geringer Qualität sind. Aufgrund der einschlägigen Untersuchungen des Verfassers an
Buckelquaderburgen der Schwäbischen Alb sei hier eine Datierung in die Zeit um 1240/50
vorgeschlagen25. Spätere Umbauten lassen sich am heutigen Bestand der Kernburg nicht
erkennen, dagegen könnten gerade Arbeiten an den Vorwerken in das späte 13. und das
14. Jahrhundert fallen.

Die umfangreichen Ruinen erlauben es, ein grobes Bild vom Aussehen der Anlage in der
Mitte des 13. Jahrhunderts zu entwerfen.

Der Bergfried war wohl einst bedeutend höher als der heutige Stumpf, sein Zugang wird
im Süden zum Hof hin gelegen haben. Im Gegensatz dazu ist die Ringmauer noch heute fast

24 Bizer 1985, S. 225-226.

25 Vgl. Stefan Uhl, Buckelquader an Burgen der Schwäbischen Alb, Bde. 1, 2. Warthausen 1983/84
(= Uhl 1983/84).

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