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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0223
Bartholomäus Pirzschelin, der umstrittene Augustiner-Chorherr

Sowohl der Liber fundationum als auch die Annalen und der Catalogus von Pirzschelin
berichten ausdrücklich von einer ersten und zweiten Gründung des Klosters Beuron. Unverständlich
ist daher die Ansicht Herberholds, erst in der Ära Pizenberger sei das Wissen über die
erste Gründung aufgekommen. Der Vermerk auf der ersten Seite von Anniversar II, der von
Peregrin, dem Dux Alamanniae als dem ersten Klostergründer spricht, kann daher nur als ein
Versehen des Schreibers gewertet werden. Die Attribute der beiden Gründer hat der Schreiber
offensichtlich auf eine einzige Person übertragen. Weitere Einträge über Graf Gerold und
Peregrin enthält Anniversar II nicht.

Die Auszüge, die Pizenberger aus dem Egesheimer Stiftungsurbar gemacht und als
Ergänzung in Gruebers Chronik eingelegt hat, müssen als Beweis dafür gewertet werden, daß
dem Chronikschreiber das erwähnte Urbar mit dem darin verzeichneten Catalogus noch nicht
bekannt war. Eine Erklärung dafür, warum er aber nicht einmal die Angaben aus dem Liber
fundationum, der doch ohne Zweifel im Klosterarchiv aufbewahrt war, zur Kenntnis genommen
hat, kann heute nicht gegeben werden.

Im Anniversar I findet sich am 12. Dezember der älteste bekannte Gedenkeintrag für den
Gründer Peregrin. Der Eintrag gehört zum Grundbestand des Anniversars. Kann daraus
geschlossen werden, daß um 1500 nur der Gründer Peregrin im Kloster Beuron bekannt war,
oder haben die heute fehlenden Blätter des Anniversars vielleicht doch noch weitere Einträge
auch über den Gründer Gerold enthalten? Pirzschelins Einträge über die beiden Gründer
stammen aus den 50-er Jahren des 16. Jahrhunderts.

Das Anniversar III wiederum enthält auf dem ersten Blatt die beiden Gründungsgeschichten
, die im Wortlaut auf den Liber fundationum und die Annalen (Extractus) zurückgehen. Es
enthält weiter drei Einträge über die beiden Klostergründer, die sich im Wortlaut an die
Einträge im Anniversar I und den Extractus anlehnen.

Im Urbar des Klosters von 1336 schließlich ist die erste Gründungsgeschichte verzeichnet,
deren Text dem Liber fundationum entnommen ist. Dann folgen noch einige kurze Nachrichten
über die Klostervogtei, die ebenfalls dem Liber fundationum entnommen sind.

Von ganz besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Karls-Urkunde selbst, die
schon wiederholt Gegenstand gelehrter Untersuchungen war.

Alle diese Unterlagen verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit. Es soll insbesondere
die Zeitspanne ermittelt werden, in der sie niedergeschrieben worden sind. Die Frage nach der
geschichtlichen Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Nachrichten, die in den genannten
Unterlagen überliefert sind, kann hier nicht weiter verfolgt werden. Ebenso wird auf paläogra-
phische Anmerkungen verzichtet.

Auf seine Art hat sich vor Jahren schon Peter Reiser aus Egesheim mit dieser Frage
auseinandergesetzt, ohne jedoch eine befriedigende und überzeugende Lösung anbieten zu
können.

Die drei Anniversare und die Gründungsgeschichte im Urbar von 1336 sind bereits
veröffentlicht. In Ergänzung zu den Ausführungen der Herausgeber müssen sie etwas näher
untersucht werden, um ihre Entstehungszeit bestimmen zu können.

a) Anniversar I von 1501 hat ursprünglich wahrscheinlich aus 3 Lagen zu je 4 Pergamentbogen
bestanden, die mit starkem Bindfaden geheftet waren. Es waren demnach 24 Blätter. Heute
fehlen die ganze 1. Lage (4 Bogen = 8 Blätter = Januar bis April) und der 2. Bogen aus der 2.
Lage (1 Bogen = 2 Blätter = 17.-31. Mai und 1.-16. August). Die noch vorhandenen
Pergamentbogen (7 Bogen = 14 Blätter = 28 beschriebene Seiten) liegen lose im stark
mitgenommenen Pergamentumschlag. Der heutige Zustand des Anniversars erweckt den
Eindruck, daß die Blätter absichtlich entfernt wurden und nicht zufällig verloren gegangen sind.

Die Außenseite des vorderen Umschlagblattes ist in der oberen Hälfte beschrieben. Die
Schrift ist jedoch so verblaßt, daß sie nicht mehr entziffert werden kann. In der unteren Hälfte
ist eine 62 mm hohe und 32 mm breite Figur eingezeichnet, die einen Prälaten darstellen könnte,
mit 2 Beffchen und einem Talar, der bis unter die Knie reicht. Die beiden Füße sind frei und nach

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