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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0230
Leopold Stierle

Von besonderem Interesse ist der Vermerk Eggensteins, daß die Enzberger auch den
Zollerischen Schirmbrief von 1253 geraubt haben. Im Liber Documentorum ist dieser
Schirmbrief als Beil. O nach einer Kopie vom 6.2.1759 aus dem Archiv zu Gutenstein der
Schenken von Castell wiedergegeben21. Nach dieser Wiedergabe im Dokumentenbuch ist der
Druck in den Monumenta Zollerana erfolgt mit dem Vermerk: Das Original soll fehlen. Der
Druck im WUB erfolgte auf Grund der Abschrift, die 1759 von der Kanzlei in Gutenstein
angefertigt worden ist. Diese Abschrift, die laut Dorsualvermerk dem Grafen Froben Christoph
von Zimmern geschenkt wurde, befindet sich heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
Unbekannt ist, ob die Enzberger die Beuroner Archivalien vernichtet oder ihrem eigenen
Archiv einverleibt haben. Gezielte Nachforschungen haben anscheinend noch nicht stattgefunden
.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hat sich der Druck der Schirmherren, der Herren von
Enzberg, auf das Kloster bis zur Unerträglichkeit gesteigert. Im Kloster wurden daher Wege
gesucht, dieses Joch zu mildern oder ganz abzuschütteln. Nur der Nachweis der eigenen
gehobenen Rechtsstellung konnte zum Ziele führen. Aus dieser Situation heraus erklärt sich
die Suche nach alten Unterlagen, die bereits durch den Hunneneinfall zu Beginn des
10. Jahrhunderts, durch spätere Kriegswirren und nicht zuletzt durch den wiederholten Raub
von Archivalien durch die Klostervögte selbst auf dürftige Reste zusammengeschmolzen
waren. Nicht auszuschließen ist selbst die Möglichkeit, daß Beuroner Unterlagen in das
Archiv der Abtei Kreuzlingen gelangt sind, denn Propst Wilhelm von Arnsperg wurde 1566
zum Abt des dortigen Klosters gewählt. Sicher war Pirzschelin an diesen Sucharbeiten aktiv
beteiligt. Auf der andern Seite hat der Schirmvogt aber dieser Entwicklung nicht tatenlos
zugesehen. Durch den Raub der Unterlagen wollte er den Bestrebungen des Klosters den
Boden entziehen.

Das außerhalb des Einflußbereichs der Enzberger gelegene Egesheim, das dem Kloster
inkorporiert war, hätte die Stätte ungestörten Forschens sein können. Hier sind 1551 neben
dem bereits erwähnten Stiftungsurbar und dem Seelbuch auch ein Urbar von St. Peter und
Ottilien22 und das Urbar über die Liegenschaften des Obervogts Hans Schwaiger (Güter der
ehemaligen Klause Egesheim)23 entstanden. Hier haben die beiden Anniversarien I und II die
zuweilen unruhigen Zeitläufe bis 1884 überdauert. Egesheim war viele Jahre ein beliebter
Altersruhesitz von Beuroner Konventualen.

Heute müssen wir den auf die zuvor erwähnten Ursachen zurückgehenden Verlust von
vielen Originalunterlagen des Klosters Beuron beklagen. Es ist Aufgabe des Forschers und
Historikers zu ergründen, auf welche Vorlagen sich die Verfasser der frühen Gründungsgeschichten
des Klosters um 1550 gestützt haben könnten. Das alte Beuron muß tatsächlich zu
den Mo tempore florentissima Sueviae Coenobia gezählt haben, wie aus den verschiedenen
päpstlichen und kaiserlichen Schutzbriefen aus dem 11. und 12.Jahrhundert geschlossen
werden muß.

21 22.4.1253: Liber Documentorum, BeilO. Monumenta Zollerana 1 (1852) Nr. 179, S. 68ff.; Württembergisches
Urkundenbuch 5 (1889) Nr. 1258, S.19f. 22.9.1548: Bei den Verhandlungen in Radolfzell
hatte der Propst von Beuron die besiegelte Original-Urkunde vorgelegt. Abt Georg von Kreuzlingen hatte
ein Vidimus anfertigen lassen. Ritter Albrecht Fölcker von Knöringen hatte die Kopie laut Dorsualvermerk
an Froben Christoph Graf von Zimmern (gest. 1565/67) geschenkt. 6.2.1759: Die gräflich Schenk-
CastelPsche Kanzlei zu Gutenstein vidimiert die Kopie. - Die Kopie befindet sich heute im HStA
Stuttgart A153 (Zollern) U1. Sie trägt noch weitere Dorsualvermerke von Archiven, so: 1253 Apr. 22 ad
32; anno 1784 ad Nr. 460; Enzberg-Akten Nr. 1, und noch 2 weitere Vermerke mit Bleistift.

22 Ernewerung S. Petters und Ottilia Patronen zu Annbusen Guots ze Egißhain so Aberlin Dennckhinger
ze Erblehen Innhat. HStA Stuttgart H237 Bd. 81.

23 Erneuerung über Güter in Egesheim, die Hans Schwaiger, Obervogt der oberen Herrschaft Hohenberg
, aus dem Besitz des ehemaligen Beginenhauses zu Egesheim erworben hatte. HStA Stuttgart H 207
Bd. 190.

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