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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0260
Neues Schrifttum

Den zweiten Teil des Buches, der sich mit der Geschichte des Menschen befaßt, leitet A. Czarnetzki
mit dem kurzen Abriß »Zur Entwicklungsgeschichte des Menschen in Süddeutschland« (S. 217-240) ein.
Anhand der bisher bekannten Funde arbeitet er die Unterschiede im Aussehen der Menschen während der
einzelnen Zeitstufen heraus. Sehr geschickt sind die graphischen Darstellungen, bei denen um den Schädel
mit Rasterfolie der vermutete Kopfumriß rekonstruiert ist. Die folgenden sechs Beiträge behandeln die
verschiedenen urgeschichtlichen Kulturepochen. In zeitlicher Reihenfolge angeordnet, stellen verschiedene
Autoren »Sammlerinnen und Jäger von den Anfängen bis vor 35000 Jahren« (H. Müller-Beck,
S. 241-272), »Eiszeitliche Jäger zwischen 35 000 und 15 000 vor heute (]. Hahn, S. 273-300), »Die Jäger der
späten Eiszeit« (G. Albrecht, S. 331-353), »Das Spätpaläolithikum« (G. Albrecht, S. 354-361), »Die frühe
Mittelsteinzeit« (J. Hahn, S. 363-392) und abschließend »Die späte Mittelsteinzeit« (H. Müller-Beck,
S. 393-404) dar. In den einzelnen Abschnitten werden einerseits die Eigenheiten der verschiedenen
Epochen deutlich; andererseits ist jeder Beitrag aber auch eine in sich geschlossene Arbeit, die speziell an
einer Zeitepoche interessierten Lesern ein umfassendes Bild vermittelt.

Alle Artikel dokumentieren den heutigen Stand der Wissenschaft. Zahlreiche Graphiken und Zeichnungen
sowie viele hervorragende Fotos ergänzen den Text und runden ihn anschaulich ab. Obwohl jeder der
Autoren sehr ähnliche Fragen behandelt, sind die Beiträge durchaus nicht nach dem gleichen Schema
aufgebaut. Prinzipiell läßt sich sagen, daß die mit Untertiteln versehenen Beiträge wie z. B. die Arbeiten von
J.Hahn (S.273ff., 363ff.) sehr übersichtlich aufgegliedert sind und sich leicht lesen lassen. Aus den
verschiedensten Einzelaspekten wie Technik, Lebensweise, Jagdverhalten, Kunstschaffen und Bestattungssitten
entwerfen die Autoren ein kulturelles Gesamtbild von den einzelnen Epochen, das allerdings je nach dem
Forschungsstand mehr oder weniger lückenhaft bleiben muß. Da auch Funde und Erkenntnisse aus anderen
Ländern wie Frankreich oder Rußland sowie verwandter Wissenschaften, etwa der Völkerkunde, herangezogen
werden, um einzelne, teilweise unsichere Aufschlüsse zu deuten, entsteht ein umfassenderes Bild, als es
aus dem Material des süd-west-deutschen Raumes alleine gewonnen werden könnte.

Zu den einzelnen Kapiteln sind nur wenige Anmerkungen zu machen. So hätten die Übersichtskarten
mit den wichtigsten Fundstellen statt am Ende jeweils am Anfang des Kapitels stehen müssen, weil sich
aus ihnen ein klarer Überblick über die in Süd-West-Deutschland nachgewiesenen Fundstellen und damit
die jeweils vorhandene Materialbasis ergibt. - Widersprüchliche Ansichten über das damalige Sterblichkeitsalter
und vor allem die Kinder- und Säuglingssterblichkeit vertreten die Autoren Müller-Beck (S. 270)
und Hahn (S. 320/21). Wenn es sich um ihre persönlichen Meinungen handelt, hätte das hier klarer zum
Ausdruck gebracht werden müssen. - Die Frage, wie die Bauerngruppen die Jäger- und Sammlerhorden
abgelöst haben, ist bis heute ungelöst. Das temporäre Nebeneinander der beiden so verschiedenen
Gruppen, das zum allmählichen Seßhaftwerden der Jäger überleitet, bezeichnet H. Müller-Beck mit Recht
als wahrscheinlichste Lösung.

Die beiden letzten Beiträge des Bandes weisen bereits über die Urgeschichte hinaus und leiten über zu
den ersten vorgeschichtlichen Zeiten im engeren Sinne. H.-P. Uerpmann stellt in seinem Beitrag »Die
Anfänge von Tierhaltung und Pflanzenanbau« (S. 405-428) die mittlerweile eindeutig gesicherte Kulturabfolge
heraus, d.h. das Vordringen von Ackerbau und Viehzucht vom »Fruchtbaren Halbmond«, einem
Teilgebiet des Vorderen Orients, aus nach Europa. Ähnliche Entwicklungen konnten in unserem Raum
nicht stattfinden, weil die günstigen Umweltbedingungen dafür fehlten. Das abschließende Kapitel »Die
ersten Bauern« (S. 429-471) hat E. Sangmeister verfaßt. Nach grundsätzlichen Ausführungen, die gegliedert
übersichtlicher geworden wären, entwirft auch er ein Gesamtbild dieser frühesten geschichtlichen
Epoche, das zahlreiche Abbildungen und Rekonstruktionszeichnungen abrunden.

Der Anhang besteht aus »Fundstellenverzeichnis und Erläuterungen« (S.475), »Literatur« (S.513),
»Glossarium« (S. 529), »Sachregister« (S. 537) und »Ortsregister« (S. 544). Alle Nachweise sind, dem Text
entsprechend, kapitelweise angeordnet. Das erscheint bei der weitgespannten Thematik der einzelnen
Beiträge durchaus sinnvoll, doch hätte man die Aufgliederung selbst etwas stärker vereinheitlichen können.

Ein abschließendes Urteil zu diesem Buch fällt nicht leicht. Einerseits handelt es sich um ein von
hervorragenden Fachleuten zusammengestelltes, außerordentlich fundiertes Kompendium, das den derzeitigen
Forschungs- und Wissensstand in der Urgeschichte vorzüglich dokumentiert. Andererseits hätte
man sich einen zusammenfassenden topographischen Teil gewünscht, der sowohl den interessierten
Lesern wie auch den Fachwissenschaftlern einen raschen, aber vollständigen Überblick ermöglicht und
den Kartenausschnitte sowie Grundrißzeichnungen ergänzen. Es ist jedenfalls sehr langwierig, sich
anhand des Registers aus den verschiedenen Beiträgen alle Angaben zu bestimmten Fundorten zusammenzustellen
. So sind beispielsweise für eine der wichtigsten Fundstellen im süd-west-deutschen Raum, die
Vogelherdhöhle im Lonetal, im Ortsregister 16Verweise aufgeführt, für den Hohlenstein-Stadel 15.

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