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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0264
Neues Schrifttum

den kam es zu Judensiedlungen in den ritterschaftlichen Dörfern um Horb herum, so in Mühringen,
Rexingen, Baisingen, Nordstetten, Dettensee und zuletzt in Mühlen. Die bedeutendste Gemeinde war
dabei Mühringen, das von 1728 bis 1911 den Rabbinatssitz beherbergte. Nach dem Übergang an
Württemberg entstanden in Rottweil und Horb zwei neue Gemeinden, die eine wichtige Rolle im
Wirtschaftlsleben spielten. Dagegen setzte um die Jahrhundertmitte der große Exodus aus den Dörfern
ein, von dem nur Rexingen verschont blieb. Die Rexinger Gemeinde war es auch, die sich durch
Auswanderung nach Palästina (Shavej Zion) größtenteils der nationalsozialistischen Verfolgung entziehen
konnte. Wollte man an diesem fundierten Beitrag etwas kritisieren, so dieses, daß einige inzwischen
überholte Daten und Zahlen nicht berichtigt wurden.

Den breitesten Raum nimmt in dem Band die Untersuchung von Franz Quarthai zur Wirtschaftsgeschichte
der österreichischen Städte ein, womit Rottenburg, Horb, Haigerloch (bis 1497), Schömberg,
Binsdorf und Oberndorf gemeint sind. Hauptquellen sind dabei die von K. O. Müller edierte hohenbergische
Schatzungsliste von 1394 und Rechnungen bis 1454, dann die Musterungsliste von 1615, das
umfängliche Steuerberaitungsprotokoll von 1681 sowie verschiedene Steueraufnahmen und Statistiken aus
dem 18.Jahrhunden. Die Daten belegen deutlich den u.a. durch den Weinanbau bedingten großen
Abstand zwischen Rottenburg und Horb einerseits und zwischen Horb und den übrigen Städten
andererseits. Die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zunehmende Konfessionalisierung und später die
Territorialisierung im Zeitalter des Merkantilismus wirkten sich höchst nachteilig auf die österreichischen
Städte mit ihrem kleinen Hinterland aus. Der Niedergang des Weinanbaus und die Konkurrenz der
Handwerker in den Dörfern führten zu einer Stagnation des Wirtschaftslebens. Eine gewisse Besserung
trat erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein durch die staatlicherseits angeregten Neuerungen in der
Landwirtschaft und die Förderung von Manufakturen. Gleichwohl blieben die Städte Ackerbürgerstädte,
»deren Einwohner sich in der Kombination von Landwirtschaft und Gewerbe mühsam ernähren
konnten«. Quarthai hat in diesem Beitrag die von ihm erstmals in seinem Werk über die vorderösterreichischen
Landstände bekanntgemachten landständischen Steuerakten souverän ausgewertet. Dagegen
mußte er sich da, wo geeignete Quellen fehlten, gelegentlich mit recht anfechtbaren Methoden behelfen,
etwa bei der Ermittlung der Außenbeziehungen der Städte oder des Umsatzes der Märkte. Etwas zu kurz
gekommen ist der von der Regierung in den 1780er Jahren betriebene Ausbau des Straßenwesens
(Breisgauer Chaussee). Auch über das Kreditwesen, bei dem bekanntlich die Spitäler und Klöster eine
wichtige Rolle spielten, erfährt man nur wenig. Schließlich wären auch einige Daten über die Verschiebung
der Gewichte von Stadt und Land angebracht gewesen, war doch beim Übergang an Württemberg
der Marktflecken Spaichingen der zweitgrößte Ort in Hohenberg.

In Ergänzung der Quarthalschen Ausführungen macht Franz Geßler in seinem Beitrag über »Horber
Tuch und Zeug als Exportartikel« auf ein weitgehend unbekanntes Kapitel vorderösterreichischer
Wirtschaftsgeschichte aufmerksam. Erstaunlich ist es in der Tat, wenn im 14. und 15.Jahrhundert das
Horber Tuch nicht nur in Straßburg, sondern auch in Konstanz, Zürich und Basel ein bekannter
Markenartikel war. Leider ist die Quellenlage streckenweise ziemlich dünn, während andererseits
offenbar auch noch nicht alle Quellen zu diesem Thema ausgeschöpft sind. Geßler schildert nicht nur die
Beziehungen Horbs zur Calwer Zeughandelskompanie sondern auch die Abhängigkeit der Produzenten
von den einheimischen Handelsleuten. Ziemlich ruhmlos endete in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
dieses für die Stadt einst so bedeutende Gewerbe der Tuch- und Zeugproduktion.

Die vier württembergischen Amtsstädte am oberen Neckar (Dornhan, Dornstetten, Rosenfeld und
Sulz) wurden von Karl-Otto Bull bearbeitet, der die Vermögensverhältnisse vom 15. bis 17. Jahrhundert
untersucht. Quellengrundlage sind dabei das Schatzungsregister von 1470/71, die Türkensteuerliste von
1545 sowie Steuereinschätzungsakten aus der Zeit unmittelbar vor und nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Entgegen der enggefaßten Überschrift wird auch die Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung berücksichtigt
, wobei sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zeigen, v. a. bei den Vermögensverhältnissen
. Im Städtevergleich hatte Dornstetten Vorteile durch seine günstige Verkehrslage, die aber nach
der Gründung Freudenstadts wegfielen, und Sulz durch seine Saline. Angesichts der Unmenge von Zahlen
wäre die eine oder andere Tabelle sehr hilfreich gewesen. Daß die vorzüglichen württembergischen
Steuerakten aus dem 18. Jahrhundert nicht verwertet wurden, ist zu bedauern, hätte man dadurch doch
einen Vergleich mit den österreichischen Städten anstellen können.

Die Reichsstadt Rottweil ist in dem Band durch den Beitrag von Winfried Hecht über »Rottweil und
die Städte am oberen Neckar« vertreten. Wieso hier nur das Verhältnis zu den übrigen Städten und nicht
auch zum Umland untersucht wurde, bleibt ziemlich unverständlich. So erfährt man denn auch nichts
über den Ausbau des Rottweiler Territoriums oder über die Grundherrschaft der Rottweiler Bürger und

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