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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0278
Neues Schrifttum

Die Wurmlinger Kapelle. Sage, Geschichte, Kunst. Hrsg. von Joachim Köhler und Dieter Manz.
Sigmaringen: Jan Thorbecke 1985. 167S., 43 Abb.

»Ta kov a kov, ta tangor ba«, so beginnt auf senegalesisch Unlands Gedicht »Droben steht die
Kapelle«, wie dem vorliegenden Bändchen mit Untersuchungen und Materialien zur Geschichte und
»Motivgeschichte« der Wurmlinger Kapelle zu entnehmen ist (S. 123). In den aus den archivalischen
Quellen gearbeiteten historischen Beiträgen der beiden Autoren geht es um die Wurmlinger Pfarrei- und
Wallfahrtsgeschichte (J. Köhler), um die Baugeschichte der Kapelle sowie um den eigentümlichen Kapitelsjahrtag
und seinen Stifter (D. Manz). Zeugnisse über das »Motiv« Wurmlinger Kapelle und Jahrtag hat
J.Köhler gesammelt. Wiedergegeben werden Urkunden und Beschreibungen des seit 1348 bezeugten
Jahrtags, Gedichte über die Kapelle mit Biographien der Dichter, »volkstümliche« Dichtungen und
Grabinschriften sowie Sagen.

Kritisch ist nur wenig anzumerken. Gegenüber Janichens allzu kühnem Versuch, den Ursprung des
Jahrtags und der Rechte des Klosters Kreuzlingen in Wurmlingen zu klären, wäre etwas mehr Skepsis
angebracht gewesen. Und ein Blick in die jüngsten Forschungen zur Rolle des mittelalterlichen Totengedenkens
, der »Memoria«, und der Klerikerbruderschaften hätte die historische Verortung des Jahrtags
erleichtert. Beschreibungen des Jahrtags überliefern auch andere als die von den Autoren zitierten
Handschriften. Ich nenne nur eine bislang unbeachtete Handschrift zur Rottenburger Geschichte aus der
ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts: Universitätsbibliothek Freiburg Hs. 536/2. Vermißt habe ich auch
einen Hinweis auf die Überlieferung »Graf Hubert von Calw« bei Crusius, aus dem sie in die »Deutschen
Sagen« der Brüder Grimm überging (Nr. 530). Hier findet sich - ebenfalls in der Ursprungserzählung
einer Kapelle - das gleiche Legendenmotiv vom Tiergespann, das den Grabplatz des Stifters bestimmt.

Münster/Westf. Klaus Graf

Hartmut Müller: Predigt in Farbe. Spätbarocke Fresken von Johann Anwander und Joseph Wannenmacher
in Schwäbisch Gmünd. Fotos von Johannes Schüle. Schwäbisch Gmünd: Einhorn-Verlag Eduard
Dietenberger 1984. 68 S., 44 vierfarbige Abb., davon 12 ganzseitig (Almanach Schwäbisch Gmünd
1983/84. Gmünder Kunstbücher 3).

Schwäbisch Gmünd, ehemalige katholische Reichsstadt, übt zweifellos auf den Kunstliebhaber einen
besonderen Reiz aus. Hat sie doch für den Architekturinteressierten auf engem Raum markante
Denkmäler aus den verschiedensten Stilepochen zu bieten. Erwähnt sei einerseits der Marktplatz, der wie
das gesamte Stadtbild in der Zeit von 1720 bis 1790 barock umgestaltet wurde, andererseits die staufische
Johanneskirche oder das wenig entfernt gelegene Heilig-Kreuz-Münster, die glücklicherweise von Veränderungen
weitgehend verschont blieben. Am Marktplatz entstand dagegen unter Dominikus Zimmermann
und dem einheimischen Johann Michael Keller das Dominikanerkloster ganz im Barock-Stil -
bekannt als »Prediger« (seit 1973 Kulturzentrum).

Der Auftrag zur Ausmalung des Dominikanerklosters ging an den Maler Johann Anwander, der aus
Rappen bei Mindelheim stammte und sich seit 1739 in Lauingen niedergelassen hatte. Er hatte vorher
schon das Gmünder Augustinerkloster entsprechend dem Zeitgeschmack mit Wand- und Deckenfresken
ausgeschmückt, die sich nach Müller ohne weiteres mit den bekannten Fresken des Goldenen Saals in
Dillingen messen können und sich auch noch in relativ gutem Zustand befinden, während von den
Arbeiten im Dominikanerkloster infolge des andersartigen Geschmacks des 19. Jahrhunderts fast nichts
mehr erhalten ist. Jedoch zeigen einige im vorliegenden Band dankenswerterweise publizierte Aquarellentwürfe
das für Anwanders Stil charakteristische Kompositionsprinzip - die Anordnung der einzelnen
Szenen entlang eines Ovals. Die Architekturversatzstücke und Figuren ragen dabei stark illusionistisch
verkürzt in die nach oben unendlich weit erscheinende himmlische Sphäre. Mit der Ausmalung des
Predigers - so das Fabersche Konversationslexikon (Leipzig 1850), das Müller hier zitiert - sei »eines der
großartigsten Werke der deutschen Freskokunst des 18. Jahrhunderts« verlorengegangen (S. 38).

Von dem zweiten hier behandelten Freskanten Joseph Wannenmacher (1722-1780) können immerhin
noch die Fresken dreier Kirchen - St. Franziskus, St. Katharina und St. Leonhard - bewundert werden,
obwohl auch hier einiges übertüncht wurde. Manche Arbeiten bedürfen indessen dringend der Restaurierung
.

So ist es ein Verdienst des gut ausgestatteten Bandes, die wichtigsten Wand- und Deckenfresken aus
den fünf Kirchen in großformatigen Ganzphotos und in Ausschnitten wiedergegeben zu haben. Da es

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