Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 163
(PDF, 60 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0165
Die jüdische Gemeinde Hechingen im 16. Jahrhundert

Die personengeschichtliche Interpretation der einzelnen Daten ist bei der häufigen
Namensgleichheit nicht immer leicht, die häufige kurze Aufenthaltsdauer in Hohenzollern
läßt manche Personen auch nur kurzfristig in den Quellen aufscheinen. Relativ kontinuierliche
Lebensabrisse wie bei Mayr Jud (siehe unten) sind selten. Dennoch schien es mir im Sinne der
personengeschichtlichen und genealogischen Forschung zum südwestdeutschen Judentum
geboten, die einzelnen Namenbelege mitzuteilen. Die Namensliste belegt schon hinlänglich
die große Mobilität, der Juden im 16. Jahrhundert unterworfen waren. Die große Bewegung,
die in den Listen in den 50er Jahren sichtbar wird, steht vielleicht damit im Zusammenhang,
daß die Bedingungen für die Juden in der Pfalz und im Grenzbereich zu Bayern schlechter
geworden waren. Hohenzollern scheint für Juden aus diesen Gebieten eine Zeitlang die
Funktion einer Durchgangsstation gehabt zu haben.

Legen wir Querschnitte in die Auflistung, so ergeben sich für das Stichjahr 1544 zehn
jüdische Haushalte in Hechingen und sieben Haushalte im Umland (Rangendingen und
Owingen), insgesamt also 17 Haushalte. 1548 leben in der Grafschaft Zollern 21 jüdische
Familien, davon 12 in Hechingen. Die Zeit zwischen 1548 und 1559 bezeichnet den Höhepunkt
jüdischer Präsenz in Hohenzollern während des 16. Jahrhunderts. 1573 schließlich sind
nur noch 14 jüdische Haushalte in der Grafschaft feststellbar, davon acht in Hechingen.

Bei einer angenommenen durchschnittlichen Haushaltsgröße von fünf Personen repräsentierten
die 17 Haushalte von 1544 rund 85 Personen, die 21 von 1548 schließlich 105 Personen,
die 14 Haushalte von 1573 allerdings nur noch 60 jüdische Bewohner. Aussagekräftig werden
diese Zahlen jedoch erst, wenn wir sie auf die Gesamtbevölkerung der Stadt bzw. der
Grafschaft beziehen. Tatsächlich kennen wir die Bevölkerungszahlen von 154816 genau:
damals lebten in der Grafschaft Hohenzollern-Hechingen 4944, in der Stadt Hechingen selbst
885 Einwohner, denen jeweils die oben ermittelten jüdischen Bewohner hinzuzuzählen sind.
Während die ca. 105 Juden von 1548 bezogen auf die Gesamtbevölkerung der Grafschaft mit
rund 2 % kaum ins Gewicht fallen, bilden allein die 60 Juden in Hechingen mit ca. 6,2 % der
städtischen Bevölkerung eine nicht zu vernachlässigende Minderheit.

Wenn man bedenkt, daß die jüdische Gemeinde Hechingen in relativ wenigen Jahren
dieses demographische Gewicht erlangt hat, dann wird verständlich, daß auch ohne Einbeziehung
der üblichen Ressentiments in der christlichen Bevölkerung gegenüber Juden allein
schon diese plötzliche jüdische Nachbarschaft in Hechingen soziale Differenzen schaffen
konnte.

ZUR WIRTSCHAFTSTÄTIGKEIT DER HECHINGER JUDEN
IM 16. JAHRHUNDERT

Handel und Geldverleib

Die Frage nach der wirtschaftlichen Grundlage und Funktion der zollerischen Juden im
16. Jahrhundert ist bisher noch nicht aufgeworfen worden. Zu ihrer Beantwortung reicht der
allgemeine Hinweis auf den Ausschluß der Juden von Handwerk und Landwirtschaft nicht
aus. Es muß anhand der Quellen ermittelt werden, inwieweit die zollerischen Schutzjuden im
16. Jahrhundert tatsächlich von Kaufmannschaft und Geldverleih gelebt haben.

Schon der frühe Beleg von 1490, die Urkunde, in der Salme von Hechingen einen Zins in
Sulz am Necker erwirbt, gibt uns einen ersten Fingerzeig. Hier ist zwar nichts Konkretes über
die Tätigkeit Salmes ausgesagt, aber seine wirtschaftliche Reichweite ins Hohenbergische und
sein Einkauf in den Rentenverkehr liefern ein Indiz für eine »kapitalbildende« Tätigkeit.17

16 Johann Adam Kraus: Zollerisches Leibeigenenverzeichnis 1548. In: Hohenz. Jahresheft 2 (1935)
S. 113-129.

17 WieAnm.4.

163


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0165