Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 190
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0192
Robert Kretzschmar

auch an das Senioratsarchiv, das Mitte des 18. Jahrhunders gebildet wurde und - vom
jeweiligen Senior betreut - zahlreichen Ortswechseln unterworfen war30. Besonders nachteilig
aber wirkte sich für die Bildung des Scheerer Archivs aus, daß die Linie Scheer-Trauchburg
sowohl zu Scheer als auch zu Trauchburg residierte und sich im 17. und 18. Jahrhundert im
Wechsel auf der Feste Trauchburg und auf den Schlössern Isny, Scheer, Dürmentingen,
Kißlegg, Rimpach und Neutrauchburg aufhielt; das an der jeweiligen Residenz anwachsende
Schriftgut beließ man manchmal an Ort und Stelle, um es das andere Mal zum neuen Sitz
mitzunehmen31. Spätere Ausfolgungen haben nicht verhindern können, daß daher heute vor
allem in den Archivkörpern Trauchburg und Kißlegg des Zeiler Gesamtarchivs zahlreiche
Archivalien mit Friedberg-Scheerer Betreffen oder gar Scheerer Provenienz verwahrt sind32.

Ungeregelt blieb auch bis in die Ordnungsbemühungen Epplens hinein die Zuständigkeit
der Scheerer Registratur - genauer: ihr Verhältnis zur Dürmentinger Kanzlei. Denn verwaltungsorganisatorisch
war ja die Grafschaft Friedberg-Scheer in zwei Oberämter geteilt, so daß
es neben der Kanzlei des Scheerer Oberamts eine weitere in Dürmentingen gab, am Verwaltungsmittelpunkt
der sogenannten Unteren Grafschaft Friedberg-Scheer, Dürmentingen und
Bussen^. Und dort erwuchs ebenfalls Schriftgut, das nur sporadisch und ohne feste Regeln
von den wenigen Beamten - einen Dürmentinger Registrator gab es nicht34 - geordnet
wurde35. Ein Inventarium über die in erbtruchsessischer cantzley zue Diementingen liegende
acta und Schriften, erstellt am 23. und 29. Januar 162236, zeigt, in welch uneinheitlicher Weise
Amtsbücher, Aktenbüschel und Einzelschriftstücke in der Kanzlei auf die Laden verteilt
wurden: Nur teilweise waren die letzteren mit Sach- oder topographischen Betreffen bezeichnet
; eine logische Gliederung der Ordnungsbegriffe ist nicht erkennbar. Immer wieder - der
Anlaß waren meist schwebende Rechtsstreitigkeiten - mußte das Dürmentinger Personal
rechtserhebliche Dokumente der Scheerer Kanzlei zusenden, wo sie liegenblieben und mit
Scheerer Provenienzen vermischt wurden37.

30 Dem wäre noch nachzugehen. Zum Senioratsarchiv Rudolf Rauh: Inventar des Archivs Trauchburg
im Fürstlich von Waldburg-Zeil'schen Gesamtarchiv im Schloß Zeil vor 1806 (1850) (Inventare der
nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg 13) 1968, S.66. Quellen zu den Verhandlungen über die
Bildung des Archivs im StAS, Dep.30, Rep.II K.II F.23 Nr. 13. Zum Thema vgl. auch Epplen:
Geschichte, §22.

31 Rauh, wie vorige Anm., S.64f. - Schon 1549 war ein Verzeichnis der zu Trauchburg gelegenen
trauchburgischen und friedberg-scheerischen Urkunden angelegt worden; vgl. oben Anm. 17.

32 Vgl. die Inventare bei Rauh (wie Anm. 30) und dems.: Systematische Ubersicht über die Bestände des
Fürstl. von Waldburg-Zeil'schen Gesamtarchivs in Schloß Zeil vor 1806 (1850). Archiv Kißlegg und
Archiv Ratzenried (Württembergische Archivinventare 24) 1953 sowie das Minerva-Handbuch der
Archive. 21974. Bd.2, S. 1109f. und 1133ff. Zwei Listen von Archivalien, die nach Scheer ausgefolgt
wurden, befinden sich im Waldburg-Zeil'schen Gesamtarchiv in Schloß Zeil, Archivkörper Trauchburg
(im folgenden ZTr) 1010: Designation aller derer zuem entgesetzten dato aus dem trauchburgischen archiv
zue Kislegg nach Scheer abgefordert und abgegeben original- und anderer documenten (1732); Copia
consignationis derer in dem hiesigen archiv verwahrt gewesenen und nacher Scheer gehöriger, auch auf
requisition des hochgräflich friedberg-scheer'sehen oberamts alldabin extradierter acten, wie solche von
dem Herrn oberamtsverwalter von Blocken ehemals zu Rimpach registriert und rubriciert worden (1775).

33 Näheres bei Kretzschmar: Vom Obervogt (wie Anm. 7), S. 190 f. und 198 f.

34 Zum Personalbestand der Dürmentinger Kanzlei ebenda.

35 Zu den Registraturverhältnissen vgl. auch das Vorwort von Hansmartin Schwarzmaier zum Reper-
torium StAS, Dep.30, Dürmentingen-Bussen, Urkunden sowie Herberhold (wie Anm. 12) S.288ff.

36 ZTr. 116.

37 Am 9. Februar 1613 forderte der Scheerer Obervogt Dr. Saur den in Dürmentingen angestellten
Amtsschreiber Hagelstein sowie den dortigen Kastenvogt Schelling auf, alle Unterlagen zusammenzustellen
, die das Haus Österreich und die Inhabungsstädte betreffen (ZTr310). Solche Stücke wurden
offensichtlich immer wieder nach Scheer verbracht.

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