Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 209
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0215
Der Kreuzwegmaler Georg Franz Vischer

sie entweder wortwörtlich zu übernehmen, oder sie wenigstens in gewissem Umfang abzuwandeln
, etwa durch Weglassungen oder Umstellungen oder Zusätze.

Die Kreuzwegmaler

Welche Maler gaben sich nun überhaupt für dieses Genre her? In dieser Frageformulierung
steckt schon unüberhörbar die Befürchtung, daß die eigentlich großen Maler solchen Aufträgen
gerne auswichen - wenn man sie überhaupt an sie herantrug. Das 18. Jahrhundert war ja
das große Saeculum der Freskomalerei, die ganz andere Forderungen stellte, in der man sich
weit besser profilieren konnte, die höhere Gelderträge brachte.

Ein bezeichnendes Beispiel liefern die Malerbrüder Winck. Chrysostomus Winck
(1725-1795) kommt in seinem Bereich (Eichstätt) kaum zum Freskieren. Um so intensiver
wendet er sich der Kreuzwegmalerei zu. Sein Bruder Christian (1738-1797) dagegen ist von
München aus auf Freskomalerei spezialisiert. Als man ihm 1774 für Geltofing (Niederbayern)
doch einen Kreuzweg zumutet, übernimmt er, wie sich unschwer rekonstruieren läßt,
Kompositionen seines Bruders und moderiert sie in seinem Sinn. Einem großen Maler und
Freskanten wie Johann Georg Bergmüller traute die Kunstgeschichte eigentlich gar keinen
Kreuzweg zu. Erst der Verfasser konnte kürzlich zwei Stationsfolgen als Werk des bedeutenden
Augsburgers nachweisen.

Sonst aber blieb das Kreuzwegmalen doch den Lokalmalern der mittleren Kategorie - und
darunter - vorbehalten. Das erklärt sich auch aus der Auftragssituation: Kreuzwege kamen ja
mehr »nebenbei« in eine Kirche, dann eben, wenn sich die Pfarrei zu dieser Investition
entschloß. Neben Chrysostomus Winck hat sich im Südwesten der Maler und Freskant
Johann Baptist Enderle mit zahlreichen Kreuzwegen hervorgetan, im fränkischen Raum ist
uns der Maler Herrlein als ausgesprochener Kreuzwegmaler begegnet, in Ostbayern wären
bestimmte Hinterglasmaler zu nennen.

Religiöse Kriterien: die rechte Mitte

Wollte der Gläubige gewisse Erwartungen an eine Kreuzwegreihe stellen, dann liefe das
auf zwei Postulate hinaus, die einander bedingen: Der Maler sollte die rechte Mitte finden
zwischen dem Verkünden und dem Erzählen, und an Jesus sollte nicht nur seine extreme
Ohnmachtsituation deutlich werden, sondern durch sie hindurch auch das Darüberstehen, die
Freiwilligkeit seines Leidens aufleuchten.

Es sei nicht verschwiegen, daß wir fast bei allen diesen frühen Kreuzwegen - Tiepolo und
Chrysostomus Winck sind ausdrücklich ausgenommen - diese gewiß anspruchsvollen Erwartungen
in hohem Maße erfüllt sehen. Dem Erzählen ist soviel Raum gewidmet, daß der
Betrachter auch ohne eine Beischrift mühelos erkennen kann, um welches Geschehen es sich
jeweils handelt. Trotzdem unterliegen diese Maler nicht der Versuchung (etwa durch eine
Vielzahl von Begleitpersonen), ungebührlich in bildliches »Schwätzen« abzusinken. Solche
Dichte macht es möglich, die Bilder zu religiösen Botschaftsträgern zu machen. Und ernstlich
bemühen sie sich mit allen Mitteln darum, dem gemarterten Herrn die Würde der Freiwilligkeit
, ja eine Hoheit der Ausstrahlung mitzugeben, die sogar noch sein Gottsein ahnen läßt.
Wenn das nicht jedem Künstler gelingt, dann liegt das mehr an der Quadratur des Kreises,
dem sein Bildobjekt nun einmal unterliegt.

Die drei Phasen der Kreuzwegmalerei

Alles bisher Gesagte hat nur für die Kreuzwegbilder Gültigkeit, die wir zusammenfassend
die alten nennen möchten. Sie füllen das erste Jahrhundert der Kreuzwegmalerei, enden also
um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

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