Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 215
(PDF, 60 MB)
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RAINER LOOSE

Wilhelm Mercy und das Schulwesen

im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen um 1810

Als nach 1806 die Befugnis, Gesetze und Verordnungen zum Schulwesen zu erlassen, von
der vorderösterreichischen Regierung zu Freiburg im Breisgau an den Fürsten Anton Alois
(1762-1831) überging, setzte im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen die Suche nach
geeigneten Konzepten zur Regelung und Erneuerung der Schule ein. Die fürstliche Regierung
wandte sich am 19. September 1808 in einem Zirkularschreiben1 an alle mit der Schulaufsicht
betrauten Geistlichen und ersuchte sie um hilfreiche Ideen für die auszuarbeitende erste
Schulordnung des Landes. Auf diese Aufforderung hin sandten viele Pfarrer Berichte ein, die
auf ihrer Tätigkeit als Schulvisitatoren beruhen und in denen sich die Wirklichkeit des
Schulwesens zu Beginn des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Ein solches Erfahrungsprotokoll
hat auch der ehemalige Hofprediger der württembergischen Herzöge Carl Eugen (1744-93)
und Ludwig Eugen (1793-95) und seit 1797 in Gruol tätige Pfarrer Wilhelm Mercy2 gefertigt
und nach Sigmaringen gegeben. Auf diesem Schriftstück3 und auf einem späteren Gutachten
über Lesebuchtextentwürfe beruhen die nachfolgenden Ausführungen über die Schule in
Hohenzollern-Sigmaringen aus der Zeit der frühen Jahre des souveränen Fürstentums4.

Diese Ausführungen aus der Feder eines der bedeutendsten katholischen Aufklärer in
Württemberg sind vor allem deshalb beachtenswert, da sie nicht nur lokale Verhältnisse
schildern, sondern auch zu erkennen geben, in welcher Richtung sich die Volksschule künftig
entwickeln sollte. Wilhelm Mercy konnte solche Ideen aufgrund seiner herausragenden
Position leichter in die Diskussion einfließen lassen als etwa andere Geistliche, denen der
Zugang zum Hof in Sigmaringen versperrt war. Als geschätzter Ratgeber des Fürsten Anton
Alois sowie des Konstanzer Generalvikars und Bistumsadministrators Ignaz Heinrich von

1 StA (= Staatsarchiv) Sigmaringen, Bestand Ho 80a (Pak. 315), C.II.ll, Nr. 3, datiert Sigmaringen,
19. Sept. 1808.

2 Geboren am 9.Februar 1753 in Uberlingen, gestorben l.Juni 1825 in Gruol; Mercy trat am 1. 4. 1770
als Mönch in das Prämonstratenserkloster Rot an der Rot (Lkr. Biberach) ein, wurde am 22. 2. 1777 in
Konstanz zum Priester geweiht, war 1787-1794 Hofprediger in Stuttgart, wurde 1788 vom Papst von
seinen Ordensgelübden entbunden, war dann nach kurzem Aufenthalt in Uberlingen seit 1797 Pfarrer in
Gruol bei Haigerloch. Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie (= ADB) 21. 1885, S.419; Joh. Baptist
Sägmüller: Die kirchliche Aufklärung am Hofe des Herzogs Karl Eugen von Württemberg. 1906,
S. 135-145; Dieter Narr: Wilhelm Mercy, ein Charakterkopf in der Epoche der Spätaufklärung. In:
Volkskultur und Geschichte. Festgabe für Josef Dünninger zum 65. Gebunstag 1970, S. 34-65; Ders.:
Studien zur Spätaufklärung im deutschen Südwesten (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg B 93). 1979, S. 448^77; Manfred Brandl: Die deutschen
katholischen Theologen der Neuzeit. Ein Repertorium. DL Aufklärung. 1978, S. 159; Albert Walden-
spul: Wessenberg-Briefe im Pfarrarchiv zu Gruol. In: Oberrheinisches Pastoralblatt 61 (1960) S. 257-260.

3 StA Sigmaringen, Ho 80a (Pak.315), C.II.ll, Nr.3.

4 Fritz Kallenberg: Die Schulorganisation von 1809 im Fürstentum Sigmaringen. In: Hohenzolleri-
sche Jahreshefte 22 (1962) S. 108/109 und S. 132-136; das Original wird im StA Sigmaringen, Bestand Ho
80a (Pak.316), C.II.ll, Nr. 16 (datiert Oktober 1810) aufbewahrt.

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