Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 227
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0233
Bereits 1465 Juden in Hechingen?

Noch ein »früher« Hechinger Jude: Samuel Hechingen (1506) in Frankfurt

Der »Hechingen«-Eintrag von GJ 111,1 enthält noch einen weiteren interessanten Hinweis,
den ich an dieser Stelle unbedingt anführen möchte - ganz einfach deshalb, weil das
betreffende Detail in der erstaunlich reichhaltigen Literatur über Hechinger Juden, die bis dato
vorliegt, eigenartigerweise noch keinen Eingang gefunden hat, obwohl es seit dem Jahr 1907
einem interessierten Fachpublikum hätte bekannt sein können. Die Rede ist, wie es lapidar in
GJ heißt, von »ein(em) Jude(n) >v. H.< [=von Hechingen] in Frankfurt/M. (1506)(5).« In der
Fußnote 5 werden Name und Quelle folgendermaßen genannt: «Saul oder Samuel v. H.;
DIETZ, Stammbuch 148.« In Tübingen ist das Werk von Dietzli weder im Institutum
Judaicum, wo es hingehört, noch in der ansonsten sehr gut bestückten Universitätsbibliothek
vorhanden, weswegen ich das Exemplar der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am
Main an Ort und Stelle eingesehen habe16. Im »Stammbuch der Frankfurter Juden« von Dietz
wird im alphabetischen Verzeichnis der 625 jüdischen Familien aus der Mainmetropole
(S. 11-342) unter der Nr. 251 (S. 148) unser »Hechinger« mit den folgenden Worten bedacht:
»Hechingen17, aufgenommen im Jahr 1506 mit Saul (Samuel) zur weißen Rose und seinem
Weib Eva, 1514 zum goldnen Stern; zog 1519 wieder fort. Er wird als Eidam des Gompchen
zum Schwan bezeichnet.«

Dieser von Hechingen nach Frankfurt übergesiedelte Jude dürfte in Wirklichkeit wohl
Samuel geheißen haben, da Saul, das mir verlesen scheint für Sanw(e)l, der jüdischdeutschen
Variante von Samuel, bei Juden in früheren Zeiten (vor 1900) überhaupt nicht vorkommt; dies
rührt sicherlich daher, daß der Apostel Paulus vor seiner Bekehrung »Saul« hieß18, mag aber
auch darüber hinaus darin begründet sein, daß der biblische »Saul« Gegenspieler des unter
Juden bis heute so überaus populären Königs David war.

Samuel aus Hechingen wohnte in Frankfurt im Getto am Wollgraben, das 1460 auf den
Beschluß des Rats hin hatte errichtet werden müssen, und zwar im Haus »Zur Weißen Rose«
(ein anderer bekannter Frankfurter hatte im Haus »Zum Roten Schild« gewohnt!). Das Haus
»Zur Weißen Rose« wird laut Dietz19 bereits 1487 genannt. Unmittelbar vor Samuel Hechinger
(seit 1496) hatte in jenem Haus der Arzt Josef von Zynonge mit seinem Vater Salman von
Münster, gleichfalls Arzt, gewohnt. Im Jahre 1506 verließ der wegen seiner Tüchtigkeit
gerühmte Arzt Josef von Zynonge, der später sogar den Schutz des Pfalzgrafen Ludwig V.
genoß, bei Ausbruch einer Seuche das Frankfurter Getto20, und in eben diesem Jahr bezog der
aus Hechingen zugewanderte Samuel das leerstehende Haus »Zur Weißen Rose«, das er dann
im Jahr 1514 mit dem gerade erbauten Haus »Zum Goldenen Stern« vertauschte. 1519 verläßt
Samuel Hechinger Frankfurt wieder. Die Zeit, die er im Frankfurter Getto verbrachte
(1506-1519) war eine recht bewegte: Man denke nur daran, daß in den Jahren 1509 und 1510
die vorläufige Konfiskation der jüdischen Bücher auf Betreiben des getauften Juden Pfefferkorn
in der Frankfurter Synagoge stattfand - verbunden mit einem zeitweiligen Verbot, den
Gottesdienst dort abzuhalten21.

15 Alexander Dietz: Stammbuch der Frankfurter Juden. Geschichtliche Mitteilungen über die Frankfurter
jüdischen Familien von 1349-1849 nebst einem Plane der Judengasse. Frankfurt/Main 1907.

16 Signatur: HB 24 Txd 3/5.

17 Im Original fettgedruckt.

18 Mündlicher Hinweis von Herrn Dr. Gil Hüttenmeister.

19 Dietz, S. 468 sowie Plan im Anhang.

20 GJ 111,1: 362.

21 Ebenda, 367-8.

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