Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 230
(PDF, 60 MB)
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Hans Wagner

ausgebaut werden. Aus diesem Anlaß verfaßte er eine kleine Druckschrift »Burg Schweinhaus
und ihre Besitzer«, welche das Interesse des Kronprinzen an dem Verfasser weckte. Stillfried
wurde dem Kronprinzen vorgestellt. Aus dieser ersten Begegnung entstand eine Freundschaft
zwischen den beiden romantisch veranlagten Männern, die das weitere Leben von Rudolf
Stillfried bestimmte. 1833 wurde er zum Kammerherrn ernannt, womit seine berufliche
Laufbahn am preußischen Königshofe begann.

Zuerst erhielt er den Auftrag, die Familiengeschichte der Hohenzollern zu erforschen, weil
die überlieferten Sagen und Legenden über die Abkunft des Königshauses nicht mehr haltbar
waren. Vor allem sollten die verwandtschaftlichen Zusammenhänge mit den Fürsten von
Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen geklärt werden. Stillfried reiste daraufhin nach
Hechingen und besuchte die Ruine der Burg Hohenzollern. In den Archiven von Fürstenhäusern
und Klöstern suchte er nach Dokumenten und Urkunden. Im Laufe der Zeit gelang es
ihm, die Reihe der Ahnen bis ins 11. Jahrhundert nachzuweisen. Nach dem Tode des Königs
Friedrich Wilhelm III. wurde der Kronprinz als Friedrich Wilhelm IV. König. Er ernannte
Stillfried im Jahre 1840 zum Zeremonienmeister. Zu seinen Aufgaben gehörte die Vorbereitung
und Durchführung von Familienfeiern und diplomatischen Empfängen, Huldigungsund
Trauerfeiern. Er wurde auch oft von anderen deutschen Fürsten in Anspruch genommen.
Im Jahre 1852 wurde ihm zusätzlich die Leitung des königlichen Hausarchivs übertragen.
Wegen seiner besonderen Kenntnisse der Heraldik erhielt er den Auftrag, das königliche
Wappen neu zu gestalten, wofür er mehrere Entwürfe selbst zeichnete. 1854 wurde er zum
Vorstand des Heroldsamtes bestellt. In dieser Eigenschaft war er für die Angelegenheiten des
Adels zuständig. Zu den größten Leistungen Stillfrieds gehört der Wiederaufbau der Burg
Hohenzollern zwischen 1846 und 1867, worüber noch gesondert berichtet werden soll.

Am 2.1.1861 starb Stillfrieds Freund und Gönner, König Friedrich Wilhelm IV. Sein
Nachfolger wurde dessen Bruder Wilhelm, der als Kaiser Wilhelm L in die Geschichte einging.
Auch zu diesem hatte Stillfried ein freundschaftliches Verhältnis. Die feierliche Krönung des
neuen Königs fand am 18.1.1861 in Königsberg statt, wofür Stillfried die Vorbereitungen zu
treffen hatte. In Anbetracht der Verdienste Stillfrieds um das Königshaus erhob ihn der König
am 14.10.1861 in den preußischen Grafenstand, nachdem ihm schon am 28. 5.1858 der König
von Portugal den Titel eines Grafen von Alcantara verliehen hatte. Seitdem nannte er sich
Rudolf Graf von Stillfried-Alcantara.

Stillfried diente seinem neuen Herrn mit dem gleichen Eifer wie dessen Vorgänger, der ihn
1853 zum Oberzeremonienmeister und 1856 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt hatte.
1862 wurde ihm zusätzlich die Verantwortung für die königliche Gruft in Berlin übertragen,
wo die Särge der verstorbenen Mitglieder des Königshauses ruhten. Am 22.3.1867 erhielt er
von König Wilhelm das nachstehende Schreiben: Sie haben das Ihnen von meinem in Gott
ruhenden königlichen Bruder übertragene Werk der Geschichte des Hauses Hohenzollern in
diesen Tagen vollendet, und ebenso schreitet der Ihren Anordnungen übertragene Bau des
Schlosses Hohenzollern seiner Vollendung entgegen. Indem ich Ihnen meine vollkommenste
Anerkennung für die wichtige geschichtliche Arbeit sowie für die Liebe, mit welcher Sie auch
den gedachten Bau in geschäftlicher Weise leiteten, hiermit ausspreche, verleihe ich Ihnen als
Zeichen meiner Anerkennung am heutigen Tage das Kreuz des Grosscomthurs des Hohenzol-
lern'schen Hausordens.

Wegen des zunehmenden Alters bat Stillfried wiederholt darum, von seinem Amt als
Oberzeremonienmeister entbunden zu werden, was ihm aber in Gnaden vorerst verweigert
wurde. 1868 trat er als Direktor des königlichen Hausarchivs zurück, behielt aber seine
sonstigen Funktionen. In der »Allgemeinen Deutschen Biographie« (1893) ist dazu vermerkt:
»So waltete Stillfried denn im Winter zu Berlin seines Amtes, im Sommer vornehmlich auf
seinem schön eingerichteten Schlosse Silbitz bei Nimptsch verweilend und unablässig mit
litterarischen Arbeiten beschäftigt, denen er stets eine glänzende und dabei geschmackvolle
Ausstattung zu geben beflissen war.« Es ist dort nicht vermerkt, wann er endgültig aus dem

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