Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 231
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0237
Rudolf Stillfried, ein Leben für das Haus Hohenzollern

königlichen Dienst entlassen wurde. Am 11.6.1879 erhielt er den höchsten Orden, den die
preußische Monarchie zu vergeben hatte, den Schwarzen Adler-Orden.

Trotz seiner starken Arbeitsbelastung fand Stillfried immer wieder Zeit zur Beschäftigung
mit seiner schlesischen Heimat, insbesondere mit der Grafschaft Glatz, zu der er sich
besonders hingezogen fühlte. Schon in seiner Kindheit war er mit seinen Eltern von Hirschberg
auf das väterliche Gut Rückers gekommen, wo er die Sommerferien verbrachte und die
schöne Umgebung bei Wanderungen kennenlernte. Wiederholt besuchte er die Stadt Neurode
mit dem Schloß seiner Vorfahren, welches nun im Besitze des Grafen von Magnis war. In den
Archiven suchte er Urkunden und Berichte über seine Ahnen und fand so viel, daß er 1869/70
ein umfangreiches Werk über die Geschichte des Geschlechts Stillfried von Rattonitz herausgeben
konnte.

Eine seiner Fundgruben war das Mannrechts-Protocollbuch aus den Jahren 1346 bis 1390,
das älteste Glatzer Amtsbuch. Aus dem dort gefundenen Material stellte er die »Beiträge zur
Geschichte des schlesischen Adels« zusammen, die hauptsächlich den Adel der Grafschaft
Glatz betreffen und 1861 erschienen sind. In diesem Zusammenhang fand er auch Unterlagen
über den in der Glatzer Pfarrkirche beigesetzten ersten Erzbischof von Prag, Arnestus von
Pardubitz. Dieser war ebenso wie der erste Stillfried ein böhmischer Edelmann. Er hatte in
Glatz die Schule der Malteser besucht. Hier hatte er 1310 das von ihm selbst überlieferte
Erlebnis mit dem Bilde der Gottesmutter, welches für sein Leben entscheidend wurde. Er
wählte den geistlichen Beruf und wurde Bischof von Prag. Dort war er mit dem Sohn des
Königs Johann von Böhmen, Karl, befreundet. Dieser wurde deutscher und böhmischer
König und später Kaiser Karl IV. Auf Betreiben Karls erhob der Papst das Bistum Prag zum
Erzbistum. Arnestus wurde der erste Erzbischof von Prag und hatte die große Ehre, dort
den neuen König zu krönen. 1348 gründete er gemeinsam mit König Karl in Prag die
erste deutsche Universität. Aus Anlaß der 500-Jahr-Feier seines Todes am 30.6.1864
verfaßte Rudolf Stillfried dessen Lebensbeschreibung und rief zu einer Geldsammlung
für ein neues Denkmal auf, weil die alte Marmorplatte über seinem Grab Schaden gelitten
hatte. Er selbst gab einen ansehnlichen Beitrag und zeichnete einen Entwurf für das Marmordenkmal
, welches der Bildhauer Johannes Janda 1870 herstellte und das noch jetzt in
der Glatzer Kirche steht. So ist Rudolf Stillfried mit dem seligen Arnestus von Pardubitz
verbunden.

Rudolf Stillfried war dreimal verheiratet. Von seiner ersten Frau Maria, die er 1827
heiratete, hatte er drei Kinder. Sie ist schon nach 10-jähriger Ehe gestorben. 1839 vermählte
er sich mit Gabriela von Wallis, die ihm zwei Kinder schenkte. Sie verstarb 1858. Seine
dritte Frau wurde Carolina, geb. von Mohr. Diese Ehe dauerte nur 6Jahre, da Carolina
1865 verstarb. Stillfried erbte von ihr das Schloß Silbitz, wo er den Lebensabend verbrachte
. Im Sommer 1882 fuhr er nach Bad Wildungen zur Kur, wo er vergeblich Heilung von beschwerlichen
Leiden suchte. Auf der Heimfahrt von der Kur ereilte ihn der Tod am
9.8.1882.

Rudolf Stillfried und die Burg Hohenzollern

Die Burg Hohenzollern bei Hechingen gehört zu den am meisten besuchten Burgen
Deutschlands. Sie ist die 3. Burg an dieser Stelle und wurde von 1850 bis 1867 im neugotischen
Baustil nach den Plänen des Öberbaurats August Stüler, eines Schülers von Karl Schinkel,
errichtet. Die Initiative zum Bau ging jedoch von dem schlesischen Freiherrn Rudolf von
Stillfried-Rattonitz aus, der auch maßgeblichen Einfluß auf die äußere Gestaltung und die
Innenausstattung der Burg ausgeübt hat.

Die erste Burg wurde vermutlich im 11. Jahrhundert als Stammsitz der Zollerngrafen
erbaut, die 1061 erstmals urkundlich erwähnt werden. Diese Burg wurde 1423 nach längerer
Belagerung erobert und zerstört. Die zweite Burg entstand von 1454 bis 1460. Sie hatte eine

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