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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0017
Die dunklen Jahrhunderte

aber erhält das beschriebene Vorgehen der Römer hier eine Logik! Wenn sich die Römer den
schwierigen Zugang von Süden her erkämpften und in den leicht zugänglichen Norden nur
einen Hinterhalt legten, ist der Grund völlig klar: Dem Gegner, der sich hier verschanzt hatte,
sollte die Rückzugsmöglichkeit auf die Albhochfläche abgeschnitten werden.

Die Beurener Heide und ihr Zugang um das versumpfte Tal des Heiligenbaches herum
sind breit genug, um sogar Reiterei zum Einsatz zu bringen, wie dies in der Schlachtbeschreibung
des Ammian durchklingt. Der erste Angriff mag durchaus, wie beschrieben, über die
Steilhänge erfolgt sein.

Die Lage der vorspringenden Terrasse unter der Alb entspricht sehr gut dem bei Ammian
benutzten Ausdruck »praecelsus«. Die Angabe in der Uberschrift von Buch 27, daß sich die
Alamannen auf die höchsten Berge (»in celsissimos montes«) geflüchtet hätten, steht dazu
nicht in Widerspruch: hier kommt die Albhochfläche des Heufeldes über Beuren in Frage.

Was spricht außer der Topographie für die Identifizierung des Plateaus von Beuren mit
dem Alamannenberg?

Die Flurnamen »Ghaikopf« und »Gehstieg«

Uber Schlatt liegt dem Plateau von Beuren vorgelagert der »Ghaikopf«. Weiter nördlich
findet sich in den Waldhängen der Flurname »Gehstieg«. Fassbender*4 nennt letzteren in
seiner Zusammenstellung der Hechinger Flurnamen um 1900. Er kann von »gäh«, d.h. steil,
jäh, kommen, ein Zusammenhang mit »Ghai, Kay« erscheint aber auch denkbar. »Ghay« wird
in Urkunde des Klosters Stetten im Jahr 1285 genannt und von Kraus*5 auf ein 1398 und 1475
zwischen Beuren und Schlatt erwähntes »Kay« bezogen.

Die Frage von Kraus »Kay: Teil einer Burgbefestigung?« hat mich zur Überprüfung
zahlreicher (ca. vierzig) Ghai/Kay-Flurnamen im Schwäbischen veranlaßt. Kay und seine
zahlreichen Varianten in Urkunden und Mundart sind heute von Amts wegen zu »Ghai«
eingeebnet. Allgemein fiel für diese Stellen eine gewisse Abseitslage auf. Schöne Beispiele
dafür bieten die Ghai-berg, -bühl, -wald, -holz und -hau auf der Schwäbischen Alb, aber auch
in anderen Regionen, etwa der »Kaien« über Bonndorf im Linzgau im Hinterland des
westlichen Bodensees (1388 »uf dem Kayen«). Mehrfach liegen die Ghai nahe bei gleichnamigen
Bächen. Bei Frickenhausen, Kreis Esslingen, kommt ein solcher vom »Kästlesplatz«.
Dieser Flurname steht in Verbindung mit den zahlreichen »Kästle« und »Kastel«-Namen, die
nach Keinnath36 aus »castellum« als Lehnwort ableitbar sind.

Zwar fließt bei Beuren ein »Burgbrünnle«, eine mittelalterliche Burganlage hat es hier aber
nie gegeben. Die Hochfläche inmitten bewaldeter, für Ackerbau ungeeigneter Braunjura-
Steilhänge ist altes Siedlungsland. Den Ortsnamentyp »Beuren« - abgeleitet von althochdeutsch
»bur«, d.h. Hütte, Viehhütte - datieren Walter*7 und Dertscb** in die erste frühmittelalterliche
Ausbauphase, nicht später als um 650 n. Chr.

Kraus*5 hatte darauf aufmerksam gemacht, daß das Wort »Kay« vielleicht vorgermanische
Wurzeln besitzen könnte. Er verweist dazu auf gallische und inselkeltische Ausdrücke. Im
Zusammenhang mit althochdeutsch »kaheio« erwähnte bereits Karg-Gasterstädt*9 ein galloro-

34 H. Fassbender: Hechinger Flurnamen um 1900. Manuskript 1935 mit Karte in der Hohenzolleri-
schen Heimat-Bücherei, Hechingen, Nr. B 48.

35 j. A. Kraus: Kay - Teil einer Burgbefestigung? In: Hechinger Zeitung 21.4.1974 und Hohenzolleri-
sche Heimat28 (1978) S. 7.

36 W. Keinath: Orts- und Flurnamen in Württemberg. 1951. S. 116.

37 M. Walter: Der Name Beuren. In: Schwäbisches Tagblatt, Ausgabe Hechingen, 13. und 27.2.1948.

38 R. Dertsch: Ottobeuren und die Ortsnamen auf -beuren. In: Ottobeuren 764-1964. In: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 73 (1962). S. 24 ff.

39 E. Karg-Gasterstädt: Aus der Werkstatt des ahd. Wörterbuchs. In: Beiträge zur Geschichte der
deutschen Sprache und Literatur61 (1937) S.267 mit Anm. 1.

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