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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0046
Stefan Uhl

zwischen 2 und 2,8 cm liegt. Bei breiteren Randschlägen sind die Flacheisen offensichtlich
mehrfach nebeneinander unter demselben Winkel angesetzt worden. Weniger sorgfältige
Randschläge scheinen bei Kalksteinbuckelquadern zum Teil möglicherweise allein mit dem
Spitzeisen bearbeitet worden zu sein. Die Verwendung der Zahnfleche beziehungsweise eines
breiten Zahneisens zur Herstellung eines Randschlages bleibt auf ein Beispiel offensichtlich
später Zeitstellung aus Sandstein beschränkt (Scharfenberg II).

Hinsichtlich der Fragen des Mauerverbandes lassen sich aufgrund des weitgehenden
Fehlens eingehender Verbandsdarstellungen und -Untersuchungen17 hier nur wenige Aussagen
grundsätzlicher Art machen. Die Steinformate schwanken im Untersuchungsgebiet innerhalb
weiter Grenzen. Eindeutige Hinweise auf Einflüsse einer bestimmten Maßeinheit oder eines
Maßsystems waren am Bestand nicht zu finden18. Die Festlegung der Schichthöhen scheint
sich sowohl bei Sandstein- als auch bei Kalksteinmauerwerk in erheblichem Maße an den
geologischen Gegebenheiten im Steinbruch orientiert zu haben, durch die allein schon häufig
Obergrenzen für die einzelnen Quader beziehungsweise Vorgaben für die Schichthöhen
festgelegt waren. Die vereinzelt gehäuft anzutreffende - statisch ungünstige - Verwendung
aufrecht stehender Quader (Blankenstein) könnte ihre Begründung entsprechend im Problem
der Gewinnung von ausreichendem Steinmaterial bei für den betreffenden Steinbruch zu groß
vorgegebenen Schichthöhen haben.

Trotz der geläufigen Bezeichnung als Buckel-»Quader« stellen diese allzuoft keine reinen
Quader im eigentlichen Sinne - mit (von der den Buckel tragenden Seite abgesehen) ringsum
ebenen Flächen - dar. Zwar ist die Frontseite in den meisten Fällen relativ exakt rechtwinklig,
die sich daran nach hinten anschließenden Flächen sind jedoch häufig nur unvollkommen
bearbeitet, der vorne »quaderartig« behauene Stein läuft nach hinten roh aus. Dies muß nicht
unbedingt als Qualitätsminderung betrachtet werden, denn dieses - vielleicht durch Rationalisierungsbemühungen
bei der Herstellung bedingte - meist spitze Ende bewirkte zwangsläufig
eine bessere Einbindung der Buckelquadermauerschale in das anschließende Kern- beziehungsweise
Füllmauerwerk. Dies war um so mehr von Wichtigkeit, als am Mauerverband eine
Unterscheidung der Quader in Läufer und Binder in aller Regel nicht festzustellen ist. Eine
Ausnahme bilden die Ecken, an denen dieser Läufer-Binder-Wechsel fast immer gleichmäßig
durchgeführt ist. Die Verwendung von »Eckscheiben« das heißt von Eckbuckelquadern mit
Seitenlängen von je deutlich über einem Meter, bleibt - auch wenn die Seitenlängen zur Ecke
hin häufig deutlich zunehmen - auf wenige Einzelfälle beschränkt. Häufig jedoch besitzen die
Eckquader deutlich größere Höhen als die angrenzenden Steinschichten, gelegentlich kommen
gar auf einen Eckquader zwei anschließende Schichten (Höhen-Gundelfingen). So wie eine
Vergrößerung der Steinformate im unmittelbaren Eckbereich häufig zu beobachten ist, so läßt
sich auch bisweilen eine allgemeine Abnahme der Steinformate von unten nach oben erkennen
(Grüningen). Der Fußbereich von Buckelquaderflächen und Eckbuckelquaderreihen zeichnet
sich dabei fast durchweg durch mehr oder weniger deutlich vergrößerte Steinformate aus. Und
wie die Verwendung stehender Steinformate zur Beibehaltung einer gewählten Schichthöhe,
so stellen auch Sprünge in den Schichten keine Seltenheit dar. Bei sorgfältig ausgeführten
Bauten sind die Schichten dort mit Formsteinen verzahnt. Das häufige Auftreten dieser

17 Bislang einziger Ansatz bei Wilfried Pfefferkorn: Buckelquader an Burgen der Stauferzeit. 1977.

18 Wilfried Pfefferkorn (Eine Buckelquaderstudie - Vier Burgruinen auf der Schwäbischen Alb. In:
Burgen und Schlösser 1977/1, S. 48-53) hat zuletzt den »Ulmer Werkschuh« mit 29,22 cm für Burgen der
Stauferzeit im Bereich der mittleren Schwäbischen Alb vorgeschlagen. Rainer Hussendörfer (Die
ehemalige Chorherrenstiftskirche in Faurndau. Ein Beitrag zur schwäbischen Romanik [Veröffentlichung
des Stadtarchivs Göppingen 10]. 1975) stellt an der aufgrund ihrer Steinmetzzeichen mit den benachbarten
Burgen Staufeneck und Ramsberg verwandten Kirche in Faurndau eine Maßeinheit von 1 Fuß =
28,9(5) cm fest (S. 164), weist jedoch darauf hin, daß zur selben Zeit an verschiedenen Orten mit
Schwankungen der Maßeinheiten zwischen 27,5 und 34 cm für den Fuß zu rechnen ist.

19 Antonow (wie Anm. 12) S.49, u.a. mit Verweis auf Blankenstein.

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