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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0054
Stefan Uhl

Bauherren und Auftraggeber als Kind seiner Zeit wie auch dem allgemeinen Umfeld verbunden
ist und als zeit(geist)abhängiges »Kunstwollen« im Riegischen Sinne vielleicht nicht am
treffendsten, sicher jedoch besonders anschaulich umschrieben werden kann. Auch dürfen die
sich aus der individuellen Stellung des Bauherren ergebenden Einflüsse und Rahmenbedingungen
nicht übersehen werden. Insgesamt können wir bei der langen Liste von Einflußfaktoren -
unter anderem Baumaterial, Handwerkstechniken, politische, wirtschaftliche und künstlerische
Rahmenbedingungen, Macht, Stellung, Mittel, Möglichkeiten und Aussageintention des
Bauherren etc. - örtlich bedingte, zeitlich (geschichtlich) bedingte und von der Person des
Bauherren abhängige Komponenten unterscheiden, die sowohl einer regionalen als auch einer
zeitlichen Differenziertheit des Buckelquaderbauwesens die Möglichkeit zur Entfaltung
geben.

Dies bedeutet zum einen, daß neben überregional Einheitliches regionale Sonderformen
und regionale Sonderentwicklungen treten können. Eine überregionale Charakteristik des
Buckelquaderbauwesens wird sich deshalb auf wenige, grobe Züge beschränken müssen. Für
Datierungsversuche auf formkritischem Wege verlangt dies bei weiträumigen Vergleichen eine
enge Begrenzung der Betrachtung auf grundlegende Entwicklungslinien, bei feineren Differenzierungen
eine konsequente Beschränkung auf relevante, das heißt nahegelegene, derselben
»Architekturlandschaft« und demselben historischen Kontext angehörende Vergleichsbeispiele
. Zum anderen kann eine derart erschlossene »Entwicklungslinie« aufgrund des Ausscheidens
der Führung eines Ausschlußbeweises nur ein Aufzeigen von zeitabhängigen
Möglichkeiten der Buckelquaderverwendungsarten und -formen am Einzelbauwerk sein. Eine
darauf aufbauende formkritische Datierung wird dementsprechend zwar eine recht genaue
Festlegung der entwicklungsgeschichtlichen Stellung innerhalb einer gedachten, idealen Entwicklungslinie
- die nur im Idealfall mit einer relativen Chronologie identisch ist - ermöglichen
, da uns jedoch Kriterien zur Beurteilung eventueller Abweichungen von dieser Ideallinie
weitestgehend fehlen, kann ein daraus abgeleiteter Ansatz für die tatsächliche Entstehungszeit
in der Regel - wenn überhaupt - kaum mehr als eine grobe Einordnung in diesen oder jenen
Abschnitt eines Jahrhunderts darstellen.

Der Aufbau eines Datierungsgerüstes für Buckelquaderbauten der Schwäbischen Alb aus
sich heraus - also ohne den Blick auf die angrenzenden Regionen zu werfen - ist, wie sich aus
der weiter unten noch ausführlicher darzustellenden Quellenlage ergibt, unter den jetzigen
Voraussetzungen sowohl hinsichtlich einer relativen als auch in Bezug auf eine absolute
Chronologie nicht möglich. Die meisten Datierungen geschichtlicher wie keramischer Art
bieten für das einzelne Bauteil lediglich Datierungsmöglichkeiten an. Es ist hier in beinahe
allen Fällen notwendig, die betrachteten Einzelbauteile nach davon unabhängigen formalen
Kriterien grob einzuordnen, um sie dann in bezug auf ihre Entstehungszeit mit einer solchen
Datierungsmöglichkeit verknüpfen zu können. Unglücklicherweise ist diese Möglichkeit der
formkritischen Einordnung der betrachteten Burgen in unserem Fall meist auf die vorhandenen
Buckelquader beschränkt. Dies setzt voraus, gewisse Grundzüge einer überregionalen
Entwicklung des Buckelquaderbauwesens anzuerkennen, aus denen heraus dann eine auf das
Untersuchungsgebiet bezogene regionale Verfeinerung entwickelt werden kann. Eine
Umgruppierung des Gedankengutes um neue Konzentrationspunkte und somit eine Durchbrechung
bisheriger Denkmuster ist deshalb bei dem hier beschrittenen Ansatz kaum möglich
und müßte einer bislang ausstehenden überregionalen Darstellung, die sich auf eine gewissenhafte
Zusammenstellung aller verfügbaren Quellengruppen unter vorläufiger Ignorierung
vorgefaßter Meinungen stützt, vorbehalten bleiben. Es darf dabei allerdings nicht übersehen
werden, daß es sich bei dieser Vorgehensweise rein methodisch um die einer jeden (!) auf
historischen Quellen aufbauenden Datierung und formkritischen Analyse handelt, wobei
lediglich im Grade der Sicherheit der Beziehung eines historischen Faktums auf einen immer
schon »vorsortierten« Baubestand Unterschiede bestehen, nicht jedoch in der Vorgehensweise
selbst.

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