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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0061
Buckelquader an Burgen der Schwäbischen Alb

Deren großformatiger, sorgfältiger Mauerverband am Bergfried mit kraftvoll vorstehenden,
überwiegend gerundeten und geglätteten Buckeln könnte vielleicht in der Zeit nach der
Ausbildung einer selbständigen Sigmaringer Linie der Edelfreien von Spitzenberg-Helfen-
stein-Sigmaringen um 1207/09 entstanden sein50. Der unter anderem unter spärlicher Verwendung
von Prallbuckelquadern aufgeführte Bergfried der Oberen Burg in Haigerloch (Oberstadtturm
) wird von Maurer aus typologisch-dynastischen Gründen in die Zeit zwischen 1207
und 1225 datiert51, wie auch der die absolute Blütephase der Prallbuckelquaderverwendung
repräsentierende Bergfried von Höhen-Gundelfingen seine Voraussetzung in einer bedeutenden
Gütervermehrung der Edelfreien von Gundelfingen um 1210 haben dürfte52. Der
besonders im Eckbereich ausgesprochen großformatige Mauerverband ist dort unter weitestgehender
Verwendung ungewöhnlich kraftvoll vorstehender, sorgsam geformter und geglätteter
Buckel - von denen wiederum einzelne betont aus der Fläche heraustreten - aufgeführt.
Der vermutlich im Zusammenhang mit der Bildung einer Grüninger Linie der Grafen von
Württemberg kurz vor 1228 entstandene Bergfried der Burg Grüningen53 zeigt ebenfalls zum
Teil Prallbuckelquader, deren Formate und Buckelhöhen jedoch nach oben hin deutlich
abnehmen.

Fassen wir dieses lockere, zwangsläufig mit großen Unsicherheiten behaftete Datengerüst
zusammen, so zeichnet sich zumindest ab, daß mit der Verwendung ausgereifter Prallbuckelquader
spätestens im zweiten Jahrzehnt des D.Jahrhunderts gerechnet werden kann. Während
ihr erstmaliges Auftreten - nach subjektiver Einschätzung des Verfassers kaum vor
120054 - nicht genauer zu fixieren ist, ist ihre Blütephase in großformatigen Verbänden mit
weit vorstehenden Buckeln und bewußt »eindruckvollem« Aussehen offensichtlich kaum viel
später anzusetzen. Die fortschreitende Entwicklung kennt dann - als ideale Linie nachgezeichnet
- neben einer Abnahme der Steinformate und einer »Bändigung« der Gesamtfläche deren
Akzentuierung durch einzelne weit vortretende und somit optisch besonders wirksame
Buckel. Durch diese Hervorhebung einzelner Buckelquader aus der Gesamtfläche, wozu
möglicherweise auch die häufige Vergrößerung der Eckquader gegenüber den anschließenden
Flächenquadern gerechnet werden darf, scheint dem Verfasser der Grund zu deren dann bald
darauf einsetzenden Ausdünnung gelegt zu sein.

Rohbuckelquader unterscheiden sich hinsichtlich Verwendungsart und -ort nicht grundlegend
von Prallbuckelquadern. Da sie zudem häufig mit diesen zusammen auftreten - wir
finden sie praktisch an allen oben vorgestellten Beispielen mit Prallbuckelquadern -, kann von
einer zumindest zeitweise analogen Entwicklung der wesentlichen Faktoren ausgegangen
werden. »Historische« Datierungen hierzu liegen bei weitgehend reinen Rohbuckelquaderbauten
nur in geringer Zahl vor. So sind möglicherweise die stellenweise in die ansonsten aus
glatten Quadern errichtete Ringmauer eingestreuten Buckelquader der Burg Hochhaus im
Zusammenhang mit einer Teilung der Familie der Edelfreien von Hürnheim kurz vor 1238 zu
sehen55. Das Buckelquadermauerwerk der ersten nachweisbaren Steinbauphase des Haigerlocher
Schlosses wird von Maurer aus typologisch-dynastischen Gründen in die Zeit von 1207
bis 1225 datiert56. Die Buckelquaderbauteile der Stadtmauer in Giengen, dessen Ummauerung

50 Vgl. Katalog Nr. 85.

51 Vgl. Katalog Nr. 29.

52 Vgl. Katalog Nr. 44.

53 Vgl. Katalog Nr. 28.

54 Noch zu prüfen wäre die Möglichkeit des Aufkommens von Prall- und Kissenbuckelquadern in
Deutschland als Folge des Rückstromes deutscher Ministerialen aus Italien nach dem Tode Kaiser
Heinrichs VI. 1197, die die Kenntnis eventuell in Italien schon vorhandenen Formengutes in größerem
Umfang nach Deutschland gebracht haben könnten.

55 Vgl. Katalog Nr. 41.

56 Vgl. Katalog Nr. 30.

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