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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0116
Leopold Stierle

gen gedeutet. Auch Wechingen-Wehingen wurde schon in Erwägung gezogen28. Dieselben
Orte werden schon in der Bestätigungsurkunde Kaiser Ottos I. von 965 für das Stift Öhnin-
gen aufgeführt. Diese Urkunde ist allerdings eine Fälschung des 12. Jahrhunderts29. Auch das
Augustinerchorherrenstift Beuron will von Kaiser Otto dem Großen einen Schutz- und
Bestätigungsbrief erhalten haben, wie Pirzschelin als einziger Gewährsmann angibt. Von
einem solchen Schutzbrief ist aber weder ein Original noch eine Fälschung erhalten. Es
drängt sich der (begründete) Verdacht auf, daß zwischen den beiden Chorherrenstiften
schon in sehr früher Zeit gewisse Beziehungen bestanden haben, zumal ja die Besitzungen
des Stiftes Öhningen bis in die nähere Umgebung von Beuron gereicht haben.

250 Jahre später wird der Hof des Stifts Öhningen in Rafz, der Zehnderhof, wieder
erwähnt. Auf dem Hof saßen damals Johannes Zehender von Rafz genannt Zigginger, seine
Frau Margareta und seine Tochter Verena. Im Jahre 1317 gibt Johannes Zigginger den
Zehnderhof in Rafz und anderes Gut daselbst und in Egesheim, das er von seinen Vettern,
den Brüdern Hartmann, Johann und Nikolaus erhalten hatte, sowie den Zehnten des obsez
ze Rafse, der sunder unser waz, samt der fahrenden Habe dem Stift wieder auf. Von der
fahrenden Habe behält er sich 10 Pfund Pfennige zu einer Jahrzeitstiftung vor. Bei dieser
Aufgabe waren seine Vettern Johann und Nikolaus anwesend.

Ausführlicher wird diese Lehensaufgabe in einer Urkunde des Offizials von Konstanz
beschrieben. 1320 beurkundet dieser, daß Johann Zigginger, Frau Margareta und Tochter
Verena vom Stift Öhningen die Hälfte des Zehnten zu Rafz, Balm, Sulgen und Egesheim,
cum certis possessionibus sitis in Egishain pertinentibus ad curiam sitam in Rafz, dictam
vulgariter der Zehnderhof, als Lehen erhalten hatten. Die andere Hälfte dieser Zehnten und
Besitzungen hatten die Vettern (patrueles) des Johann Zigginger, die Brüder Hartmann,
Johann und Nikolaus und deren Schwestern Katharina und Elisabeth als Lehen des Stifts
inne. Aus freiem Willen und mit Zustimmung von Frau und Tochter verzichtet Johann
Zigginger nun auf alle Rechte an der Hälfte der vorgenannten Zehnten und Besitzungen und
gibt sie in die Hand des Propstes von Öhningen zurück. Johannes Zigginger war anscheinend
der älteste der Vettern. Sie alle waren Eigenleute des Stifts Öhningen.

Wegen dieser Lehensaufgabe ist es aber zwischen dem Stift und den fünf oben genannten
Geschwistern bald zu Streitigkeiten gekommen. Durch Zahlung von 40 Pfund Pfennigen
legte Propst Heinrich diesen Streit bei. Als Schiedsmann wirkte Freiherr Konrad von Tengen
mit, der den Vergleich auch besiegelt hat. Nach den Ausführungen des Propstes gehörte der
vierte Teil des Gutes zu Egesheim dem Stift, die anderen drei Teile den Zehndern von
Rafz30.

Weiteres verraten uns die Quellen nicht. Es gibt kein Zeugnis dafür, wann und von wem
das Stift Öhningen den Zehnten und die anderen Besitzungen in Egesheim, die zum Zehnderhof
in Rafz gehört haben, erhalten und wann und an wen es diese wieder verloren hat.
Begütert war das Stift schon 965 in Rafz. In Egesheim hatte es den Zehnten inne, den es je
zur Hälfte an die Zehnder von Rafz verliehen hatte. Die eine Hälfte dieses Zehnten und
Besitzes wurde 1317 wieder an das Stift zurückgegeben. Unbekannt ist, was künftighin
damit geschehen ist. Die andere Hälfte verblieb im Lehenbesitz der fünf Geschwister
Zehender von Rafz. Auch über deren weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Der Name

28 16.10.1166: Karl Friedrich Stumpf: Die Reichskanzlei vornehmlich des X., XI. und XII. Jahrhunderts
. Bd. 2. 1865. Die Kaiserurkunden, Nr. 4077. Druck: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
(zitiert: ZGO)31 (1879) S. 290/93.

29 1.1.965: MG Diplomata regum et imperatorura Germaniael. 21956., S. 601 ff., Nr. 445 (hier
13. L 965). Vgl. Karl Zinsmaier: Die gefälschte Urkunde Kaiser Ottos I. für die Propstei Öhningen. In:
Herbert Berner: Dorf und Stift Öhningen. 1966. Zinsmaier bringt eine Ablichtung dieser Urkunde.

30 22.4.1317: Zürcher Urkundenbuch9. 1915, Nr.3469. - 29.4.1320: EbendalO. 1916, Nr.3659. -
15.6.1321: EbendalO. 1916, Nr.3723. - Franz Götz: Stift und Dorf Öhningen. In: Herbert Berner:
Dorf und Stift Öhningen. 1966. S. 131.

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