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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0170
Jürgen Richter

Revenuen der Grafen aus ihrem Territorium entgegenhalten zu können; auf diese Art wollen
wir versuchen, einen Eindruck von der Tragweite der Verschuldung zu gewinnen. Das zweite
Ziel ist es, herauszufinden, wer die Geldgeber waren, deren Kapitalien es überhaupt erst
ermöglichten, daß solche Schulden gemacht werden konnten.

Den nächsten Schritt bildet die Untersuchung der Einkünfte im 18. Jahrhundert. Dies soll
durch eine Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben geschehen. Dabei werden jedoch
zunächst die Aufwendungen keine Berücksichtigung finden, welche in einem eindeutigen
Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Herrschaft stehen. So erhalten wir einen Begriff von
der Größenordnung des Gewinns, den wir dann in eine vorläufige Relation zur Höhe der
Schulden stellen können.

Das Ergebnis wäre ohne die Einbeziehung des herrschaftlichen Bedarfs jedoch unvollständig
. Darunter begreift sich - wie an entsprechender Stelle noch zu erläutern sein wird -
keineswegs nur die Hofhaltung. Die Betrachtung dieses Komplexes soll im Zusammenhang
mit der Suche nach den Ursachen der Verschuldung erfolgen. Er wird allerdings nur eine von
mehreren Problemgruppen sein, die dabei zu bearbeiten sind.

Auf dieser Grundlage wollen wir versuchen, zu ermitteln, wo die eigentlichen Wurzeln der
Wirtschaftskrise lagen, und welche Faktoren eher katalysierend wirkten. Das Ergebnis wird
von entscheidender Bedeutung für die Beantwortung der Leitfrage sein. Von einer Mißwirtschaft
im eigentlichen Sinn würde man wohl nur dann sprechen können, wenn sich herausstellte
, daß die Ressourcen des Territoriums durch die Ausgaben für die Verwaltung und die
Herrschaft konsequent überfordert gewesen wären. Der Schuldendienst nimmt freilich eine
Sonderstellung ein, die getrennt von den übrigen Aufwendungen zu würdigen sein wird.

Letzte Hinweise für die Bewertung des ökonomischen Verhaltens der Reichserbtruchses-
sen und Grafen von Friedberg-Scheer werden ihre Lösungsansätze zur Behebung der wirtschaftlichen
Misere geben. Dem wird eine modellhafte Darstellung der existenzgefährdenden
Folgen der Verschuldung vorausgehen. Dadurch soll die Bedeutung erhellen, die das Problem
für die Familie selbst hatte, um so die angestrebten und durchgeführten Gegenmaßnahmen
besser beurteilen zu können.

Am Schluß werden wir uns bemühen, ein Resümee zu ziehen und so eine mögliche
Antwort auf die Leitfrage nach Wirtschaft oder Mißwirtschaft zu finden. In diesem Zusammenhang
werfen wir dann noch einen Blick auf die näheren Umstände des Verkaufs, wie sie
sich nach dem Aussterben der angestammten Linie in den letzten einundzwanzig Jahren unter
der Herrschaft eines Erbenkondominats der Reichserbtruchsessen von Waldburg ergaben.

Die kurze Darstellung des Niedergangs eines anderen Grafengeschlechts im Schwäbischen
Reichskreis soll zum Vergleich dienen. Daran werden sowohl gewisse Parallelen erkennbar
sein, als auch Grenzen, die der systematischen Einordnung in ein geschichtliches Gesamtbild
gesetzt sind. Freilich leistet die vorliegende Darstellung keinen umfangreichen historischen
Vergleich. Dazu wäre eine erhebliche inhaltliche Ausweitung erforderlich gewesen, die den für
die Bearbeitung vorgegebenen zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Diese Arbeit kann also für
übergreifende Betrachtungen keineswegs mehr als Hilfestellung sein.

Der weitaus überwiegende Teil der vorliegenden Ergebnisse beruht auf Erkenntnissen aus
Urkunden und Akten des Staatsarchivs Sigmaringen. Dort lagern umfangreiche Bestände zum
Thema Friedberg-Scheer5. Sie sind jedoch nach ihrer Neuerschließung, im Laufe der nächsten
Jahre an das Regensburger Archiv der Fürsten von Thum und Taxis abzugeben.

Sehr hilfreich waren ferner die Hinweise, welche die Durchsicht einiger Akten aus dem
Fürstlich Waldburg-Zeil'schen Gesamtarchiv erbrachte. Die Bestände des Wiener Haus-Hof-

5 Sämtliche Friedberg-Scheer betreffenden Unterlagen in Sigmaringen finden sich unter der Bestandsignatur
Dep. 30. Die Aktenbestände werden derzeit neu erfaßt und erhalten neue Signaturen. Da diese
jedoch noch nicht endgültig vergeben sind, mußte der Verfasser der vorliegenden Arbeit die bisherigen
verwenden. Spätere Nachforschungen werden mit Hilfe einer Konkordanz möglich sein. Die Urkunden
werden bereits nach den neuen Signaturen zitiert, da die Neuerschließung hier bereits abgeschlossen ist.

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