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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0176
Jürgen Richter

den Auseinandersetzungen zwischen den Truchsessen und dem Haus Habsburg noch zu
reden sein. Hier sei nur erwähnt, daß die Grafschaft Friedberg und die Herrschaft Scheer im
Zuge dieser Verwicklungen 1680 zu habsburgischen Lehen wurden38.

Jedenfalls gelang es der Familie, den völligen Verlust des Territoriums zu verhindern. 1696
wurde Friedberg-Scheer unter die Administration des Grafen Christoph Franz von Trauch-
burg (1669-1717) gestellt, der dementsprechend die Lehen empfing39. Dadurch erhielt er auch
im Jahr 1700 das Familienseniorat, welches eigentlich auf Maximilian Wunibald hätte fallen
müssen. Dergleichen wurde jedoch von den Beamten bei der Familienkonferenz vom März
1697 bereits als unpraktikabel angesehen40.

Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens wurde es ruhig um Graf Maximilian Wunibald.
1697 trug er sich mit dem Vorhaben, in den geistlichen Stand einzutreten, was freilich nie
erfolgte41. Zeitweilig überlegte sich die Familie sogar, ihn in die Herrschaft zu restituieren.
Doch auch davon nahm man Abstand, wenngleich sein Lebenswandel sich gebessert zu haben
schien42. Am 16. April 1717 starb er in Konstanz, wo er seinen Lebensabend verbracht hatte.
Im Verlauf der weiteren Betrachtungen werden wir uns noch häufiger mit ihm zu beschäftigen
haben.

Neben die innerfamiliären Schwierigkeiten im 17. und zu Beginn des 18.Jahrhunderts
traten auch noch die gesamteuropäischen Verwicklungen: Der »Holländische und Schwedische
Krieg« (1672-1679), der »Pfälzische Krieg« (1688-1679) und der »Spanische Erbfolgekrieg
« (1701-1714). Darauf werden wir bei der Frage nach den Ursachen der Verschuldung
noch zurückkommen. Es bleibt festzuhalten, daß in den Ereignissen zu Lebzeiten des Grafen
Maximilian Wunibald weitere Wurzeln der finanziellen Misere der Truchsessen von Scheer zu
suchen sind.

Mit ihm aber war die sogenannte ältere Trauchburger Linie erloschen. Deren Besitzungen
gingen nun endgültig an die jüngere über, die von dem Bruder des Grafen Wilhelm Heinrich,
Friedrich von Trauchburg abstammte. Bereits seit 1696 hatten die Güter unter der Administration
des Grafen Christoph Franz gestanden. Dieser hatte zumeist von Innsbruck aus
regiert43. Teilweise lagen die Gründe dafür in den unruhigen Zeiten, die den Aufenthalt im
eigenen Territorium problematisch machten. Zum anderen waren es die Geschäfte beim
oberösterreichischen Lehenshof, wohl auch der Hof selbst und seine Stellung als wirklicher
Geheimer Rat, die Christoph Franz dort hielten. Er starb kurz vor Maximilian Wunibald im
März des Jahres 1717.

Zwei Jahre später teilten seine beiden älteren Söhne, Joseph Wilhelm (1694-1756) und
Johann Ernst II. (1695-1737) die Herrschaften erneut unter sich auf44. Die zwei jüngeren
Brüder, Friedrich Anton Marquard (1700-1744) und Franz Karl Eusebius (1701-1772,
Fürstbischof von Chiemsee ab 1746), wurden auf Apanage gesetzt. Die Grafschaft Friedberg-
Scheer fiel durch die Teilung von 1719 an den Grafen Joseph Wilhelm45. Nach dessen Tod trat
sein Sohn, Graf Leopold August (1728-1764), die Nachfolge an. Dieser starb jedoch kinderlos
.

38 Die Verträge zwischen dem Erzhaus Österreich und den Erbtruchsessen sind in die kaiserliche
Bestätigungsurkunde vom 23. Juni 1680 inseriert. U967.

39 U1015.

40 Rep. II, K. II, F. 23, Nr. 6.

41 Ebd. S. auch Rep. II, K. I, F. 9, Nr. 8.

42 Rep.II, K.II, F.23, Nr.7.

43 Das erhellt aus einer Reihe von Schreiben des Scheerer Rentmeisters Breinl an seinen vorgesetzten Rat
und Oberamtmann Suter zu Anfang des 18. Jahrhunderts. ZAKÜ012. Vgl. darüberhinaus Pappenheim:
Tl. II. S. 401; Rauh: I. S. 183.

44 Zum folgenden bis zur Zeit des Kondominats - soweit nicht eigens Quellen zitiert werden - s.:
Rauh: I. S. 153f., 183-187; Herzog Karl Eugen von Württemberg und seine Zeit. Bd. 2. S. 393f.

45 Dazu die kaiserlichen Belehnungsurkunden vom 1. Juli 1719. U1052-1054.

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