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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0200
Jürgen Richter

man hier zum Beispiel keine Instandsetzungsarbeiten mehr durchführen. Auch die laufende
Unterhaltung erforderte weniger Geld. Dafür stiegen in den Siebzigerjahren die Dienstleistungskosten
in Bereichen der Landwirtschaft, was jedoch den Kastenamtseinnahmen wiederum
zugutegekommen sein dürfte.

Wesentlich schwerer als die Betriebsausgaben sind jene für die Verwaltung zu erfassen.
Das liegt daran, daß vor allem zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Besoldung der Beamten und
des anderen festen Personals sich oft mehrere Jahre im Rückstand befand170. Diesen Zustand
stellte erst Graf Leopold August, allerdings schon bald nach seinem Regierungsantritt ab171. In
der Folgezeit hat es den Anschein, daß die Gehälter relativ pünktlich bezahlt wurden. Da sie
jedoch drei Viertel und mehr der Verwaltungskosten ausmachten, wiegt die Ungenauigkeit in
diesem Bereich bis 1757 umso schwerer. Die tatsächlichen Verwaltungsaufwendungen betrugen
jedenfalls bis 1719 ungefähr 1800 fl. Ein deutlicher Anstieg wird erst für die Zeit nach dem
Regierungswechsel von 1756 erkennbar. Von da an wurden normalerweise Werte von knapp
unter 3000 fl erreicht. Mehrkosten ergaben sich etwa 1757/58, als eine ganze Reihe von
Besoldungsrückständen beglichen wurde172.

Wenn besondere Geschäfte es erforderten, konnten darüberhinaus zuweilen die Postgelder
, die Botenlöhne, die Reisekosten und die Zehrungen ansteigen. Dies war zum Beispiel
1760/61 im Zuge einer Debitkommission der Fall, die jedoch vorwiegend Trauchburg betraf.
Zu jenem Zeitpunkt wurde aber auch Friedberg-Scheer davon berührt173. Ebenso steigerte der
Ubergang der Herrschaft an das Kondominat nach dem Tod Graf Leopold Augusts die
Beträge dieser Positionen174. Dennoch blieben sie im Vergleich zu den Personalkosten immer
relativ unbedeutend.

Zusammengenommen bestritten die Betriebs- und Verwaltungsaufwendungen den
Löwenanteil der regulären Ausgaben. Der Rest - für wohltätige Zwecke und Sonstiges -
deckte kaum je 20% ab. Besonders zwischen 1719 und 1765 hatten die Grafen für Stiftungen
und dergleichen offensichtlich sehr wenig übrig. Davor und danach gaben sie immerhin 7 und
9 % der regulären Aufwendungen für solche Zwecke aus.

Die sonstigen Ausgaben scheinen bis 1719 ziemlich hoch gelegen zu haben. Dies findet
seine Ursache nicht zuletzt darin, daß - wie bereits gesagt wurde - die Gebühren erst etwa ab
den Zwanzigerjahren begannen, zunehmend transparent zu werden. So lange gingen sie zum
Teil in dieser Sparte auf, was sich auf deren Nominalwerte niederschlug. Solche Unwägbarkeiten
müssen hier in Kauf genommen werden. Das dürfte allerdings den Gesamteindruck nicht
allzusehr verfälschen.

Was den Umfang der regulären Aufwendungen unter den jeweiligen Herrschaften anbelangt
, ergeben sich interessante Beobachtungen. Einmal ist mit dem Regierungsantritt des
Grafen Joseph Wilhelm ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen, der vorwiegend auf den
betriebswirtschaftlichen Bereich zurückzuführen ist. Wie anhand einiger Beispiele gezeigt
wurde, handelte es sich dabei häufig um Investitionen, die andererseits der Mehrung der
Einnahmen dienen sollten. Die Zahlen für die Betriebs- und Fruchterträge zu seiner Zeit
haben gezeigt, daß er damit durchaus gewisse Erfolge hatte175.

170 Das geht aus zahlreichen Rentamtsrechnungen hervor. Z.B.: Rep.I, F. 2, Nr.206 (1703/04, wo als
Begründung die Kriegszeiten angegeben wurden), 212 (1715/16), 213 (1716/17), 214 (1717/18), 229
(1753/54), 233 (1756/57) u.a.

171 Graf Leopold August bemühte sich sehr schnell, Ordnung in sein Besoldungswesen zu bringen.
S. dazu Rep.I, F.2, Nr.234, 235.

172 Ebd.

173 Rep.I, F.2, Nr.241.

174 Rep.I, F.2, Nr.249, 251 (1764 bis 1766). Allerdings wurden 1764/65 die Besoldungen für fünf
Quartale berechnet, da die Rechnungslegung infolge des Todesfalls aus dem Rhythmus geraten war.

175 Vgl. dazu Kapitel4.2. dieser Arbeit, hier S. 191 ff. Ferner die »Tabelle der regulären Einnahmen im
18.Jahrhunden«. Anhang 1.

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