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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0206
Jürgen Richter

besaß, Familienbesitztümer um Spottpreise208. Selbst nachdem er die Freiheit aus seiner
Gefangenschaft wiedererlangt hatte, beschäftigten seine immer neuen Schulden die Familie
und ihre Beamten noch lange209. Bei alledem fand er auch die Unterstützung eines Teils seiner
Untertanen, welche von seinen Verkäufen und den Cessionsprojekten an das Haus Osterreich
profitierten. Umgekehrt förderte er damit, zweifellos bewußt, deren Unruhen und Aufstände210
.

Diese Verwicklungen gaben nun wiederum dem Erzhaus die Möglichkeit, lange gehegte
Pläne in die Tat umzusetzen. Die kaiserliche Sequestration ab 1677 hatte immerhin noch dem
Ziel gedient, Friedberg-Scheer zu sanieren211. Dagegen bedeutete die Inbesitznahme des
Territoriums durch Osterreich zehn Jahre später nicht nur den vorübergehenden Verlust der
Einkünfte212. Schmerzlicher war für die künftigen regierenden Grafen, daß die Familie
dadurch die Herrschaft Kallenberg und die Pfandschaftsrechte über die Donaustädte verlor.
Damit wurden die Existenzgrundlagen der Herrschaft weiter geschmälert. Das betraf nicht
allein den spürbaren Rückgang der Gefälle - immerhin waren aus den Städten nicht unerhebliche
Geldmittel in die Kassen der Truchsessen geflossen213. Dies berührte gerade auch ihren
Kredit, da die Städte als wichtige Geldgeber oder als Pfand dienen konnten214. Die 41000 fl,
welche das Erzhaus im Nachhinein insgesamt für die Ablösung bezahlte, waren sicherlich
nicht ausreichend, um die entstandenen Verluste auch nur annähernd aufzufangen. Außerdem
erforderte die durch die Regierungsunfähigkeit Graf Maximilian Wunibalds notwendig
gewordene Administrationsherrschaft des Grafen Christoph Franz von Trauchburg zusätzlichen
Geldaufwand. Darauf werden wir später zurückkommen.

Abgesehen von den territorialen Einbußen mit ihren Auswirkungen, hatten die Streitigkeiten
der Truchsessen mit Österreich und den Untertanen auch noch andere Folgen. Sie
verursachten zum Beispiel nicht unerhebliche Rechtsstreitkosten. Zumeist fehlen hierzu
konkrete Angaben, was die Bewertung erschwert. Bei der Familienkonferenz vom 11. März
1697 war allerdings die Rede von 4000 fl, welche die vorangegangenen Prozesse mit den

208 Davon wurde in einer Beschreibung des Lebenswandels Maximilian Wunibalds berichtet. Rep. II,
K. I, F. 8, Nr. 3. Deshalb wurde auch in den Vergleich zwischen den Reichserbtruchsessen und den
Scheerer Untertanen vom 19. Januar 1686 die Regelung einbezogen, daß die Erwerber zu billig eingekaufter
Güter noch nachträglich Ausgleich leisten sollten. U979. Tatsächlich wurden solche Nachzahlungen
später auch erbracht. So z.B. 1702, als 500fl für einen Mühlenhof nachentrichtet wurden, den Maxmilian
Wunibald für nur 100 fl verkauft hatte. Rep.I, F. 2, Nr. 205.

209 Schon bald nach seiner Entlassung waren Maximilian Wunibalds neuerlich gemachte Schulden
Beratungsgegenstand der Familienkonferenz vom l.Juni 1686. Rep.II, K.II, F.23, Nr.5. Rentmeister
Breinl legte seinetwegen später sogar eigene Schuldenverzeichnisse an, wie z.B. 1696. ZAKÜ012. Auch
ein Schreiben Breinls vom 22. Dezember 1707 an den Dürmentinger Oberamtmann Suter berichtete von
abermaligen Schulden Graf Maximilian Wunibalds. Ebd.

210 Dies geht u.a. aus einem Beratungsvorschlag für die Familienkonferenz vom l.Juni 1686 hervor.
Rep. II, K. II, F. 23, Nr. 5. Ferner aus ausführlichen Akten zur Person Graf Maximilian Wunibalds.
Rep. II, K. I, F. 8, Nr. 1; Rep. II, K. I, F. 9, Nr. 7.

211 So sah es jedenfalls auch die Familie selbst, wie aus einem Tagesordnungsvorschlag zur Familienkonferenz
vom l.Juni 1686 zu ersehen ist. Rep.II, K.II, F.23, Nr.5.

212 Nach Aussage des Protokolls der Familienkonferenz vom 9. März 1695 hatte Österreich die
Einkünfte der Grafschaft acht Jahre lang einbehalten. Rep.II, K.II, F.23, Nr.5.

213 Laut Angaben des Inventars von 1672 kam ca. ein Viertel der Bargeldeinkünfte Friedberg-Scheers
aus den Städten Mengen und Saulgau. Sie waren bei der Teilung von 1658 samt der Grafschaft an die
Grafen Christoph Karl und Otto gefallen. Der Anteil der beiden Städte am Fruchtaufkommen dürfte
jedoch kaum über 10% gelegen haben. Rep.I, K.I, L. 1, Nr.22.

214 Wie z.B. aus einer Schuldenaufstellung ersichtlich ist, hatte Truchseß Christoph 1586, 1587 und 1603
zusammen über 9000fl allein bei der Stadt Munderkingen geliehen. Rep.II, K.II, F.22, Nr.26. Laut
Inventar von 1672 sind ferner die Gefälle Riedlingens der Universität Freiburg für die Zinsen einer Schuld
von 6000 fl verpfändet worden. Rep. I, K. I, L. 1, Nr. 22.

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