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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0208
Jürgen Richter

die ebensogut für die Fuhrwerke des Bauhofs wie für die gräflichen Kutschen gedacht sein
konnten. Bau- und Brennholz waren sowohl für das Schloß als auch für die Amtsgebäude und
Betriebe bestimmt, was aber nicht getrennt erwähnt wurde.

Hinzu kommt, daß in den Zeiten, für die wir über Zahlenmaterial verfügen, nicht
durchweg »normale« Umstände herrschten. So erforderte die Administrationsherrschaft des
Grafen Christoph Franz von Trauchburg besondere Aufwendungen. Einerseits war es
dadurch notwendig geworden, Graf Maximilian Wunibald mit einem Deputat auszustatten.
Dazu ist zu bemerken, daß ihm auch aus der Dürmentinger Rentamtskasse Geldmittel
zukamen, nicht nur aus der Scheers221. Andererseits hatten beide Rentämter ihre Beiträge zur
Innsbrucker Hofhaltung des Grafen Christoph Franz und seiner Familie zu leisten. In diesem
Zusammenhang existiert immerhin noch ein Entwurf, der ausweist, daß im Jahr 1709 etwa
10500 fl dafür erforderlich waren222. Wieviel davon Scheer und Dürmentingen aufbringen
mußten, ließ sich allerdings nicht finden. Dafür aber ist bekannt, daß die Hofhaltung von Graf
Christoph Franz in Scheer zwischen Juli 1707 und Januar 1708 über 4000 fl kostete223. Der
Administrator hielt sich dort ausnahmsweise während dieses halben Jahres, wegen der
Klärung der damaligen »Renitenz« der Untertanen auf. Davon abgesehen, scheint sich der
Trauchburger auch sonst nicht viel um die finanzielle Notlage der Grafschaft gekümmert zu
haben. Diesen Schluß jedenfalls lassen entsprechende Äußerungen des damaligen Rentmeisters
Breinl zu224.

Daß die Hofhaltung Einfluß auf die Entwicklung der Schulden hatte, läßt sich auch aus
dem Inventar von 1718 ermessen225. Darin findet sich ein Verzaichnis aller der jenigen neuen
Capitalien welche von a(nn)o 1702 hero mehristen thayls zur hocbgräflichen Subsistenz
entlehnet werden müessen. In diesen sechzehn Jahren kamen fast 50000fl auf solche Art und
Weise zusammen. Auch wenn sie später nicht vollständig dem Erbteil des Grafen Joseph
Wilhelm zugeschlagen wurden, macht dies deutlich, wie einschneidend der Unterhalt der
Familie auf die Finanzen wirkte. Freilich verbarg sich hinter dem Begriff »Subsistenz« nicht
nur die Hofhaltung an sich, sondern auch die Deputate, von denen wir im Zusammenhang mit
den Nachlaßregelungen bereits gesprochen haben. Daraus wird deutlich, wie eng die einzelnen
Faktoren teilweise miteinander verknüpft waren.

Eine ungefähre Abschätzung der Kosten für die Hofhaltung und den Unterhalt der Familie
um die Mitte des 18.Jahrhunderts wird durch eine weitere Beobachtung ermöglicht. Es
handelt sich hierbei um den Rückgang verschiedener Ausgaben mit dem Aussterben der
Grafen von Friedberg-Scheer und der Trauchburger Linie überhaupt.

Wir hatten bereits davon gesprochen, daß die Betriebsausgaben sich nach dem Tod
Leopold Augusts auf fast die Hälfte des vorigen Standes reduzierten. Das entsprach real etwa
2000 fl, die sicherlich größtenteils der Hofhaltung gedient hatten. Noch deutlicher reduzierten
sich die Beträge, welche direkt an die Herrschaft ausbezahlt wurden. Graf Leopold August
hatte aus dem Rentamt Scheer durchschnittlich 4500 fl im Jahr beansprucht226. Fürstbischof
Franz Karl Eusebius benötigte nurmehr ein gutes Viertel davon227. Seine Existenz war ja
durch das Fürstbistum Chiemsee abgesichert, so daß er auf die Ressourcen des Familienbesit-

221 Das weisen die für Dürmentingen noch vorhandenen Rentamtsrechnungen aus für 1711/12, 1713/14,
1716/17. Rep.VIII, F. 3, Nr. 2.

222 ZAKi 1012. Der Entwurf ist nicht genauer datiert.

223 Rep.I, F. 2, Nr. 209.

224 Diesen Tenor haben zwei Schreiben Breinls an den Dürmentinger Oberamtmann Suter vom 17. Juli
und vom 8. Oktober 1709. ZAKi 1012.

225 Rep.I, K.I, L.2, Nr.30.

226 Errechnet auf der Grundlage der Scheerer Rentamtsrechnungen von 1756 bis 1764. Rep.I, F.2,
Nr. 234, 235, 237, 239, 241, 243, 245, 247, 249.

227 Gemäß den Scheerer Rentamtsrechnungen von 1764 bis 1774. Rep.I, F.2, Nr.251, 254, 256, 258,
260, 262, 265, 267, 269, 272.

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