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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0210
Jürgen Richter

Eine oberösterreichische Rechnungskommission um den Jahreswechsel 1715/16 erforderte
mehr als 1600 fl235. 17 1 8 waren für die nach den Todesfällen im Hause notwendig gewordenen
Neubelehnungen über 1100fl aufzubringen236. Auch die Aufwendungen für die Debitkom-
mission zu Beginn der Fünfzigerjahre des 18. Jahrhunderts gingen in die Tausende237. Mehrfach
tauchten ab demselben Jahr Taxgelder für den Erhalt hoher Chargen am kaiserlichen Hof
in Wien auf. Insgesamt waren dies bis 1764 mehr als 6500fl238. Nach dem Tod des Grafen
Leopold August fielen 1765 wiederum fast 5000 fl für die Bereitung sowie den Empfang der
österreichischen und der Reichslehen an239. Die Aufzählung ließe sich über Prozesse mit
Nachbarn und Anderes fortsetzen, doch mag es hiermit sein Bewenden haben.

Alle bislang genannten Punkte sollten zeigen, wie vielschichtig die Ursachen der Verschuldung
waren. Ebenso sollte deutlich werden, daß zum Teil so enge Verknüpfungen zwischen
den einzelnen Faktoren bestanden, daß sie oft kaum auseinanderzuhalten sind. Dies traf in
besonderem Maße auf die Verwicklungen zu Lebzeiten des Grafen Maximilian Wunibald zu.
Freilich ist damit nicht beantwortet, worin nun eher die eigentlichen Ursachen der finanziellen
Misere zu sehen sind und welches mehr die Triebfedern ihres Anwachsens waren. Darauf soll
im folgenden eine mögliche Antwort gefunden werden.

5.2. Die eigentlichen Ursachen der Verschuldung und die Gründe für ihr Anwachsen
im 18. Jahrhundert

Um die eigentlichen Ursachen der Verschuldung der Grafen von Friedberg-Scheer im
18. Jahrhundert näher eingrenzen zu können, soll noch einmal ein Blick auf die Rentamtsrechnungen
von Scheer insgesamt geworfen werden. Dabei geht es nun darum, zu ermessen,
wodurch die Gesamtausgaben die Einnahmen überstiegen. Dazu ist ein Vergleich aller
Einnahmen mit den gesamten Ausgaben erforderlich. Das heißt, daß zu den regulären
Einkünften noch die besonderen hinzuzurechnen sind. Solche waren zum Beispiel dann
vorhanden, wenn von den Untertanen außerordentliche Strafen wegen ihrer Auflehnungen
entrichtet werden mußten240. Ferner gab es gelegentlich noch Einnahmen aus dem Verkauf
herrschaftlicher Güter oder von Mobiliar. Insgesamt fielen diese jedoch kaum sehr ins
Gewicht. Andererseits werden bei den Ausgaben jetzt auch der Unterhalt der gräflichen
Familie, die Gebühren und die Beträge für den Ankauf von Immobilien berücksichtigt241.

Aus der Gegenüberstellung ergibt sich nun für die zur Verfügung stehenden Haushaltsjahre
eine interessante Erkenntnis: Selbst unter Einbeziehung der zusätzlichen Kostenfaktoren
ergaben sich zumeist nicht unbeträchtliche Aktivüberschüsse242. Auch wenn es in einigen
Jahren zu Verlusten gekommen ist, so hätten diese doch allem Anschein nach durch die
insgesamt positive Bilanz mehr als ausgeglichen werden können. Das aber würde in der
Konsequenz bedeuten, daß weder die Hofhaltung, noch die sonstigen Auslagen, die die
gräfliche Familie mittelbar und unmittelbar betrafen, im 18. Jahrhundert so aufwendig waren,
daß sie Auslöser einer Finanzkrise hätten sein können. Auch wenn es aus der Zeit davor keine
rechnerischen Belege mehr gibt, liegt doch der Schluß nahe, daß folglich darin nicht die
eigentlichen Ursachen zu suchen sind.

235 Rep.I, F. 2, Nr. 212.

236 Rep.I, F.2, Nr.215.

237 Rep.I, F.2, Nr.224, 226.

238 Rep. I, F. 2, Nr. 241, 243, 245, 247.

239 Rep.I, F.2, Nr.251.

240 Dies war z.B. zwischen 1700 und 1711 der Fall. Rep. I, F.2, Nr.203-211. Dadurch kamen immerhin
über 22 000 fl zusammen.

241 S. dazu die »Tabelle der herrschaftsspezifischen Aufwendungen im 18.Jahrhundert«. Anhang4.

242 S. dazu die »Vergleichstabelle Gesamteinnahmen - Gesamtausgaben - Schuldendienst«. Anhang5,
hier bes. die Spalte »Zwischensumme«.

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