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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0057
Die Wiesenbewässerung im unteren Fehlatal

teln führte, setzte sich erst sehr spät - um das Jahr 18636 - durch. Eisele bemerkte hierzu:
»Selbst in Orten, wo es an natürlichen Wiesen nicht mangelt, ist das Dreifeldersystem eine
sehr mangelhafte Wirtschaft; denn es bleibt fast das ganze Drittel des beurbarten Ackerlandes
in Folge des Mangels an Dünger unbenutzt liegen ... In den meisten Fällen kann nur der 6-8te
Teil der Ackerfläche gedüngt werden...«7

Fischer schreibt in seiner landeskundlichen Abhandlung Hohenzollerns sogar: »Unübersehbare
Steinfelder liegen oft neun und mehrere Jahre unangebaut da, bis der Landmann
glaubt, der Boden habe wieder so viel Vegetationskraft gesammelt, um eine spärliche Saat
hervorbringen zu können8.«

In Mißjahren führte der Mangel an Stroh zu einem weiteren Rückgang des verfügbaren
Düngers, und der Landmann wurde »gezwungen, der bloßen Befruchtung durch die athmo-
sphärische Luft eine ausgedehnte Felderfläche anheimzustellen...«9

Fast überflüssig zu erwähnen, daß die Wiesen, nachdem die Versorgung des Ackers mit
Dünger schon so im argen lag, normalerweise kein Krümelchen Mist zu sehen bekamen. Eine
Düngung der Wiesen (im Fehlatal, Anm. d. Verf.) ist nicht üblich, kann auch wegen der weiten
Entfernung von den Wirtschaftshöfen mit Erfolg nicht durchgeführt werden10.

Um die Mitte des letzten Jahrhunderts wollte man mit dem Aufkommen einer »rationellen,
vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betriebenen Landwirtschaft«11, wie man sich selbst
stolz bescheinigte, die Nährstoff quelle Mist reichlicher fließen lassen; dazu wurde eine
Verbesserung der Viehzucht propagiert. Als elementare Voraussetzung dafür galten damals
die Entwässerung und eine rationellere Bewässerung der ausgedehnten Wiesentäler. Die
verbesserte Wiesenkultur sollte, ohne selbst tierische Düngemittel zu verbrauchen, über das
Vieh mehr Düngemittel für den Acker bereitstellen und somit zu einer besseren Feldkultur
und höheren Produktion beitragen.

Diese Einschätzung wurde von vielen Wiesenbauexperten unterstützt. So schrieb der
Wiesenbaumeister Häfener aus Reutlingen, daß bei der Verteilung von Wasser auf den Wiesen
»durch die in dem Wasser enthaltenen und sich auf der Rasendecke ablagernden Dungstoffe
die Anwendung anderweitigen Düngers mehr oder weniger überflüssig gemacht« werde,
dadurch die größtmögliche Menge von Futter erzeugt, und so der »Viehstand und die davon
abhängende Düngererzeugung mit dem Fruchtbau in ein richtiges Verhältnis« gebracht
werden könne12. Von einer »rationell bewässerten Wiese« versprach man sich einen höheren
Ertrag und erzielte ihn allem Anschein nach auch.

Dieses Phänomen dürfte - bezogen auf das Fehlatal - auf mehrere Ursachen zurückzuführen
sein:

Die Bewässerung begann im Fehlatal gleich nach der Schneeschmelze, taute auch - bei
späteren Schneefällen - den gefallenen Schnee wieder weg und führte so zu einer rascheren
Bodenerwärmung im Frühjahr und einer Verlängerung der Vegetationszeit. Der Ertrag der
Landwirtschaft auf der Schwäbischen Alb war und ist wegen der flachgründigen Böden auf
durchlässigem Karstgrund durch Trockenheit gefährdet; Bewässerung verhalf in den Tälern in
trockenen Jahren zu einer sicheren Ernte. Aus dem Jahre 1911 wird in der Ortschronik von
Neufra berichtet, daß jenes Jahr ein entsetzliches Trockenjahr gewesen sei. Die Öhmdemte
fiel höchst traurig aus, die Wässerwiesen im Tale konnte man mähen, allerdings war der Ertrag
nicht groß, auf den Futteräckern war der Ertrag gleich Null, man konnte da gar nicht mähen

6 J. Muschal, o.J.

7 Eisele, 1854, S. 13.

8 A. Fischer, 1838, S.28.

9 Eisele, 1854, S. 13.

10 StAS Ho 252 Nr. 2500.

11 Schmidt, 1841, S.257.

12 F. Häfener, 1847, S.5.

13 J. Muschal, o.J.

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