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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0083
Die Wiesenbewässerung im unteren Fehlatal

und erlaubten noch eine reiche Tierwelt. Stehle beschreibt in seinem Heimatbuch122 die
Einsetzung folgender Fischarten in die Fehla: »Hauptsächlich waren es Forellen, Aschen,
Bachseiblinge, Bachforellen, Regenbogenforellen, Schleien und Barsche. Aale sind schon
vorher genannt.« 26Jahre später steht in der Niederschrift über die Frühjahrsschau der Fehla
1951 123: Obwohl zeitweise die Trikotwarenfabrik Maier zum Schwanen, Gauselfingen, ihre
Färbereiwässer ohne jegliche Klärung oder Reinigung in die Vehla einleitet, sind im Gemeindebezirk
Neufra noch Fische anzutreffen, wenngleich der Bestand gegenüber früheren Jahren
erheblich zurückgegangen ist.

Im Jahr 1959 schließlich wurde festgestellt124: ... daß das Wasser so stark verschmutzt ist,
daß sich keinerlei Fischbestand darin halten kann. Auch für die Bevölkerung ist das Wasser
kaum mehr verwendbar. Die Verschmutzung der Fehla erfolgt durch die beiden oberliegenden
Gemeinden Burladingen und Gauselfingen des Landkreises Hechingen.

Unter diesen Umständen erschien eine Bewässerung der Wiesen nicht mehr vertretbar. Im
Gespräch mit einem Gammertinger Bauern erfuhren wir, daß die Tiere nach Verzehr des mit
dem belasteten Wasser bewässerten Futters erkrankten.

Deutlich wird die starke industrielle Belastung des Fehlatales in landschaftsplanerischen
Untersuchungen125: »Knapp oberhalb des Fehlamittelwassers ... stellen sich Flächen ein, die
von Weiden, Schilf, hauptsächlich aber von Brennesseln bewachsen sind und schon bei
geringem Anstieg der Fehla überflutet werden ... Kennzeichnend für diese Flächen ist eine
schwarze 3-5 cm dicke Schlickauflage, die sich durch ihren Benzolgeruch als Absatz aus
Industrieabwässern erweist. ...«

11. ZUSAMMENFASSUNG

Jahrhundertelang waren die Wiesen im unteren Fehlatal von schier unzähligen Gräben und
Gräbchen durchzogen. An Rücken und Hängen hinabrieselnd taute das Wasser den Aprilschnee
, schützte die Pflanzen vor Spätfrösten und Trockenheit und düngte den Boden durch
mitgeführte Nährstoffe. Gelegen in einer Region mit wenig Wiesenflächen im Vergleich zum
Ackerland, hatten die Wässerwiesen mit ihrem reichen und sicheren Ertrag bei den Bauern
einen hohen Stellenwert. Grundsätzlich war das Recht der Bauern auf Nutzung des Wassers
zur Wiesenbewässerung seit jeher unumstritten; wegen der begrenzten Wassermenge der
Fehla wurden jedoch zwischen den Wassernutzern Vereinbarungen hinsichtlich einer Aufteilung
des Wassers getroffen. Festsetzungen von Wässerzeiten und technische Vorrichtungen
wie etwa unverschließbare Durchlässe in den Wehren sollten auch den weiter flußabwärts
hegenden Wiesenbesitzern den Zugriff aufs Wasser sichern. Die Mehrzahl der Wiesenbewäs-
serer war in Form von Wässergemeinschaften organisiert; Arbeiten an gemeinsamen Anlagen
wie den Wehren in der Fehla und den Hauptgräben wurden zusammen verrichtet und
finanziert.

Mit der Motorisierung der Landwirtschaft, der Verschlechterung der Wasserqualität der
Fehla und der verstärkten Abwanderung von Arbeitskräften in die Industrie wurde die
Bewässerung der Wiesen aus wirtschaftlichen und hygienischen Gründen aufgegeben.

122 B. Stehle, 1925, S. 110.

123 StAS Ho 199, 377.

124 Gemeinde Neufra, 3800.

125 Landsiedlung Baden-Württemberg, 1981, S. IL

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