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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1991/0099
»Nauf auf d'Stang«

Fuchs von Kurios« beherrscht wurde. Der Narrenkönig eröffnete am 7. März d.J., am
Fastnachtsdienstag, sein Regiment mit einem Maskenzug, der >Narrenarmee<, die aus der
Sigmaringer Jugend rekrutiert worden war. In diesem Jahr wurde auch das 1846 gegründete
Narrenbuch, in dem die begangenen Schandtaten niedergeschrieben waren, erstmals verlesen
.

Doch auch das Narrenkomitee brachte es in der Folgezeit nicht fertig, regelmäßig
Fastnachtsumzüge in die Wege zu leiten. Hierfür war der Aufwand für die kleine Stadt denn
doch offensichtlich zu groß. Ahnlich wie bei den geschlossenen Fastnachtsveranstaltungen
bildeten jeweils nur besondere historische Ereignisse, besondere Festlichkeiten bei Hofe oder
Bräutlingsfeiern der Prinzen des Fürstl. Hauses den Anlaß, aufwendige Umzüge zusammenzustellen
, wozu dann auch die jeweiligen Fürsten ansehnliche Beträge und auch Pferde und
Wagen des Marstalls zur Verfügung stellten.

Der erste große Umzug, der am Fastnachtsmontag 1859 stattfand, hatte, damit übereinstimmend
, den Einzug des Grafen Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen mit seiner Gemahlin
, der Markgräfin Anna von Baden und Hachberg, in die Grafschaft Sigmaringen im Jahre
1559 zum Gegenstand. An dem historischen Zug sollen über 200 Personen teilgenommen
haben. 1860 fand aus Anlaß der 25jährigen Bräutlingsfeier des Fürsten Karl Anton erneut ein
feierlicher Umzug statt, in dessen Mittelpunkt ein Galawagen mit einer Friedensgöttin und
einem Stellvertreter des hohen Bräutlings nebst Gemahlin stand.

Danach wurde erst wieder 1870 ein Fastnachtsumzug veranstaltet, diesmal aus Anlaß der
am 15. November 1869 in Neuwied stattgefundenen Vermählung des Prinzen Karl von
Hohenzollern, Fürsten von Rumänien, mit der Prinzessin Elisabeth zu Wied, besser bekannt
unter dem Pseudonym Carmen Sylva. Bei der zu Ehren des rumänischen Fürsten veranstalteten
Bräutlingsfeier erschien der Stellvertreter als Ingomar, der Sohn der Wildnis, mit der
griechischen Prinzessin Parthenia und einer Mohrendienerschaft. Das Gespann, in dem sich
das hohe Paar niedergelassen hatte, wurde von zwölf Zollerrittern zu Pferd begleitet.

Der 1872 veranstaltete Fastnachtsumzug stand ganz im Zeichen der Errichtung des
deutschen Kaiserreichs 1871. Dieses Ereignis sollte durch eine historische Allegorie versinnbildlicht
werden. Schließlich stellte man die Geschichte dar, wie Burggraf Friedrich von
Nürnberg, Graf von Zollern, im Jahre 1273 dem Grafen Rudolf von Habsburg bei der
Belagerung Basels die Nachricht von seiner Wahl zum römischen König und künftigen Kaiser
überbrachte. - Der zweite Teil war dem 200jährigen Jubiläum der Bräutlingsfeier gewidmet,
wozu man eine altsigmaringische Hochzeit aufführte.

Der große Erfolg sollte im kommenden Jahr eine Wiederholung finden. Vor allem der
Narrenkönig Fuchs von Kurios hegte den Wunsch, 1873 sein 25jähriges Regierungsjubiläum
feierlich zu begehen. Als sich aber im Narrenkomitee die Auffassung durchsetzte, daß nicht
jedes Jahr eine solch glänzende Fastnacht begangen werden könnte, legte der Narrenkönig
alias Josef Glas schließlich tief gekränkt seine Regentschaft nieder.

1874 übernahm dann die Gesellschaft >Bau< die Oberleitung der Sigmaringer Fastnacht.
Bei dem Festzug erregte vor allem die Narrenarmee der Zukunft Aufsehen, die man aus
Sigmaringer Buben zwischen 6 und 14 Jahren gebildet hatte. Originell war die Uniform der
jungen Soldaten: Die Epauletten bestanden aus Brezeln und die Patronentaschen waren
Groschenlaible. Als Seitengewehr führten sie Kochlöffel und anstelle des Hinterladers lange
Stöcke. Der Einfall wurde als derart gelungen empfunden, daß auch 1875 eine Narrenarmee
aufgestellt wurde.

Einen weiteren Anlaß, die Fastnacht besonders festlich zu gestalten, bildete 1885 die am
21. Oktober des Vorjahres stattgefundene Goldene Hochzeit des Fürsten Karl Anton von
Hohenzollern. Von einem eigentlichen Festzug nahm man zwar Abstand, führte jedoch zur
50jährigen Bräutlingsfeier des »allerhöchsten Großgrundbesitzers« eine goldene Narrenhochzeit
vor. Zugleich fand die Einweihung des neuen Stadtbrunnens durch die Bräutlinge und
Narren statt. Dem Zuge voran ging die Bauernjugend unter der Obhut von zwei Dorfschul-

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