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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1992/0013
125 Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein

einem Won erwähnt. Das heißt allerdings nicht, daß nicht beide Kompromißparteien daran
interessiert gewesen wären, den Beifall des Fürsten Karl Anton zu finden, auf den die
Geistlichkeit als ihren Patronatsherrn, ein Teil der Beamten, der auf die Entstehung und die
Arbeit des Vereins Einfluß hatte (Dr. Lehner, Baron von Mayenfisch, Eugen Schnell), als
ihren Dienstherrn Rücksicht zu nehmen hatte. Karl Anton hatte das Zustandekommen des
Vereins mit Interesse verfolgt und übernahm wenig später die ihm angetragene Rolle des
Protektors. Auch er war als anspruchsvoller Kunstsammler und Bibliophiler auf dingliche
Geschichtszeugnisse aus.

Die Vereinsgründer waren sich anfangs der Lebensfähigkeit ihrer Schöpfung keineswegs
sicher, aber der Verein faßte schnell auch in Hechingen und im ganzen Land Fuß. Der
Vereinsschwerpunkt lag aber eindeutig, wie es auch die Statuten bestimmten, in Sigmaringen.
Ein Jahr nach der Gründung zählte er 176 Mitglieder, am Ende des Jahrhunderts wurde die
Zahl 300 erreicht, im Weltkrieg ging sie dann stärker zurück. Der Anteil der Geistlichkeit, die
ja ganz eindeutig ein konstitutives Element des Geschichtsvereins war, lag im ersten halben
Jahrhundert der Vereinsgeschichte immer etwa bei einem Viertel der Mitglieder, die Lehrerschaft
knapp darunter, während die Beamten und öffentlichen Bediensteten den Hauptanteil
stellten. Der Anteil der Selbständigen war deutlich rückläufig; die Spannweite der sozialen
Zusammensetzung war von Anfang an groß. Wenn man dabei auch dörfliche Maßstäbe
einbezieht, ist es wohl erlaubt, von einem Honoratiorenverein zu sprechen.

Im Vereinsvorsitz folgten sich bis 1933, abgesehen von dem Interimsvorsitz des Gymnasialdirektors
Hester von 1913 bis 1917, vier fürstliche Beamte. Von 1867 bis 1871 stand der
ehemalige Hofkavalier, dann Direktor des fürstlichen Museums, der »Kompromißkandidat«
Baron von Mayenfisch, formal an der Spitze des Vereins. Ihm folgte bis 1886 der Hofrat
Dr. Lehner, von Haus aus Archäologe und Philologe, Direktor der fürstlichen Bibliothek und
später auch Nachfolger Mayenfischs im Museum. Er leitete den Verein in der Ära des
Kulturkampfes, der das Land stark erschütterte, von dessen Auswirkungen auf den Verein wir
aber keine Kenntnis haben. Von 1886 bis 1913 stand der Hofrat Dr. Karl Theodor Zingeler
dem Verein vor, weitaus am längsten von den zwölf Vereinsvorsitzenden zwischen 1867 und
1992. Zingeler war nach Abschluß eines naturwissenschaftlichen Studiums als Prinzenerzieher
in den Dienst des Sigmaringer Fürstenhauses getreten. Er war seit 1875 im fürstlichen Archiv
tätig, dessen Leitung ihm später übertragen wurde. Ihm folgte 1915 im Archiv und schon 1917
im Vorsitz des Geschichtsvereins Dr. Gustav Hebeisen. Er war der erste gebürtige Hohenzol-
ler, vor allem aber auch der erste wissenschaftlich ausgebildete Historiker in diesen beiden
Ämtern. Von ihm stammt ein panegyrischer Rückblick auf die fünfzigjährige Vereinsgeschichte
aus dem Jahr 1917.

Die Tätigkeit des Vereins beschränkte sich faktisch auf die jährlichen Generalversammlungen
mit anschließendem Vortrag aus dem Mitgliederkreis und auf die regelmäßige Herausgabe
der Vereinszeitschrift. In ihr findet die Arbeit der Mitglieder, anfangs besonders die Urkundenarbeiten
von Sebastian Locher und von Anton Lichtschlag, ihren Niederschlag. Der
Zielsetzung entsprechend beschränkten sich die Beiträge streng auf das Vereinsgebiet, die
Hohenzollernschen Lande; überwiegend handelte es sich um Regestensammlungen und ein
positivistisches Zusammenstellen historischer Fakten. Andere als herrschafts- und kirchengeschichtliche
Themen kommen so gut wie nicht vor. Dabei gab es seit 1873 eine Monographie
über die alte Stammgrafschaft Hohenzollern aus der Feder eines Vereinsmitgliedes, des
Hechinger Kreisrichters und liberalen Abgeordneten im preußischen Landtag Julius Cramer,
in der in einer für diese Zeit ganz erstaunlichen Weise sozial- und rechtsgeschichtliche
Fragestellungen entwickelt wurden, freilich mit einem herrschaftskritischen Ansatz, der in den
Mitteilungen nicht vorstellbar ist.

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