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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1992/0027
Erwerb der Reichsunmittelbarkeit durch Beuron

1. DAS AUGUSTINERCHORHERRENSTIFT BEURON IN DER
GESCHICHTSSCHREIBUNG DES 16. BIS 20. JAHRHUNDERTS

Die Gründung des Augustinerchorherrenstifts Beuron am Ende des 11. Jahrhunderts
durch den edelfreien Peregrinus wird durch vier Papstbullen und eine Königsurkunde
dokumentiert1, die über viele Einzelheiten schweigen. Erst ein Jahrhundert später setzt eine
dichtere Überlieferung ein, die mehr über die Gütergeschichte, aber immer noch sehr wenig
über das geistliche Leben der Augustinerchorherren berichtet. Daher ist es nicht verwunderlich
, daß sich die Geschichtsschreibung seit dem 16. Jahrhundert in vorsichtiger Weise mit der
frühen Geschichte Beurons beschäftigt hat. Als erster stellt Graf Froben Christoph von
Zimmern (f 1567) in seiner Zimmerschen Chronik Vermutungen über die Gründung Beurons
an2. Seine Formulierungen lassen darauf schließen, daß er die urkundliche Überlieferung im
Stiftsarchiv gekannt hat. In seiner Darstellung sind die Elemente enthalten, die später weiter
ausgestaltet wurden. Der Stifter ist ein unbekannter Peregrinus, der keiner Adelsfamilie der
Region zugeordnet werden kann. Der Graf setzt ihn mit einem Herzog Bilgrin gleich, der ein
Herzog von Schwaben gewesen sein soll3. Er betont jedoch, daß man darüber nichts genaues
wisse. Die Vermutung wird damit begründet, daß Beuron umfangreichen Besitz bei Mengen
und um den Bussen herum habe. Dieser Raum sei früher Eigentum der Herzöge von
Schwaben gewesen. Der Graf stellte sich damit in die stiftische Tradition, nach der schon 1362
gegenüber der päpstlichen Kurie in Avignon angegeben worden war, ihr Gründer sei ein
Peregrini quondam ducis Allemanniae gewesen4. Auch damals war die Aussage besitzgeschichtlich
untermauert worden. Aus heutiger Sicht ist festzustellen, daß sich keine Beziehungen
zu den Herzögen von Schwaben herstellen lassen5. Dagegen deuten mehrere Quellen
darauf, daß Peregrin aus einem sich nach Hoßkirch (s-ö von Mengen, Lkr. Ravensburg)
nennenden Geschlecht von Edelfreien stammte6, das 1083 erstmals genannt wurde und im
12. Jahrhundert ausstarb.

1699 veröffentlichte der Augustinerchorherr Franz Petrus aus Wettenhausen in seiner
»Suevia Ecclesiastica«, einer Zusammenstellung von Kloster- und Stiftsgeschichten, die jeweils
durch einen Quellenanhang ergänzt wurden, eine ganz andere Geschichte Beurons7. Im
8. Jahrhundert sei in der Grafschaft Hohenberg auf einem Berg links der Donau, nur etwa eine
viertel Stunde Wegs von Beuron im Tal entfernt, ein Augustinerchorherrenstift gegründet
worden, das später ins Tal verlegt worden sei. Von diesem Stift wisse man nicht mehr, als die
Namen einiger Pröpste: Bertholdus a Volmaringen, anno 907, Wunibaldus ab Heiniingen
1015... Abgesehen davon, daß es im 9.Jahrhundert noch keine Augustinerchorherren, keine

1 P.Urbanll. zu 1097, JL5692; MG DL III. Nr.33 S.52f.; vgl. Albert Brackmann in: Germania
Pontificia Bd. 2,1. 1923. S.222ff. Die letzte Papsturkunde stammt von P.Eugen III. 1146 Febr. 23,
JL8864, Druck bei Karl Theodor Zingeler: Geschichte des Klosters Beuron im Donautal. 1890.
S. 46-48. K.Lothar III. für Beuron 1131 März29, MG DL III. Nr.33 S.52f. Vgl. Wilfried Schöntag:
Augustinerchorherren im Donautal. In: 250 Jahre Abteikirche Beuron. Geschichte, geistliches Leben,
Kunst. Hg. von demselben. 1988. S. 11 ff.

2 Zimmerische Chronik. Nach der 2. Aufl. 1882 von Karl Barack neu herausgegeben von Paul
Herrmann. 1932. Bd. 3 S. 274-275.

3 Ebenda Bd. 1 S. 101, Bd. 3 S. 274.

4 Ablaßurkunde für Stift Beuron von 1362 Mai 23, Avignon. Abdruck bei Zingeler (wie Anm. 1)
S. 114-116.

5 Helmut Maurer: Der Herzog von Schwaben. 1978. S.30f.

6 Das Land Baden-Württemberg. 1978. Bd. 7 S.656; zur Abstammung vgl. Zingeler (wie Anm. 1)
S.24f.; Schöntag (wie Anm. 1) S. 13.

7 Franciscus Petrus: Suevia Ecclesiastica seu clericalia collegiata tum secularia tum regularia...
Augsburg, Dillingen 1699. S.163f. Altbeuron, S.208f. Beuron im Tal.

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