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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1992/0082
Ulrike Elisabeth Weiß

Zimmerplatz beim Tannenburger Hof« H. Einmal habe der Fürst auch die große Handsäge
führen wollen, an der immer zwei Mann arbeiteten. Diesen Versuch habe er jedoch schnell
wieder aufgegeben, als er feststellte, welch schweißtreibende Arbeit das sei. Mag sich diese
letzte Begebenheit auch nicht wirklich zugetragen haben, so ist sie doch den zeitgemäßen
Vorstellungen entsprechend überzeugend erfunden.

Die rege Anteilnahme des Fürsten an Bau und Fertigstellung der Kirche belegt auch sein
Brief vom 25.6.1757 an den Stadtpfarrer von Sigmaringen, in dem er dessen Einladung zur
Grundsteinlegung der neuen Stadtkirche bedauernd ablehnt, da ich Selbsten über Hals und
Kopf zu thuen habe, damit mittelst meiner gegenwartt die noch übrige Büldthauer- und
vergoldtarbaitt ad Festum St"eAnnae zu Stand komme, undt der Erste Gottesdienst ahn disem
Tag vermög meinem versprechen köne gehalten werden15.

Welche Ansprüche der Fürst an seine neuen Bauten in Haigerloch stellte, zeigt seine
Auswahl der Künstler. In der Frage nach den Baumeistern lassen uns die Quellen leider im
Stich. Es scheint jedoch, als liege der Kirche von St. Anna ein Plan Johann Michael Fischers
oder seines Umkreises zugrunde (vgl. 4.1). Als Stukkator beschäftigte der Fürst zunächst, in
der Schloßkirche, den Wessobrunner Meister Nikolaus Schütz. Vielleicht bereits für das
Haagschlößchen, sicher aber für St. Anna, gewann er mit Johann Michael Feichtmayr aus
Augsburg den wichtigsten Dekorationskünstler und Künstlerunternehmer der Zeit im deutschen
Südwesten. Feichtmayr arbeitete gleichzeitig zunächst in Zwiefalten, anschließend in
Ottobeuren. Vermutlich hätte der Fürst auch gerne den Bildhauer Johann Joseph Christian
engagiert, der in denselben Klosterkirchen tätig war und zuvor in Sigmaringen bereits für den
Fürsten gearbeitet hatte (vgl. 4.3). Da seine Werkstatt aber wesentlich kleiner war als die des
Johann Michael Feichtmayr, war Christian dort unabkömmlich. Statt seiner nahm Joseph
Friedrich daraufhin einen jungen Bildhauer in seine Dienste, der - so wird vermutet - in der
Werkstatt Christians geschult war. So kam Johann Georg Weckenmann im Jahr 1751 nach
Haigerloch.

2.2 Biographische Daten

Johann Georg Weckenmann wurde am 20. März 1727 in Littenweiler geboren, einem Dorf
zwischen Biberach und Riedlingen, das dem Kloster Obermarchtal gehörte.

Über seine Lehr- und Wanderjahre ist nichts bekannt. Um eine Vorstellung von seinem
Leben in jener Zeit zu gewinnen, müssen wir uns die zeitgenössische Situation vergegenwärtigen16
. Im 18.Jahrhundert war ein Lehrling in der Regel 12 bis 16Jahre alt, wenn er die
Ausbildung antrat, die zwischen drei und sechs Jahre dauerte. Um überhaupt zur Ausbildung
zugelassen zu werden, mußte der Lehrling ehelich geboren und deutscher Nation sein sowie
der jeweils »richtigen« Konfession angehören. Wer aus einer Bildhauerfamilie stammte, wie
die Gebrüder Asam, Ignaz Günther, Christian Jorhan d.Ä., Johann Baptist Straub und viele
andere, absolvierte seine Lehrzeit meist beim Vater. Wer diese Möglichkeit nicht hatte, wandte
sich in der Regel an einen Bildhauer in der näheren Umgebung. Johann Joseph Christian zum
Beispiel, Lehrersohn aus Riedlingen, ging zu Eucharius Hermann in Biberach in die Lehre17.
Für Weckenmann waren Biberach oder Riedlingen die nächstliegenden Orte für eine Ausbildung
; sein Lehrer ist jedoch nicht überliefert.

14 Hodler S. 533; wie meist ohne Quellenangabe.

15 Schimmelfennig S. 42. Der Brief soll sich im Aktenkonvolut StAS, Dep. 39, Grafschaft Sigmaringen
Rub. 79, Nr. 25 bzw. Nr. 26 befunden haben; dort ist er heute nicht mehr.

16 In vieler Hinsicht gelten für die Künstler des 18. Jahrhunderts noch dieselben Bedingungen wie in der
Spätgotik. Dazu siehe Huth, Werkstatt, und Müller, Bildhauer. Zur Bildhauerwerkstatt des 18. Jahrhunderts
speziell vgl. Schahl, Künstlerunternehmer; Schwager 1952, besonders S.VIII-XI; Volk
S. 14-19; Barock in BW 2 (Zimmermann) S. 25-29.

17 Kasper, Hermann.

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