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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0015
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

bar sind? Als indirekte Quellen für die Altwegforschung zählt Schaab9 Zollstationen, Herbergen
, Gutleuthäuser, Gerichtstätten, Befestigungen und Flurnamen auf. Gibt es auch direkte
Befunde ?

Wer mit offenen Augen durch unsere Heimat wandert, stößt immer wieder auf die Spuren
längst verlassener Wege. Im bewaldeten Bergland sind dies tief in die Hänge eingefressene
Hohlwege oder Hohlwegfächer12, im Ackerland oft von Gesträuch überwucherte Raine,
welchen eine ehemalige Straßenfunktion nicht mehr anzusehen ist. Manchmal heben noch
Flurnamen darauf ab und bestätigen so die Vermutung eines Altweges. Aus Bezeichnungen
wie »Heerstraße« oder »Hochgesträß« allein ist aber eine Datierung unserer Altwege in eine
bestimmte Zeit nicht möglich.

Die Geschichte eines Fernweges ist selbstverständlich nicht denkbar ohne die Geschichte
seiner Ziele und der von ihm berührten Siedlungen. Weil erstere an Bedeutung verloren, weil
sich die Schwerpunkte der Interessen von Macht und Handel verschoben haben, dient heute
manche alte Straße nur noch regionalen Bedürfnissen oder wurde sogar ganz aufgelassen. Wo
moderne Straßen die älteren überlagern, sind deren Reste oft völlig verschwunden. Wo alle
Spuren an der Oberfläche vernichtet sind, muß zumindest die Topographie weiträumig darauf
überprüft werden, ob nichts gegen die Existenz einer Altstraße spricht. Dabei ist zu berücksichtigen
, daß die Trassenwahl der Frühzeit von den damaligen technischen Möglichkeiten
bestimmt war. Gute Anhaltspunkte bieten sich der Geländeforschung dort, wo bestimmte
Interessen und die entsprechenden Machtverhältnisse eine Verlagerung des Verkehrs erzwangen
. An der hier zu untersuchenden Straße ist dies mehrfach der Fall gewesen: schöne
Beispiele finden sich im Raum um Hechingen unterhalb der Burg Hohenzollern und bei
Rottweil.

Welche weiteren Quellen kommen noch in Frage? Neben den oben von Schaab9 genannten
Flurnamen sind dies Ortsnamen, Flureinteilungen, alte Grenzen, das Siedlungsbild der
Dörfer und vor allem die Zusammenhänge zwischen einzelnen Straßenrelikten und Hinweisen
in einem größeren Rahmen.

DIE RÖMISCHEN STRASSEN AUF DER SCHWÄBISCHEN ALB
UND IN IHREM VORLAND

Fernwege hat es im Land am oberen Neckar schon lange vor dessen Besetzung durch die
Römer gegeben. Aus hallstattzeitlichen Gräbern des mittleren Neckargebiets kamen Erzeugnisse
des Mittelmeerraums ans Tageslicht. Wie Funde von der oberen Donau aus der gleichen
Zeit bezeugen sie alte Handelsverbindungen. Diese führten über den Hochrhein einerseits
durch das Schweizer Mittelland in das Rhönetal, zum anderen über die Alpenpässe nach
Italien13. Auf Beziehungen nach Osten weisen nur seltene Einzelfunde, zum Beispiel eine La
Tene-Riemenzunge vom Heidengraben auf der Alb14 oder Graphittonware von Neuenbürg13.

Vom Hochrhein aus war der Vorstoß der römischen Legionen ins rechtsrheinische Gebiet
erfolgt. Über dem Nordufer des Flusses wurde bei Dangstetten vor dem Übergang in den
Klettgau das älteste römische Militärlager festgestellt15. Noch vor der Zeitenwende wieder

12 Tiefe Bodenfurchen und Furchenbündel im Schönbuch waren der Anstoß zur Erforschung der
»Schweizer Straße« zwischen Echterdingen und Tübingen. Vgl. Gustav Erlbeck: Die alte »Schweizer
Straße« im Schönbuch. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 39 (1970) S. 126-148.

13 Kurt Bittel, Wolfgang Kimmig, Siegwalt Schiek: Die Kelten in Baden-Württemberg. 1981.
S.218 und 248 ff.

14 Rolf Nierhaus: Eine spätlatenezeitliche Riemenzunge der Stradonitz - Kultur von Grabenstetten
(Kr. Reutlingen) (Fundberichte aus Schwaben NF 14). 1957. S. 100.

15 Gerhard Fingerlin: Dangstetten, ein augusteisches Legionslager am Hochrhein. Vorbericht über
die Grabungen 1967-1969. 51.-52. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1970-1971. S. 197ff.

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