Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0022
Hans-Dieter Lehmann

wurde kürzlich ohne nähere Begründung vermutet46. Nur im Raum des Neckarübergangs bei
Lustnau gibt es eine Berührung mit der Trasse der römischen Straße auf der Peutingertafel.
1938 wurden hier im Neckarbett zahlreiche Brückenpfosten, in drei Gruppen angeordnet,
beobachtet47. Zwei gehobene Pfähle mit dem Querschnitt 35x30 Zentimeter besaßen Eisenschuhe
, ein Merkmal, welches nach Schaab9 nicht für eine Datierung in die Römerzeit
ausreicht. Eine dendrochronologische Altersbestimmung war 1938 leider noch nicht möglich,
die Zeitstellung bei Zipperlen33 erfolgte aus der Größe des Bauwerks und der Ähnlichkeit mit
der römischen Rheinbrücke bei Köln. Zusätzlich hatte Zipperlen3i angeführt, daß weiter
flußauf ebenfalls Reste einer Holzbrücke existieren, welche er für mittelalterlich hielt.
Goeßler47 hielt die Brückenreste aus guten Gründen für mittelalterlich. Auch der Flurname
»Stiffurt« könnte auf einen Neckarübergang des Mittelalters schließen lassen. Die Datierung
Jänichens41 für das Rheinsträßle in das merowingische oder karolingische Frühmittelalter
erscheint somit plausibel.

Im Schönbuch ist eine wichtige römische Trasse angesichts der Römerstraße Pforzheim-
Rottenburg an dessen Westrand wenig wahrscheinlich. Römische Ansiedlungen von Bedeutung
fehlen im Zuge des Rheinsträßles; die Ortsnamen auf -heim im Nordwesten und auf
-ingen im Südwesten weisen auf das frühe Mittelalter. Nach Weller* und Borgolte4 wurde
dieser Altweg 965 von Otto dem Großen benutzt, als er vom Bodensee kommend nach
Worms ritt und in Heimsheim von seinen Söhnen empfangen wurde.

Borgolte hat das Problem der Königsstraßen am oberen Neckar aus den Herrscher-
Itineraren bis zum 11. Jahrhundert zu lösen versucht. Für Rottweil sind Herrscheraufenthalte
bekannt oder sehr wahrscheinlich in den Jahren 873, 887, 906, 1040, 1206, 1214, 1217, 1262,
1267, 1274, 1286, 1299, 1305, 1337, 1431 und 14354. So wenig wie einige Königsumritte durch
Schwaben, deren genauer Verlauf unbekannt ist, geben uns diese Aufenthalte in der Stadt
einen exakten Aufschluß über die Straßenverbindungen Rottweils im Mittelalter.

Nach Westen hin, über den Schwarzwald hinweg, dürfte auch im Mittelalter der schon
früher benutzten Kinzigtalstraße eine Bedeutung zugekommen sein. Wenn 873 Ludwig der
Deutsche bei Straßburg den Rhein überschritt, um möglichst rasch an die Donau und weiter
nach Osten zu gelangen, dann muß er diese Route benutzt haben4. Ihre Bedeutung wird auch
aus dem Beleg für eine Zollstelle in Schiltach deutlich, der sich 1365 in einer Urkunde für das
Kloster Wittichen findet48. In Schiltach wird noch 1591 und 1819 die »Rottwyler Straße«
erwähnt48.

In südliche Richtung von Rottweil aus - im Zuge der heutigen Bundesstraße 27 - wird
über den Randen hinweg 1366 eine freie Königstraße bezeugt. Auf ihr besaßen bis in das

15. Jahrhundert die Fürstenberger das Geleitrecht. Daranliegende Zollstellen werden erst im

16. Jahrhundert erwähnt. Sauter49 hat die Quellenbelege für die Randenstraße in seiner
verkehrsgeschichtlichen Studie über Neuhaus zusammengetragen.

Somit besitzen wir im Norden, Westen und Süden in einiger Entfernung von Rottweil
Anhaltspunkte für mittelalterliche Reichsstraßen, die auf dieses Zentrum des Raumes am
oberen Neckar zuliefen. Die Funktion als zentraler Ort ist zu erschließen aus der frühen
Erwähnung als fiscus publicus im Jahre 77150, aus der urkundlich und archäologisch nachgewiesenen
Existenz eines Königshofes3 und der späteren Präsenz des kaiserlichen Land- und
Hofgerichtes in der Reichsstadt. Für die engere Nachbarschaft im Raum von Rottweil fehlen

46 Barbara Scholkmann: Archäologische Untersuchungen im ehemaligen Zisterzienserkloster Bebenhausen
, Stadt Tübingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1990. S.287f.

47 Peter Goessler in: Tübinger Chronik 29. 4. 1938 Nr. 99 und Tübinger Blätter 30 (1939) S. 12f.; vgl.
Anm.33.

48 Herrmann Fautz: Die Flurnamen von Schiltach im Amt Wolfach (Oberrheinische Flurnamen
Bd. III2). 1941. S. 7 und S. 19 mit Anm. 36.

49 Wie Anm. 34.

50 Beschreibung des Oberamts Rottweil. 1875. S.226.

20


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0022