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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0023
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

aber die historischen Belege für diese Straßen. Borgolte* hat deshalb versucht, das Königsgut
der Frühzeit am oberen Neckar zu erschließen und es mit dem Lauf der viel älteren
Römerstraßen zu verbinden. Schon Weller1 und andere vor ihm haben aber davor gewarnt,
von Römerstraßen auf die Straßen des Mittelalters zu schließen. Das Mittelalter hat sich an die
pflegeleichten Urwege der vorrömischen Zeit gehalten. Wo Römerstraßen mit diesen zusammenfallen
- etwa in der Kinzigtalsenke, im Korridor über die Alb durch das Eyachtal oder am
Ubergang aus der Baar zum Randen - kann dieser Ansatz erfolgreich sein, nicht aber dort, wo
römische Kunststraßen angelegt wurden. Dies geht deutlich aus dem negativen Befund der bei
Borgolte* gezeigten Karte für die römische Militärstraße Rottweil-Rottenburg über den
Kleinen Heuberg hervor.

Abseits der großen Römerstraße über Rottweil, ihr in einiger Entfernung etwa parallel
laufend, zeichnen sich in Borgoltes Kartierung der frühen Traditionen allerdings einige
interessante Aufreihungen von Ortschaften ab, die auf Fernwege hinweisen könnten. Im Zuge
einer Verbindung zwischen Rottweil und Tübingen liegen Endingen, Heselwangen, Bisingen,
Wessingen, Hechingen und - nach einer großen Lücke - Dußlingen. Ahnliche Verhältnisse
werden südlich von Rottweil in zwei Linien von »königlichen Orten« sichtbar: westlich der
Römerstraße über Villingen mit Ziel Donaueschingen, östlich davon über Trossingen, Tuningen
, Sunthausen und Heidenhofen mit dem Ziel Neudingen. Diese Zwischenziele und auch
die Vereinigung beider Linien am Randenübergang nach Schaffhausen sind leider auf der
Karte bei Borgolte4 nicht gezeigt. Dennoch läßt sich hier zumindest andeutungsweise der Zug
einer Fernstraße vom Neckar bei Lustnau über Rottweil zum Hochrhein bei Schaffhausen
erahnen. Die Geleitrechte auf dem nördlichen Teil dieser Reichsstraße waren 1342 mit dem
Verkauf Tübingens durch die Pfalzgrafen an Württemberg gekommen. Im Süden wurden sie
von den Fürstenbergern ausgeübt. Für die älteren Rechtsverhältnisse auf dieser Straße
zeichnen sich somit gewisse Ähnlichkeiten im Bereich der Burgen Tübingen, Hohenzollern
und Fürstenberg ab: hier saßen jeweils die im Hochmittelalter den Fernverkehr durch ihren
Bereich kontrollierenden Machthaber.

Zwischen Rottweil und Blumberg-Zollhaus gab es im Mittelalter zwei Alternativen. Sie
weichen von der Römerstraße sowohl im Norden als auch im Süden ab, obwohl diese 1538,
1631 und 1790 auf Villinger Markung noch einfach »die Straß« heißt51. Wie im Raum
Hechingen werden auch in der Baar die Beziehungen zwischen dem Altweg und der Residenz
des Landesherrn deutlich. Uber Neudingen an der frühmittelalterlichen östlichen Trasse
hatten die Fürstenberger ihre Stammburg erbaut. Als im Mittelalter auch die Schwarz-
waldquerung nach Freiburg Bedeutung gewann, erwies sich Donaueschingen als Standort
günstiger, da es die Kontrolle der Fernwege sowohl nach Süden als nach Westen erlaubte.

DIE ENTSTEHUNG DER STRASSE
TÜBINGEN/LUSTNAU-ROTTWEIL-SCHAFFHAUSEN

Der Verlauf einer frühmittelalterlichen Straße in der genannten Führung, insbesondere der
Unterschied zu der älteren Straße der Peutingerkarte, wird klar aus den Zielen der jeweiligen
Eroberer des Landes östlich vom Schwarzwald, die hier Fernstraßen anlegten: der Römer und
der Franken. Erstefe stießen aus der Nordwestschweiz ins Limesgebiet vor, letztere kamen
vom nördlichen Oberrhein und benötigten eine Verbindung ins Bodenseegebiet und zu den
rätischen Alpenpässen. Der Schnittpunkt Rottweil war für beide Linien von Bedeutung; er ist
wie der Engpaß des Randenübergangs von Natur vorgegeben. Am Neckar dagegen hatte sich

51 Hans Maier: Die Flurnamen der Gemarkung Villingen im Schwarzwald. In: Schriften des Vereins
für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landesteile in Donaueschingen 17
(1928) Nr. 468 (diff. Nr. 175!).

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