Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0027
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

Ortsnamen, die auf -heim und auf -ingen enden, weisen in aller Regel auf die Merowinger-
und frühe Karolingerzeit zurück63. Umstritten ist aber, ob die -heim-Namen als Indiz für
fränkische Siedlungen gewertet werden können. In unserem Raum, der von -ingen-Namen
dominiert wird, erscheint dies nicht ganz unwahrscheinlich. In diesem Sinne äußerte sich auch
KldmM über die -heim-Namen in der Nordschweiz. Borgolte* sieht in der Aufreihung
Weilheim, Rietheim, Dürbheim, Balgheim und Aixheim zwischen Tuttlingen und Rottweil
ein Indiz für eine planmäßige fränkische Straßensicherung, das heißt, er nimmt hier eine
merowingerzeitliche Straße in Verlängerung der Kinzigtalstraße zur Donau an.

Der Ortsname Weilheim tritt an der untersuchten Linie dreimal auf: im Neckartal bei
Tübingen, unterhalb vom Hohenzollern sowie etwas abseits im Eyachtal an der Abzweigung
über die Alb. Letzterer Ort ist infolge der Zusammenlegung mit dem benachbarten Waldstetten
heute als Weilstetten auf der Karte eingetragen. Alle drei Dörfer liegen an der mittelalterlichen
Straße dort, wo diese als Teilstück auf eine römerzeitliche Straße zurückgeht - etwa unter
dem Hohenzollern - oder davon gekreuzt wird wie in den Tälern von Eyach und Neckar.

Als Hinweis auf fränkische Siedlungspolitik gelten nach Bethgei5 Ortsnamengruppen mit
der Endung -heim und bürokratisch-schematischen Bestimmungswörtern. Jänichen66 hat eine
Namensgruppe vom Bethge-Typus dort erschlossen, wo der Fernweg durch das erst spät
besiedelte, weil hoch gelegene Albvorland läuft, im Abschnitt vor dem Abstieg in die Neckar-
Prim-Niederung. Um Altheim, 768 und 785 erwähnt, Vorläufersiedlung der hochmittelalterlichen
Gründung Schömberg, liegen die Wüstungen Holzheim (785) und Northeim, heute Flur
»Norden«, Suntheim (1262), heute Sunthof, und Epfenheim (1275), heute Zepfenhan. In
diesem Gebiet südlich der Schlichem wurden bislang keine Reihengräber bekannt - im
Gegensatz zu Siedlungen im Altsiedelland vor der Alb wie Dußlingen, Niederhechingen67,
Bisingen, Heselwangen, Balingen, Endingen26, Waldstetten und Dormettingen. Bei der
Anlage der Siedlungen südlich der Schlichem war diese Bestattungsform offensichtlich bereits
aufgegeben. Die alten Patrozinien St. Peter in Altheim und St. Martin in Suntheim passen aber
sehr gut in die Zeit der fränkischen Durchdringung Alamanniens, ebenso wie St. Peter in
Dußlingen, St. Peter in Steinhofen und St. Martin im abgegangenen Niederhechingen am
Martinsberg.

Neben diesen Ortsnamen sind als Hinweis auf die fränkische Zeit noch einige Flurnamen
zu werten. Für die Pfalz hat Christmann^, für das Rheinland Schiitzeich'e/69 den Zusammenhang
der Namen »Stapel« und »Staffel« mit fränkischen Ding- und Gerichtsstätten aufgezeigt.
Nach Schützeichel führt der staffulus regis der fränkischen Volksrechte in die merowingische
Zeit zurück. Er bezeichnet die Stelle, wo das Königsgericht stattfand, und damit auch das
Gericht selbst. Diese auf eine frühe fränkische Rechtsinstitution hinweisenden Namen sind im
Rheinland häufig, finden sich aber auch in den Randgebieten Alamanniens belegt. Am
Oberrhein nennt Christmann™ St. Trudpert im Breisgau und Ebersheimmünster im Elsaß,
laut Urkunden von 1320 und 1552 mit »Staffelsteinen« als Zeichen der Blutgerichtsbarkeit.

63 Albert Gerlich: Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. 1986. S. 154.

64 Hans Kläui: Ortsnamen als Zeugen fränkischer Siedlungspolitik in der alamannischen Schweiz. In:
Studia Onomastica Monacensia 4 (1961) S. 469.

65 Adolf Bach: Deutsche Namenskunde 2. 1954. §467 S. 122.

66 Hans Jänichen: Siedlung im oberen Schlichemtal von der Merowingerzeit bis zum 19. Jahrhundert.
In: Alemannisches Jahrbuch 1955. S.29.

67 Nägele (wie Anm.32) erwähnt um 1898 ans Tageslicht gekommene Grabfunde. Vor einigen Jahren
wurden nach mündlicher Aussage bei der Uberbauung der nahen Anhöhe »Im Ezental« Funde gemacht,
die leider nicht gemeldet wurden.

68 Ernst Christmann: Von »Staffelsteinen« auf fränkischen Dingstätten. In: Pfälzer Heimat 3 (1952)
S.97.

69 Rudolf Schützeichel: Staffulus Regis. In: Die Grundlagen des westlichen Mittelhochdeutschen.
Studien zur historischen Sprachgeographie. 1976. S.340, 345 mit Anm. 40 und S. 362 ff.

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0027