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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0031
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

erbaut worden ist, erschien Alt-Tübingen der lokalen Forschung als fast unzugänglich vom
Neckartal her. Nur Meier77 hat hier die Zusammenhänge erahnt, wenn er vorsichtig andeutete:
»Uber Tübingen führte die Straße Straßburg ... Ulm, die hier das rechte Neckarufer gewinnt
(gemeint ist die Ammertalstraße, d. Verf.), aber es wäre doch nicht unmöglich, daß sich damit
schon früh die Straße Frankfurt-Zürich kreuzte, die vielleicht eine Zeitlang eingegangen war
und erst seit 1758, wenn auch zum Teil in verändertem Zuge, neu angelegt wurde.«

Als einzigen Hinweis darauf, daß eine Vorgängerin der Schweizerstraße durch das
Steinlachtal lief, sah Sydow*b die Erwähnung von Ofterdingen als Gerichtsplatz im 12. Jahrhundert
an.

DIE VERKEHRSWEGE DURCH TÜBINGENS INNENSTADT

Der Verkehr durch die Tübinger Innenstadt war bis vor kurzem für die Betroffenen ein
Ärgernis und ist heute weitgehend daraus verdrängt. Die frühen Verkehrsführungen waren ein
heiß umstrittenes Thema der lokalen Forschung. Sydowsb konstatierte, daß Tübingen keine
echte Durchgangsstraße besitze. Dies gilt für heute, nicht aber für die Frühzeit der Stadt. Die
heutige Verbindung nach Süden erhielt Tübingen erst im späten Mittelalter, als 1489 die
steinerne Brücke erbaut worden war. Man erreichte sie über die steile Neckargasse hinab. Für
die davorliegende Zeit ist hier ein Fernweg angesichts der veränderlichen Flußlandschaft um die
Steinlachmündung sehr unwahrscheinlich. Hier hat erst die Neckarregulierung Abhilfe geschaffen
.

Der bei Weidle*2 angegebene Höhenweg über Spitzberg und Osterberg ist allenfalls
vorgeschichtlich und braucht wie der Übergang über die Waldhäuser Höhe zum Kloster nach
Bebenhausen hier nicht diskutiert zu werden. Die Bedeutung der Straße durch das Ammertal,
zu allen Zeiten eine bedeutende West-Ost-Verbindung, ist unumstritten, nicht aber die
Verbindung von Tübingen nach Süden. Für Eimer*7 lag Tübingen nicht dem Neckar, sondern
ausschließlich dem Ammertal zugewandt. Gegen den Neckar sei es abgeriegelt gewesen.
Eimer bezweifelte deshalb, daß von Tübingen frühe Fernwege in südliche Richtungen
abgingen - sei es über die Alb hinweg zur Donau oder vor der Alb entlang nach Südwesten.
Für die Erschließung der südöstlichen Richtungen reichte tatsächlich der bereits seit römischen
Zeiten benutzte Neckarübergang bei Lustnau aus. Dennoch gab es eine nach Südwesten
abgehende Straße.

Nach Westen geht von der Tübinger Oberstadt südlich vom Schloßberg die Neckarhalde
hinab. Sydow sah in ihr ausschließlich den Nachbarschaftsweg nach Hirschau und weiter ins
Neckartal nach Wurmlingen oder Rottenburg. 1319 wird von Wurmlingen her ein »Tüwin-
gerweg« erwähnt; unter dem Spitzberg sind von Hirschau her aber keine Spuren eines
Altweges gefunden worden88. Ein Nachbarschaftsweg wurde die Neckarhalde erst nach
Fertigstellung der steinernen Brücke 1489. Dies läßt sich damit belegen, daß noch Ende des
16.Jahrhunderts für die obere Neckarhalde die Bezeichnung »gemeine Straße«, das heißt
allgemeine Straße, benutzt wurde. Eimer80 wunderte sich darüber und erklärte kategorisch,
daß hier nie eine bedeutende Verkehrsstraße gewesen sei. Die gleiche Bezeichnung kommt bei
Crusiusm im Bereich des Lustnauer Tores vor. L«z78 und Eimerm verwandten den Begriff zu
Unrecht, als sie eine Durchgangsstraße vom Schmiedtor zur Neckarbrücke suchten. Ein
Vorkommen der gleichen Bezeichnung 1715 beim Stiefelhof90 hängt mit dem Marktzugang
vom Ammertal her zusammen.

86 WieAnm.85, S.41, S.39.

87 Wie Anm. 80, S. 30.

88 Wie Anm. 80, S. 19, S. 30, S. 32.

89 Martinus Crusius: Annales Suevici 2. 1596. S. 199.

90 Reinhold Rau: Altstadt und Neustadt in Tübingen. In: Tübinger Blätter 36 (1948-1949) S.20.

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