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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0034
Eberhard Fritz

Pfarrers Johannes Müller (Molitor) aus Mägerkingen, die im Landeskirchlichen Archiv
Stuttgart aufbewahrt werden. Der Pfarrer, seit 1518 in Mägerkingen, war bei der Reformation
des Amtes Urach in den evangelischen Kirchendienst übergetreten. Zu seinem Freundeskreis
zählten Männer, die im Herzogtum Württemberg eine wichtige Rolle spielten, unter anderem
die Reformatoren Ambrosius Blarer und Johannes Brenz. So überrascht es kaum, daß Müller
neben seinem Bittschreiben um Verleibdingung an die Kirchenleitung in Stuttgart zugleich ein
Schreiben an den Kirchenrat Johannes Schietz schickte, in dem er ihn um Fürsprache bei der
Kirchenleitung bat.

Zwar haben die beiden Briefe nur am Rande mit der Reformation des Frauenklosters zum
Berg zu tun, aber sie stellen wichtige Zeugnisse für die Vorgänge im Laucherttal in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts dar. Als Betroffener berichtet Johannes Müller über seine Amtsgeschäfte
, angefangen von seiner Situation als katholischer Priester über die Einführung des
evangelischen Gottesdienstes und das Interim fast bis zum Ende der Regierungszeit des
Herzogs Christoph von Württemberg (1550-1568). Der Mägerkinger Pfarrer muß als entschiedener
Parteigänger Württembergs und der evangelischen Lehre gelten. Unter einer
gewaltigen Arbeitsbelastung verkündigte er in Mägerkingen, Hausen an der Lauchert und im
Kloster zum Berg die evangelische Lehre. Nach 1534 herrschten zunächst günstige Verhältnisse
: Es war nicht abzusehen, daß die Reformation der Herrschaft Gammertingen-Hettingen
nur Episode bleiben würde. Da im ganzen Amt Hettingen evangelische Prediger ihren Dienst
versahen, ließ sich die Abgeschiedenheit dieser Albgegend für den einzelnen Pfarrer leichter
ertragen. Was das Kloster zum Berg anbetraf, so wurde die Verkündigung des Pfarrers ganz
sicher dadurch erschwert, daß immer wieder Plünderungen von Seiten Württembergs vorkamen
. Dies wird das Ansehen des evangelischen Geistlichen wohl nicht sehr günstig beeinflußt
haben. Vielleicht liegt darin auch der Grund, weshalb die aus Mägerkingen stammenden
Nonnen Margarete Ackermann und Appolonia Koch sich nicht zum Austritt aus dem Kloster
entschließen konnten, obwohl ihr württembergisches Heimatdorf seit 1534 evangelisch war.

Nach der Rückeroberung der Herrschaft Gammertingen-Hettingen durch die Truppen
des Herzogs Alba gestaltete sich die Lage des Mägerkinger Pfarrers dramatisch. Mit Hausen
an der Lauchert zusammen bildete das Dorf nun eine württembergisch-evangelische Exklave,
umgeben von drei katholischen Herrschaften. Seit 1552 wurde das Amt Urach in zwei
Superintendenzen aufgeteilt; Johannes Müller stand als Superintendent dem Bezirk auf der
Alb vor6. Aus den Briefen ist unschwer zu entnehmen, daß diese veränderte Situation bei dem
Mägerkinger Pfarrer Verbitterung und Resignation auslöste. Während seiner langen Amtszeit
hatte er miterlebt, wie sehr sich das Verhältnis zwischen den Konfessionen verhärtet hatte.
Nun mußte er in einer schwierigen Lage seinen schweren Dienst tun. Übrigens klagten auch
spätere Pfarrer aus Mägerkingen über diese Schwierigkeiten; häufig war ihr Name bei der
Visitation auf dem Petentenzettel zu finden, wo sie unter Klagen und Jammern um eine
bessere Pfarrstelle im geschlossenen Gebiet des Herzogtums baten.

Priorin und Konvent des Klosters zum Berg schreiben an Herzog Ulrich7

Mariaberg, 12. Juli 1535
Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 477 Bü 4

Durchleuchtiger, hochgeborner fürst, gnädiger herr, euwer fürstlichen gnauden die gnadreiche
, trostliche hilff und frydsamkayt des waren seligmachers mit seiner göttlichen sterckung
und märung euwer fürstlichen gnauden fürstenthumbs zu aller behaglichait, loblicher regie-
rung und seligkayt, mit geduldiger erbiettung unsers armen und demütigen gebetts zuvor.

6 Diese Teilung wurde nach dem Ende der Amtszeit Müllers in Mägerkingen wieder aufgehoben.

7 Deetjen (wie Anm. 1), S.416 Anm.251.

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