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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0050
Herben Burkarth

Eine Zusammenfassung des Inhaltes der Chronik habe ich 1972 in der »Hohenzolleri-
schen Heimat« veröffentlicht. Ein größerer Teil des Textes, in neuzeitliches Deutsch übertragen
, findet sich in Karl Rudolf Eder: Mariaberg, Beiträge zur Geschichte eines ehemaligen
Frauenklosters. Sigmaringendorf 1991. Es soll nun an dieser Stelle die Chronik vollständig
und im Wortlaut ediert werden.

ZUR VERFASSERIN

Verfasserin der Handschrift war eine Angehörige des Mariaberger Konventes. Sicher hat
sie sich bei den Ehrwirdigen Closter Jungfrauen mitaufgezählt, gibt sich aber im Text
nirgends zu erkennen. Geht man die Liste der Klosterfrauen durch, so kommt als Autorin
eigentlich nur die damalige Subpriorin Frau M. Rosimunda Herter von Hertier in Frage. Im
Konventsverzeichnis hat sie sich hinter der Priorin an zweiter Stelle eingeordnet und
bezeichnet sich als Subpriorin und Kellerin. Den ihr zustehenden Titel »Wohlehrwürdig«
hat sie, wohl aus Bescheidenheit, weggelassen. Im Klosterarchiv hat sich der Profeßzettel
von Frau Rosimunda erhalten. Sie stammte aus Konstanz und ist 1655 ins Kloster eingetreten2
.

Die Verfasserin hatte nicht nur eine gewandte Schrift, sondern sie wußte sich auch
auszudrücken. Latein war ihr durchaus vertraut. Allem Anschein nach hatte sie vor dem
Eintritt ins Kloster eine gute Schulbildung bekommen. Ihre Ausführungen sind häufig
humorvoll, nicht selten bringt sie ihre eigene Meinung deutlich zum Ausdruck. Die Chronik
hat sie nicht nur allgemein zur Erinnerung geschrieben, sie wollte gleichzeitig die Erfahrungen
weitergeben, die sie beim Bauen gesammelt hatte: Wo es Steine gab, woher man Sand
bekam, welche Handwerker geeignet waren und was von der Nachbarschaftshilfe zu erwarten
war. Besonders eindrucksvoll ist, wie die Klosterfrauen es schafften, dieses große
Bauvorhaben zu finanzieren, obwohl sie zunächst keinerlei Geldmittel hatten.

Der Konvent konnte sich lange nicht entscheiden; die Haltung von Frau Rosimunda war
jedoch klar. Sie war von Anfang an für einen Neubau des Klosters und hielt jegliche
Renovation für uhntaughaftes Flickwerk. Sie kannte sich in allen Einzelheiten aus und hatte
alle Zahlen zur Hand. Es ist deshalb anzunehmen, daß sie auf Seiten des Konventes die
eigentliche Bauleiterin gewesen ist.

Gegen Ende ihrer Chronik schrieb sie: Was das hiesige Neue Gebeü von Ahnfang ahn,
das ist ab Anno 1682 vom September ahn bis zue Anfang Anni 1687 (da dies geschrieben
worden vnd von dannen ahn das überige khan auff gezeichnet werden) in allem gekost.
Demnach hatte sie nicht die Absicht weiterzuschreiben, sondern sie überließ es dem Konvent
, für eine eventuelle Fortsetzung zu sorgen. Es ist anzunehmen, daß Frau Rosimunda
damals ihre Ämter aufgegeben hat und eine Mitschwester die Bauleitung übernahm. Diese
hatte wohl kein Interesse daran, die Chronik fortzusetzen und war vielleicht dazu auch nicht
in der Lage.

Der beigegebene Plan des alten Klosters ist ein einzigartiges Dokument, denn es dürfte
nur selten einen ähnlichen Plan von einem vorbarocken Kloster geben. Die Legende stammt
von der Hand unserer Chronistin und es besteht eigentlich kein Zweifel, daß sie den Plan

2 Der Profeßzettel wurde am 23. Mai 1655 geschrieben von Maria Rosamunda Herter von Hertier aus
Konstanz, Baronesse. Er hat den Zusatz: ist jubilaea worden. Das bedeutet, daß sie 1705 die 50jährige
Profeß feiern konnte. Die Herter von Hertier waren ein geadeltes Geschlecht in der Stadt Konstanz. Der
Freisitz Hertier, nach dem sich das Geschlecht nannte, liegt in der Gemeinde Tägerwilen im Thurgau.
Angehörige der Familie hatten im 16. und 17. Jahrhundert Sitze im kleinen und großen Rat der Stadt
Konstanz. Im 18. Jahrhundert ist die Familie ausgestorben. Auch in Uberlingen gab es einen Zweig, der im
19. Jahrhundert ausgestorben ist. Es ist nicht möglich, Frau Rosimunda einer bestimmten Familie
zuzuordnen, da in Konstanz keine Kirchenbücher mehr vorhanden sind.

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