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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0053
Die Bauchronik des Klosters Mariaberg

Nachdem das Löbl. Closter Marienberg altershalber mehisten theil sehr baufellig vorden,
ist man zwar vil iahr mit Gedanken Vmbgangen solches zu reparieren und sind zue disem End
etliche Rißlein oder Modell von ein Und anderm Bauverstenden hierzue auffgesezt vorden.

Weilen aber iederzeit die hierzue nohtwenidge Baumitteil ermangleten Und die geringe
Jährliche Einkünften khaum sich auff die nohtwendige Vnderhaltung des Conuents Vnd
starken Hoffgesindes erstreckte, als sein dise gedanken sine efectu gedancken verbliben und in
das weite Feld etwan zuekünfftigen Glücks verwiesen vorden.

Bis endlich anno 1681, auff zuesprechen vnd einrahten des dermahligen Prioris6 in
gemeldem Gotshaus, sich die WohlEhrw. Frau Maria Fischerin Priorin, sambt ihrem Conu-
end hierzue etwas genaigteres zuerzaigen, von der vhnmüglikheit zue bauen ringere gedank-
ken zue faßen, vnd theils die große Nohtwendigkheit zue bauen, theils die der mahligen
gueten verständnüß mit der vmbligenden Nachbarschafft und hiervon verhoffender gutwilliger
vnd nachbarlicher beyhilff, in consideration zuezihen angefangen, vorauff dan bald nach
besichtigung des ohrts ein neuer ausführlicher Grundriß eines ganz Neuen Closters (. Weilen
auff das alte gemeür etwas dauerhaffts und wohlstendigs zue bauen nit rahtsam schine, vnd
sonsten ein Reparierung des alten irregulär Gebaüs nebenst grosen Vnkosten nur ein Uhn-
taughafftes Flickwerk sein würde.) von dem dazumahl in dem Gottshaus Zwifalten verdingten
berühmbten Baumaister Michel Thum aus dem Bregezer Walt auffgesezt worden7.

So dahn vahr nun zwar ein Modell vnd Riß künftiges Closters vorhanden, aber ahn hierzu
Nohtwendigen Materialien vnd forderst ergiblicher Geltmittell, var nichts da; Ahn Bauholz
nit ein stammen in ganzen hirher geherigen Waldungen8. Von Sand das bis dato von nöhten,
wurde von Harthausen anhero gefihrt vnd der sack voll Uhm 5 bis 6 Kr. bezahlt. Vhnge-
schoffner ackerstein vahr zwar hin und her auff den Feldern ein ziemblicher Voraht, aber von
einem Steinbruch, gebrochnen steinen, vie auch Tuffstein, so in der Nähe, volten auch die
ältesten nichts wißen:

Weilen das ganze alte Kloster Gebeü, so mehrentheils in Rigelwänd bestünde, allein aus
zuesamen gelesenen ackerstein vnd Kuglen erbaut var.

Den Kalch zue brennen stund ein vnbedekter offen hinder dem sogenanden gelend. So
iedes mahl dar man vollte ein brand thun, viderumb zue for muste ausgeflickt werden.

Weilen es nuhn ahn aignen vnd Menschlichen Mittlen vorhabendem Gebeü die hand
anzulegen allerseiht volte ermanglen, also erhebte mahn desto eyfferiger die gedanken Und
Hoffnung zue Gott vnd Guther Leuhten Barmherzigkheit. Absinderlich veilen Ihr Hochwürden
vnd Gnaden Herr Praelaht zue Zwifalten H.Joan Martin als Hiesiger Gottshaus Marienberg
Oberer Und Visitator, nit allein geschöpfftes Vornemmen guet geheißen und bewilliget,
sondern auch alle mügliche assistenz Und Beyhilff ganz gnädig zue gesagt, ohne dessen dan
mann sunst gevißlich niemahlen sich eines so schweren verks wurden Underfangen haben.

Dem nach vurden ohne Verzug mit gnädigem Consens Und hierzue ertheilten Recommen-
dations patenten (. guet deutsch Bettelbriefen.) etwelche Closter Frauen nach vnd nach
ausgesend ein bausteur einzusamblen.

6 Prior und Beichtvater war damals P. Arsenius Sulger, der bekannte Historiker. Er hat sich unter
anderem mit der Geschichte des Klosters Mariaberg beschäftigt. Vgl. Hermann Josef Pretsch: P. Arsenius
Sulger OSB (1641-91), Beichtvater im Frauenkloster Mariaberg von 1686. In: Karl Rudolf Eder:
Mariaberg, Beiträge zur Geschichte eines ehemaligen Frauenklosters. 1991. S. 187.

7 Michael Thumb, geboren um 1640, verstorben 1690 in Bezau, war einer der bedeutendsten Vorarlberger
Baumeister. Die Mariaberger Bauchronik berichtet, daß er dazumahl in dem Gottshaus Zwifalten
bedingt war. Der Entwurf für die Mariaberger Klosteranlage ist das Werk von Michael Thumb. Franz
Beer hat später einen neuen Plan für die Kirche gemacht.

8 Diese Behauptung erscheint zunächst unglaubwürdig, war doch das Kloster im Besitz des ganzen
heutigen Staatswaldes Mariaberg, ca. 160 Hektar. Es wurde jedoch laufend eine so große Menge
Brennholz benötigt, daß jeder Baum, der eben stark genug war, gefällt wurde. Von einer vernünftigen
Forstwirtschaft konnte noch keine Rede sein.

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