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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0085
Großbayer und die Maler

Jetzt hatte sich der neu vermählte Maler, der sich bisher als Constantiensis (Konstanzer)
gefühlt hatte, in Hechingen niedergelassen, und hier begann die fruchtbarste Symbiose, die
Großbayer erlebte, zwanzig Jahre der Zusammenarbeit25.

Ein Vorspiel ergab sich wohl in Starzein, wo man in Großbayer sicher zu Recht den
Baumeister der Johannes-Kapelle vermutet, die 1759 entstanden war. Von den Fresken Dents
allerdings ist nichts als eine blasse übermalte Erinnerung übriggeblieben26.

1767 schloß die Gemeinde Weilheim bei Hechingen einen Vertrag mit Großbayer über
»Reparation und Erweiterung« der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung27. Die auf drei Langhausjoche
verlängerte Kirche, deren quadratischer Chor erhalten blieb, bot Raum für ein Chorfresko
auf der Grundlage dieses Quadrats und drei schmale Deckengemälde in den flachen
Kuppeln des Kirchenschiffs. Die Bildbegrenzungen dürfte - wie die bescheidene Stuckausstattung
- der Baumeister mitbestimmt haben. Insbesondere begegnen uns hier erstmals die
tulpenförmigen Zwickelbilder, die für den Maler nicht eben günstige Voraussetzungen
schaffen. Sie werden von nun an geradezu zum Kennzeichen für die Großbayer-Kirchen,
ebenso wie die abgerundeten Raumecken, die dreipaßförmigen Triumphbogen und die
eingezogenen Bogenabschlüsse der Fenster.

Trotz des marianischen Patroziniums der Kirche bestellen die Auftraggeber für die
Deckenfresken kein Marienprogramm, sondern Szenen aus dem Leben Jesu und dem Neuen
Testament, beginnend mit dem Abendmahl im Chor, mit der Auferstehung im östlichen und
der Ausgießung des Heiligen Geistes im mittleren Joch des Schiffes. Erst hier findet, nach der
Bildtradition des 18. Jahrhunderts, Maria ihren Platz in der Mitte von Aposteln und
Gemeinde. Und erst über der Orgelempore bleibt ein bescheidener Platz für den der
ländlichen Bevölkerung lieben Heiligen Wendelin.

Während Großbayer in Weilheim baut, betraut man ihn mit dem Umbau der Pfarrkirche
St. Stephan in Melchingen, zunächst nach dem vorliegenden Plan des Tiberius Moosbrugger
aus Marchtal28. Es entsteht aber eine typische Großbayerkirche, die der Baumeister - als
einzige - auch selbstbewußt unter der Empore signiert. Zunächst allerdings verlangt die
fürstenbergische Gemeinde von dem ausländischen Baumeister aus Hechingen eine Garantie
in Höhe von 2000 Gulden, die seine Heimatgemeinde Haigerloch absichert29.

Dent ist dort bekannt, und man verläßt sich auf das theologische Programm, das für die
Fresken in Weilheim festgelegt worden ist. Nur für das große Chorfresko bestellt man eine
Geburt Christi, das einzige Thema aus dem Leben Jesu, von dem es eine frühere Bearbeitung
durch Dent in Egesheim gab.

In Weilheim nimmt an der beherrschenden Chor-Decke die Darstellung des Abendmahls
einen im Grunde durch das Quadrat bestimmten Raum ein, wenn auch der Stuckrahmen diese
Grundform in etwas zopfig-steifen Rokoko-Kurven überspielt. Der Raum erhält Licht von
einem Fenster mit Butzenscheiben am rechten Rand, so wie das auch Wegscheider immer
wieder gemalt hat30. Sein Format läßt Dent auf die Darstellung der Tischgemeinschaft
verzichten. Er gruppiert Christus und die Apostel stehend und kniend vor der Tafel. Judas,
der sich aus der Runde entfernt und vor Scham sein Gesicht verdeckt, erreicht eben die

25 Pfeffer (wie Anm. 24).

26 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S. 35.

27 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S. 36 u. Anm. 115.

28 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S. 37.

29 W. F. Laur (wie Anm. 3) S. 28 f.

30 Edeltraut Spornitz: Joseph Ignaz Wegscheider. In: Hohenzollerische Jahreshefte 19 (1959)
S. 185-274. - Spornitz sieht Dent ganz im Schatten Wegscheidel und spricht ihm die Selbständigkeit -
ungerechtfertigterweise - ab.

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