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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0160
Wolfgang Schaffer

ger Konventualinnen zu erwarten. So hatte im August 1858 noch keine Schwester die
Zulassung zum erforderlichen Lehrerinnenexamen erhalten; Regens Mast erklärte sich
schließlich sogar prinzipiell bereit, Clara Ungelehrt wieder nach Empfingen zurückzusenden,
welche immerhin schon die Prüfung in Sigmaringen absolviert hatte39. Die hier bestehende
Unsicherheit wurde noch verstärkt durch das Ergebnis eines Schulbesuches des Dettinger
Pfarrers Ignatz Kock, dessen eher negatives Urteil nach Einschätzung Dekan Göggels nur das
Echo auf eine Bemerkung des Regierungspräsidenten von Sydow darstellte, der sich abwertend
über den Dialekt der Empfinger Kinder geäußert hatte. Ganz im Gegensatz hierzu gingen
etwa Dekan Göggel sowie der Pfarrer und Schulkommissar Kotz davon aus, daß gerade die
württembergische Herkunft der Rottenburger Schwestern sich eher von Vorteil erweisen
würde. Indessen dürfte es noch eine gute Zeit anstehen, bis man in Hohenzollem und auch in
Empfingen den preußischen oder herlin''sehen Dialekt wird sprechen gelernt haben, was für
eine gute Schule in Hohenzollem nicht gerade notwendig sein wird*0.

Das Provisorium in Empfingen hatte dennoch auch in den nächsten Monaten Bestand und
eine grundsätzliche Regelung des Verhältnisses der Schwesternniederlassung zur Regierung
stand weiterhin aus. Anfang 1860 stellte sich darüber hinaus ein weiteres Problem heraus, das
auch den geistlichen Bereich zu tangieren drohte: Pfarrer Lanz hatte zwar niemals ein
sonderlich freundliches Verhältnis zu den Schwestern gehabt, doch war dies noch schlechter
geworden, seitdem er sich mit seinem - den Schwestern immer gewogenen - Vikar Marx
zerstritten hatte. Der Rottenburger Regens Mast ging in seinen Vermutungen sogar so weit,
daß er es für möglich hielt, daß sogar die Sigmaringer Regierung von diesem Verhältnis
Kenntnis haben könnte und eben deshalb das kleine Kloster nicht Wurzeln fassen konnte. Er
regte daher die Neubestimmung eines auswärtigen Beichtvaters an41.

Die unsichere Zukunft der Empfinger Schulschwestern scheint letztlich doch ihre negativen
Einflüsse auch auf die Qualität des Unterrichts gehabt zu haben. Eine Schulprüfung im
Sommer 1860 erbrachte im Hinblick auf Können und Wissen der Schüler ein wenig ansprechendes
Resultat, und auch Ordnung und Disziplin wurden als nur gering bezeichnet. Selbst
Oberamtmann Emele, der den Schwestern ansonsten durchaus mit Sympathie gegenüberstand
und kein Hehl daraus machte, daß für die zum Teil verkommene weibliche Jugend in
Empfingen Lehrerinnen unverzichtbar seien, mußte schließlich einräumen, daß offenbar die
Empfinger Schwestern ihrer Aufgabe nicht zu genügen vermochten. Die Regierung zog
hieraus ihre Schlüsse: Mit dem Wintersemester 1860/61 sollte der Ort anstelle der Schulschwestern
wieder einen Provisor erhalten42.

39 BAF B 5/248; vgl. StA Sig Ho 235 XI C 198. - Auch weitere Bemühungen des Ordinariates führten
zu keinem Erfolg. Ganz im Gegenteil erklärte sich die Sigmaringer Regierung noch im Dezember 1859 für
nicht zuständig und verwies auf das Provinzial-Schulkollegium in Koblenz. Noch im Februar 1860 hatte
die Sigmaringer Behörde indes keinerlei Bescheid über eine evt. Prüfung in Koblenz erhalten.

40 BAF B 5/248. - In einem Schulrezeß vom 14. 4. 1858 hatte sich auch Kotz dezidien für eine
Beibehaltung der Rottenburger Schwestern vor allem wegen der mit den Empfinger Schülerinnen
gemeinsamen Muttersprache ausgesprochen: Um den Anfängern in der Muttersprache verständlich zu
werden, muß in der Elementarschule von vornherein an die Mundart (Dialekt) des Kindes angeknüpft,
diese mit der reinen Aussprache verglichen und durch alle Abteilungen hindurch auf die Büchersprache
zurückgeführt werden. An die schwäbische Mundart anzuknüpfen, und die Sprechübungen in diesem
Verständnisse zu leiten, ist eine preußische Schulschwester durchaus nicht in der Lage (ebd.).

41 Ebd. - Mast engagierte sich als Superior des Schulschwesternklosters bei St. Joseph. Auch Dekan
Göggel teilte seine Einschätzung des schlechten Verhältnisses zwischen Pfarrer und Kloster und schlug
sogar eine Versetzung des Pfarrers nach Trochtelfingen vor. Indes wollte das Ordinariat nicht unnötig
Staub aufwirbeln und empfahl, zunächst noch abzuwarten, zumal Vikar Marx mittlerweile versetzt
worden sei. Der Einsetzung eines neuen auswärtigen Beichtvaters stimmte es zu.

42 StA Sig Ho 235 XI C 198. - Dekan Göggel sah den Ablauf der Schulprüfung zwar längst nicht so
negativ wie Emele, doch hielt auch er mittlerweile weiteren Widerstand gegen die Pläne der Regierung für
sinnlos (BAF B 5/248).

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